Vom Nestflüchter zum Nestfaller: Junge Schleiereule in Guggenberg nach Absturz gerettet

Junge Schleiereule in Guggenberg
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Impressionen aus Eichenbühl-Guggenberg (18.08.2016).

Wer den Ortsnamen Guggenberg hört, denkt wohl in erster Linie an den geräumigen Golfplatz in der Nähe des Eichenbühler Gemeindeteils mit schöner Aussicht ins Erftal, zum Odenwald und Spessart.

Vielleicht kennt man auch die Kreismülldeponie in der Nachbarschaft oder die sieben exponierten Windkraftanlagen unweit der Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg.

Im Ort selbst erinnern imposante Bauernhäuser, Scheunen und Gärten an die einstige Dominanz der Landwirtschaft auf der Odenwaldhöhe.

Die meisten Arbeitnehmer Guggenbergs pendeln heute in die Landkreise Neckar-Odenwald, Main-Tauber und Miltenberg.

Altehrwürdige Bildstöcke und die kleine Kirche "St. Michael" sind Zeugen der Volksfrömmigkeit früherer Generationen in Guggenberg.

Das neue Feuerwehrhaus und der abwechslungsreiche Kinderspielplatz nebenan sind ein besonderes Schmuckstück.

Sympathisch sind die Menschen hier. Ihre Liebe zur Natur, zu Tieren und Pflanzen spürt man bei der Begegnung und im Gespräch.

"Wenn Sie eine junge Schleiereule sehen wollen, dürfen Sie gern mal mitkommen!" - begrüßt mich Frau Anni Gärtner vor ihrem blumenumsäumten Bauernhof.

Nach wenigen Minuten entdecke ich den Jungvogel zwischen Stall und Scheune auf einem kleinen Wiesenstück.

Anni Gärtner und ihre Familie haben eine Vorliebe für Eulen aus Keramik und für echte Eulen.

Ein Eulenloch in rund sieben Meter Scheunen-Giebelhöhe verrät, dass hier Eulen gern gesehen und geduldet sind.

Der besagte Jungvogel habe wohl bei seinen ersten Flugversuchen nicht die Kurve gekriegt und sei vielleicht abgestürzt, vermutet Frau Gärtner.

Noch etwas benommen bewegt er sich auf dem Boden, versteckt sich hinter Sträuchern und freut sich auf bereitgestelles Fressen sowie auf Wasser in einer Schale.

Die Familie Gärtner steht in Kontakt mit einem Eulen-Experten in der Region.

Alle sind zuversichtlich, dass die junge Schleuereule wieder zu Kräften kommt und sich bald in die Lüfte in und um Guggenberg erheben kann.

HINTERGRUND: DIE SCHLEIEREULE

( nach NABU)

Die Schleiereule war Vogel des Jahres 1977

"Äußerlich lässt sich die Schleiereule bereits durch ihren herzförmigen, weißen Gesichtsschleier von allen übrigen Eulen gut unterscheiden. Auch ihre Federn und Zehen sind verschieden. Ohrfedern fehlen, die Augen sind relativ klein und schwarz.

Die Schleiereule wählt ihre Brutplätze innerhalb menschlicher Siedlungen. Daraus ergibt sich eine besondere Verantwortung für uns, um diese in unmittelbarer Nähe des Menschen brütende, dennoch aber empfindliche Vogelart, zu erhalten.

Name und Verwandtschaft

Die Schleiereule (Tyto alba) besitzt aufgrund zahlreicher morphologischer Besonderheiten eine systematische Sonderstellung: Sie wird als eigene Familie der Schleiereulen (Tytonidae) den übrigen Eulen gegenüber gestellt.

Kennzeichen

Äußerlich lässt sich die Schleiereule bereits durch ihren herzförmigen, weißen Gesichtsschleier von allen übrigen Eulen gut unterscheiden. Auch ihre Federn und Zehen sind verschieden. Ohrfedern fehlen, die Augen sind relativ klein und schwarz, die Gefiederunterseite weiß bis gelbbraun und ungefleckt.

Lautäußerungen

Am auffälligsten ist der kreischende, lang gezogene Revierruf des Männchens. Zur Warnung ruft die Schleiereule hastig kraich-kraich, in Abwehrsituationen ist Fauchen und Schnabelknappen zu hören.

Nahrung

Schleiereulen erbeuten hauptsächlich Kleinsäuger wie Feld- und Spitzmäuse, seltener Vögel und vereinzelt Amphibien, Reptilien und Großinsekten. Unverdauliche Nahrungsbestandteile (Knochen, Haare) werden in Form von so genannten Gewöllen ausgewürgt.

Lebensraum

Die Kombination von geeigneten Brutplätzen und günstigem Jagdgebiet ist für die Auswahl eines passenden Lebensraums ausschlaggebend. Einzeln stehende, exponierte Gebäude (z.B. Kirchtürme und Scheunen) werden als Brutplatz bevorzugt. Zur Jagd sucht die Schleiereule offenes Gelände auf, wie beispielsweise am Rand von Siedlungen oder entlang von Straßen und Wegen.

Fortpflanzung

Die Schleiereule brütet in Abhängigkeit von Mäuse-Gradationsjahren ab Ende März, meist jedoch erst Anfang Mai. Nach 30 bis 34 Tagen schlüpfen die jungen Eulen aus den länglichen weißen Eiern. Mit 11 bis 14 Tagen öffnen sie ihre Augen und verlassen nach etwa 60 Tagen das Nest. Zweitbruten und gelegentlich auch Drittbruten - je nach Mäusejahr - konnten nachgewiesen werden.

Verbreitung

Die Schleiereule ist in fast allen Regionen der Erde verbreitet (annähernd holarktisch). Im Norden reicht das Verbreitungsgebiet bis zur borealen Zone und nach Süden bis in die Tropen und in Wüstengebiete. In Mitteleuropa ist sie ein verbreiteter Brutvogel tief gelegener, relativ waldarmer Siedlungsgebiete.

Bestand

Der europäische Bestand umfasst 110.000 bis 220.000 Brutpaare, wobei Schwerpunkte in Spanien und Frankreich - aber auch in Deutschland - liegen.

Hierzulande brüten wieder zwischen 11.000 und 17.000 Paare.

Nachdem die Schleiereule in den 70er Jahren als stark gefährdet galt, hat sich ihre Zahl dank gezielter Schutz- und Hilfsmaßnahmen erfreulich positiv entwickelt.

Die Wahl zum Vogel des Jahres hatte 1977 eine Welle von Aktivitäten zum Schutz und zur Vermehrung der Schleiereulen ausgelöst, besonders durch die Schaffung von Brutplätzen, aber auch durch Information und Aufklärung der Bevölkerung über Schutzmöglichkeiten vor Ort.

Gefährdung

Die Schleiereule ist in hohem Maße von Bewirtschaftungsformen in der Agrarlandschaft abhängig, mit denen Kleinsäugerbestände in engerem Zusammenhang stehen.
Die in den letzten Jahren deutlich gestiegene Anwendung von Rodentiziden (Pestizide gegen Nagetiere) lässt zunehmende Gefährdungen befürchten.
In der Vergangenheit sind Brutplätze oftmals durch Abbruch, oder im Zuge von Sanierungsmaßnahmen an Kirchen, Scheunen und Dächern verloren gegangen.

Forderungen zum Schutz

Eine reich strukturierte Kulturlandschaft mit reduzierter Ausbringung an Bioziden ist die Grundvoraussetzung für eine stabile Schleiereulen-Population. Sie käme gleichzeitig vielen anderen Arten der offenen Feldflur zugute.

Das Anbieten von Nisthilfen kann sich ebenfalls positiv auswirken, wo geeignete Brutplätze rar sind.

Durch Kooperation mit Landwirten (Brutplätze in Scheunen, Ställen) wie auch mit den Kirchen (zugänglich machen von Kirchtürmen) ist Schleiereulenschutz vor Ort schon mit einfachen Mitteln machbar. "


Weitere Informationen folgen!

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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