Zukunft gestalten
Zukunftskongress der Caritas St. Johannes e.V.

„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“

Mit diesem Zitat von Albert Einstein luden wir als Caritas Sozialstation St. Johannes e.V. am 19.06.2021 zum Zukunftskongress in die Frankenhalle in Erlenbach/Main ein. Darüber hinaus konnten sich Interessierte auch virtuell zuschalten – der Kongress fand als hybride Veranstaltung statt. Selbstverständlich wurden bei der Durchführung in der Frankenhalle alle aktuell geltenden Hygiene- und Abstandsbestimmungen eingehalten.

Viele Gäste aus dem Landkreis Miltenberg waren gekommen, um sich über die Themen wie z.B. die Stärkung des ländlichen Raums, die örtliche Nahversorgung / Infrastruktur, die Gesundheits- und pflegerische Versorgung, sowie die Bildung und auch die Digitalisierung auszutauschen und gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten.

Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch die Moderatorin Beatrice Brenner (Bundesverband Mittelständische Wirtschaft) richtete sich die ehemalige Bundesfamilien- und Gesundheitsministerin Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr per Videobotschaft an die Teilnehmer*innen und ermutigte sie, die Digitalisierung auch älteren Menschen der Gesellschaft zugänglich zu machen. Hiervon handelt auch der 8. Altersbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit dem Titel „Ältere Menschen und Digitalisierung“.

Nach dem erfolgten Grußwort des ersten Bürgermeisters von Erlenbach, Michael Berninger, ergriff Landrat Jens-Marco Scherf das Wort und stellte fest, dass der Zukunftskongress genau zur richtigen Zeit initiiert wurde, um sich über die aktuellen Herausforderungen auszutauschen. Diese hat die Caritas Sozialstation Erlenbach in der Einladung als Themen bereits entsprechend treffend formuliert.

Der erste Vorsitzende unserer Caritas Sozialstation, Gerhard Schuhmacher, beschrieb den demographischen Wandel als Chance, die es zu Nutzen gilt. Durch den Auf- und Ausbau der Vernetzung ehrenamtlicher Strukturen und die professionelle Unterstützung kann es uns gelingen die Lebensqualität vor Ort erheblich zu verbessern. Mit dem Slogan „Miteinander + Füreinander = Sozialgenossenschaft“ stellte Herr Schuhmacher seine Vision zur Sozialgenossenschaft Miltenberg vor. „Sozialgenossenschaften bieten sich als Organisationsform für Projekte an, bei denen sich Bürger zusammenschließen, um im Rahmen der Selbsthilfe oder für andere Menschen soziale Aufgaben zu übernehmen, die ein einzelner aufgrund der damit verbundenen Investitions- und Betriebskosten nicht übernehmen kann: Gemeinsam seine Ziele besser zu erreichen als im Alleingang, das ist der Grundgedanke einer jeden Genossenschaft…“ definierte er das Projekt und erhielt von vielen Seiten Zustimmung. Auch die Möglichkeit einer Projektförderung wurde auf Anfrage beim Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales im Rahmen der „Zukunftsinitiative Sozialgenossenschaft“ in Aussicht gestellt. Der Bedarf und das Interesse sind groß; daher ist eine Umsetzung bis Anfang 2022 geplant.

Die nachfolgenden Redner Bernd Rützel (MdB SPD), Berthold Rüth (MdL CSU) und Armin Beck (Bündnis 90/Grüne) gingen in Ihren Redebeiträgen unter anderem auf die Verbesserung der Pflege, sowie den Ausbau der Infrastruktur im ländlichen Raum ein. Bernd Rützel stellte fest, dass Pflegekräfte neben Prämien und einer besseren Bezahlung, auch die Gewissheit brauchen, dass Kollegen*innen da und freie Tage möglich sind. Dies sind die wichtigsten Faktoren, um dem bestehenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Neben der Pflege sprach er ein für ihn weiteres wichtiges Thema an. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist inzwischen nicht mehr nur ein Thema in den Städten, sondern bereits auf dem Land abgekommen. Diesem Bedarf gilt es gerecht zu werden und entsprechende Angebote vorzuhalten. Berthold Rüth ging in seinem Redebeitrag auf die Corona-Pandemie ein und erklärte, dass wir mit „Impfen, Abstand, Testen und Maske“ eine Chance haben die Pandemie in Griff zu bekommen. „Junge Menschen brauchen wieder Freiheit“ erklärte er den anwesenden Gästen des Kongresses. Die Digitalisierung muss gerade im schulischen Bereich vorangetrieben werden; die Schulen sind mit der bestehenden EDV nicht für den digitalen Unterricht zu Hause ausgelegt. Armin Beck verdeutlichte im Anschluss daran wie wichtig es ist, die Mobilität im ländlichen Raum auszubauen und zu stärken. Gerade Ausbildungsplätze werden unter Berücksichtigung der Erreichbarkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ausgewählt, da Auszubildende (m/w/d) häufig noch keinen Führerschein besitzen, um die entsprechende Flexibilität mitzubringen. Daneben sei es, nach erfolgten Gesprächen mit Spediteuren und Unternehmen, wichtiger die digitale Infrastruktur auszubauen, als das bereits schon umfangreiche Straßennetz.

Im Anschluss der Redebeiträge richtete die bayerische Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, noch ein paar Worte per Videobotschaft an die Gäste. „Im Mittelpunkt der Digitalisierung muss immer der Mensch stehen. Digital braucht Sozial, denn Digitalisierung soll und darf kein Ersatz für menschliche Nähe sein“. Mit diesem Worten gingen die Gäste in die Pause, um sich für die Arbeitsgruppen am Nachmittag zu stärken.

Bevor es jedoch in den praktischen Teil des Tages ging, lauschten nach der Pause alle gespannt der Ansprache des Ehrengastes Prof. Dr. Klaus Töpfer (Bundesminister a.D.). Er hatte extra für die Veranstaltung seinen Nordseeurlaub unterbrochen und eine siebenstündige Fahrt auf sich genommen, um sein Versprechen zur Teilnahme einzuhalten. Die Ausführungen seines Vortrages reichten von der Gründung der Caritas bis hin zu den Fluchtbewegungen auf dem afrikanischen Kontinent. Mit Erstaunen nahmen die Teilnehmer*innen die Information auf, dass sich die Weltbevölkerung seit dem Jahr 1938 von ca. 2,5 Milliarden auf rund 8 Milliarden Menschen erhöht hat. Er bedauerte, dass die großen Industrienationen der Welt den afrikanischen Staaten keine geeigneten Mittel zur Verfügung stellen, um Ihre Situation nachhaltig verbessern zu können. Bei der Entwicklung von Techniken muss unbedingt darauf geachtet werden, dass diese Arbeitsplätze schafft und globalisierungsfähig ist. Der Klimawandel trage sein Übriges dazu bei, die Situation durch immer länger andauernde Trockenperioden zu verschärfen. Seiner Aussage nach gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen der Armut und der Umweltbelastung.
Daneben ging er in seiner Rede auch auf die Ausführung ehrenamtlicher Tätigkeiten ein. „Ehrenamt muss sich bestätigen“ so seine eindeutige Meinung. „Denn Bedeutungslosigkeit ist das Schlimmste was passieren kann! Am Ende seiner Ansprache wurde er mit anhaltendem lauten Beifall belohnt und mit einem Weinpräsent in den wohlverdienten Urlaub verabschiedet.

Der Nachmittag des Zukunftskongresses der Caritas Sozialstation St. Johannes e.V. stand ganz unter dem Caritas Jahresmotto #DasMachenWirGemeinsam!. In vier verschiedenen Arbeitsgruppen wurden Ideen ausgetauscht und verschiedene Gedankenansätze diskutiert. Diese Gedanken, Wünsche und auch Lösungsansätze zu den Themen „Förderprogramme zur Digitalisierung und Regionalstärkung“, „Regionale (Senioren)App Alltagshelfer – Nutzen für die Anwender und Gedanken zur Weiterentwicklung“, „Digitalisierung im ländlichen Raum – Chancen für die Versorgung in den eigenen 4 Wänden“ und „Erhalt und Ausbau der örtlichen Nahversorgung, Infrastruktur und des öffentlichen Nachverkehrs / Visuelle Darstellung von Einrichtungen durch die Digitalisierung“ wurden zusammengetragen und anschließend dem Plenum vorgestellt. Fragen der Anwesenden, wie auch die der digital teilnehmenden Gäste konnten nun beantwortet werden.

Den Abschluss der Veranstaltung gestalteten Frau Brenner und Herr Schuhmacher gemeinsam und entließen die Gäste zeitgerecht für das anstehende EM-Deutschlandspiel gegen Portugal. Wir fanden es war eine gelungene Veranstaltung mit beeindruckenden Persönlichkeiten und Redebeiträgen, sowie guten Ergebnissen aus den Arbeitsgruppen.

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