Bildergalerie und Essay.
Die Könige kommen (nicht mehr)! - Winterliche Kindheits-Erinnerungen an den Dreikönigstag.

„Die heiligen drei König mit ihrigem Stern / die kommen gegangen, / ihr Frauen und Herrn! / Der Stern gab ihnen den Schein. / Ein neues Reich geht uns herein!“ - Krippenszene in der Kirche des Klosters Engelberg bei Großheubach im Landkreis Miltenberg.
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  • „Die heiligen drei König mit ihrigem Stern / die kommen gegangen, / ihr Frauen und Herrn! / Der Stern gab ihnen den Schein. / Ein neues Reich geht uns herein!“ - Krippenszene in der Kirche des Klosters Engelberg bei Großheubach im Landkreis Miltenberg.
  • hochgeladen von Roland Schönmüller


Klirrende Kälte, keuchende Könige,
kolossale Krippen, klingende Kassen,
Kaspar & Co.

Als Sternsinger unterwegs
in den 1960er Jahren im verschneiten Franken

 Heuer ist es rund um den sechsten Januar alles ganz anders.

Die Sternsinger werden - Corona-bedingt - nicht von Haus zu Haus ziehen, weder an Wohnungstüren klingeln, noch ihr traditionelles Lied zum Besten geben und keine Inschrift (20 C + M + B 21 ) mit Kreide anschreiben.

Im Flur oder Wohnzimmer wird es zuhause nicht nach Weihrauch und angezündeter Kohle der „geweihten Gäste“ riechen. Selbst ein Segensgebet und der obligatorische Neujahrswunsch von den drei kirchlich „Ausgesandten“ mit ihrem Stern(träger) werden fehlen.

Hiesige Pfarreien haben 2021 glücklicherweise andere Möglichkeiten gefunden, wie gemeinnützige Spenden der Bevölkerung an die Kinder und Jugendlichen in Not gelangen.

Vor der Pandemie war alles anders - auch bei uns.

In Aussendungs-Gottesdiensten, wo auch das sogenannte und heilkräftige Dreikönigswasser geweiht worden war, wurden die Sternsinger-Gruppen seit den 1950er Jahren bereits am Vortag des Epiphanias-Festes feierlich entsandt, so auch in Franken.

Ein Mitwirkender erzählt:

"Die eine Gruppe war für den Pfarrort selbst und den einen Weiler zuständig.

Die andere Gruppe besuchte zunächst die beiden Mühlen sowie die Einzelgehöfte im Nachbartal, anschließend einen Höhenort hangaufwärts.

Dafür brauchte man jeweils zwei Tage. Denn die Tradition wollte es und die meisten besuchten Familien bestanden auf einen häuslichen Besuch mit Bewirtung, „Begutachtung“ der Weihnachtskrippen und Beräucherung der Zimmer und der Ställe.

Ich kann mich noch an viele Hausbesuche und Besonderheiten erinnern!“, berichtet der ehemalige Ministrant, der im ersten Jahr als Zehnjähriger den beleuchteten Stern tragen durfte und ein Jahr später der Vorbeter der „heiligen Gruppe“ war.

Tief verschneit waren in Hanglagen und im Wald die Wege zu den Bauernhöfen.

„Die Könige kommen“ - so wurden die Sternsinger freudig von jung und alt erwartet. Und: tatsächlich kamen sie in gelben, roten und blauen Gewändern oder im Messdiener-Outfit mit selbstgebastelten, goldenen Kronen und wärmenden Mützen auf ihren Häuptern.

„Es gab Plätzchen, Lebkuchen, Punsch,Tee oder das eine oder andere nicht immer alkoholfreie Getränk sowie für den Nachhauseweg Kräuterbonbons zum Lutschen!“ - schmunzelt ein ehemaliger Sternsinger.

Nachhaltig waren seine Eindrücke: „Jede Familie hatte einen leuchtenden Christbaum und eine Hauskrippe, selten klein und überschaubar, meist riesig mit geschnitzten Figuren, urigen Wurzelwerk-Landschaften und viel Moos zwischen den einzelnen Szenen“, erinnert sich der heutige Mittsechziger.

Ein „Heimspiel“ war der Besuch der einzelnen Häuser natürlich im eigenen Dorf. Hier kannte man sich aus, hier musste aber der Aufenthalt mit Vortrag und Gesang besonders klingen und gelingen - auch wenn man schon Stunden unterwegs war und der Januarabend bereits angebrochen war.

Die gemeinnützigen Spenden der Bevölkerung gab man beim Pfarrer ab, der sie freudig an die Sternsinger-Aktion für notdürftige Kinder in eine fränkische Domstadt  weiterleitete.

Geblieben sind für viele ehemalige Ministranten die Erinnerungen an die Zeit als Sternsinger.

„Wenn ich manchmal nachts noch nicht einschlafen kann, dann gehe ich in Gedanken als ehemaliger König oder Sternträger die Wege im verschneiten Frankenwald.

Ich bestaune die strahlenden Christbäume und Weihnachtskrippen in den Häusern“ - so erinnert sich ein ehemaliger Akteur - „und summe ganz leise das bekannte Lied:

„Die heiligen drei König mit ihrigem Stern / die kommen gegangen, / ihr Frauen und Herrn! / Der Stern gab ihnen den Schein. / Ein neues Reich geht uns herein!“


Historischer Hintergrund:

Das Fest Epiphanias , das Fest der Erscheinung des Herrn ( 6. Januar), ist nach Ostern das älteste christliche Fest.

Einst feierte man an diesem Tage das Neujahrsfest, deshalb heißt es bei uns in Franken  manchmal noch gegenwärtig „der Oberste" oder „Hochneujahr“ bzw. „Großneujahr.“

Hier galt es sich traditionsgemäß die Stärke, Kraft oder Gesundheit für das neue Jahr anzutrinken.

Die katholische Kirche weihte am Dreikönigstag Wasser, Weihrauch und Kreide. Zu Hause wurden dann die geweihten Dinge bei der Haus- und Stallweihe genutzt.

Dieser alte Brauch dürfte wohl aus den vorchristlichen Bräuchen rund um die Rauhnächte oder Rauchnächte entstanden sein - meinen die Volkskundler und Kulturhistoriker.

Die wilde Jagd der Dämonen und Geister sollte einst durch Lärm, Ausräuchern und mit Kreide gemalten Zauber-Zeichen vertrieben werden. Wie mancher anderer Brauch unserer germanischen Vorfahren wurde er vom Christentum übernommen und umgedeutet.

Der Sternsinger-Umzug der Zug der Heiligen Drei Könige durch Stadt und Land war früher wohl ein Heischebrauch der Armen. Bis Januar 2020 machten Ministranten die Sternsinger.

Spenden für einen guten Zweck können in Corona-Zeiten anderweitig Not leidenden Kinder zu Gute kommen

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Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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