Glyphosat – Fluch oder Segen?

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Was bewirkt dieser Stoff? Wie schädlich ist er wirklich?


Das Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizid) Glyphosat wurde 1974 von der US-Firma Monsanto unter dem Namen Roundup auf den Markt gebracht. Es wirkt über die Blätter und hemmt einen lebenswichtigen Stoffwechselprozess in den Pflanzen - egal ob Kulturpflanze oder "Unkraut". Der Einsatz von Glyphosat auf landwirtschaftlichen Nutzflächen war vor der Entwicklung gentechnisch veränderter Pflanzen mit Herbizidtoleranz nur dann möglich, wenn auf dem Acker nicht gleichzeitig Kulturpflanzen wuchsen. So führte Roundup u.a. zur Entwicklung der Gen-Sojabohne  und zum Anbau genmanipulierter Pflanzen mit sogenannter Herbizidtoleranz.

Glyphosat ist überall

Doch auch ohne den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten, vor allem in der Landwirtschaft, wo Glyphosat als billiges nicht-selektives Herbizid zunehmend eingesetzt wird. Aber auch im Obstbau, im Hausgarten oder beim Anbau von Weihnachtsbäumen findet das Mittel Anwendung. Auf industriell genutzten Flächen, auf Bahngleisen usw. wird es ebenfalls angewendet.
Oftmals wird das Gift auch kurz vor der Ernte ausgebracht, um die Abreifung von zum Beispiel Weizen oder Raps zu beschleunigen. Dieses Verfahren, das Sikkation genannt wird, ist in Deutschland inzwischen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt, in anderen Ländern aber durchaus üblich.
Seit 1996 wird glyphosatresistentes Gensoja in Europa als Futtermittel eingesetzt. In der EU werden jährlich etwa 36 Millionen Tonnen überwiegend Gensojabohnen und -schrot eingeführt. Allein Deutschland importiert etwa Dreiviertel der Eiweißfuttermittel, überwiegend Gensoja. Durch Eier, Milch und Fleisch gelangt Glyphosat dann auf unsere Teller.
Aktuelle Studien belegen gravierende gesundheitliche Risiken von Glyphosat. Besonders besorgniserregend sind Hinweise auf eine hormonelle Wirkung. Auch Krebs, Zelltod, Fruchtbarkeitsstörungen, Schädigung des Erbguts, der Embryonalentwicklung, der Leber und der Niere zählen laut Umweltinstitut Münchenzu den Folgen.

Schaden für die Umwelt

In Bayern hat sich der Anteil der kleinen Fließgewässer, in denen Glyphosat nachgewiesen wurde, von 2007 bis 2012 auf über 80 Prozent erhöht und damit mehr als verdoppelt. Man schätzt, dass weltweit jährlich 2,5 Millionen Tonnen Pflanzengifte gespritzt werden. Viele der Gifte gelangen ungefiltert in die Umwelt, den Boden und die Gewässer.
Laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland reduziert das Totalherbizid die pflanzliche Artenvielfalt auf dem Acker. Dadurch fehlt Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum. Glyphosat schädigt das Bodenleben, fördert krankheitserregende Pilze, beeinträchtigt die Aufnahme von Mikronährstoffen sowie die Krankheitsabwehr der Pflanzen und mindert den Ertrag. Pflanzenkrankheiten, die bislang als beherrschbar galten, treten verstärkt auf. Besonders giftig ist Glyphosat für Amphibien, Fische und andere Wasserorganismen. Zudem hat Glyphosat einen negtiven Einfluss auf die Populationen von Regenwürmern, Vögeln, Spinnen und Florfliegen.

Wie geht man in unserer Region mit Glyphosat um?

Stefan Schwab, Bürgermeister von Kirchzell:
„Im Kirchzeller Gemeinderat war Glyphosat bisher noch kein Thema, da es bei uns nicht benutzt wird. Wir bringen Essigsäure aus. Ob die Landwirte in unserer Gemeinde Glyphosat anwenden, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich auch mit den Landwirten bisher nicht darüber gesprochen habe.
Ich persönlich finde, dass Glyphosat nicht verwendet werden soll, da es höchstwahrscheinlich krebserregend ist.“

In Großheubach war Glyphosat laut Bürgermeister Günther Öttinger lange kein Thema. „Der Gemeinderat hat die Diskussion abgelehnt, da es in unserer Gemeinde in den letzten Jahren nicht verwendet wurde. Wir haben ein Abflammgerät, dass im Gemeindebereich eingesetzt wird“, so der Bürgermeister. Mittlerweile hat sich der Gemeinderat bei seiner Sitzung am 20.3.2018 aber für ein Verbot von Glyphosat sowohl bei von der Gemeinde selbst bewirtschafteten Flächen als auch bei Neuverpachtungen und Pachtverlängerungen von kommunalen Grundstücken ausgesprochen.

Thomas Zöller, Bürgermeister von Mönchberg: Mönchberg hat sich mit Glyphosat auseinandergesetzt. Die Gemeinde verwendet kein Glyphosat, sondern eine Art Flächenheißschaum. Dieses Mittel ist für die Umwelt unbedenklich.
Zu den Mönchberger Landwirten habe ich Kontakt aufgenommen und mir wurde bestätigt, dass man zu 99,9% auf das Mittel verzichtet. Es gibt aber wohl absolute Notfallsituationen (extrem nasser und extrem warmer Sommer) bei dem man sich die Option des Mittels aufrecht erhalten möchte, bis eben ein unbedenklicher und gleichwirksamer Stoff zugelassen ist.
Persönlich ist mir ab und an ein Löwenzahn im Pflasterbereich lieber als Gift in unserem Grundwasser. Dafür mache ich in Zukunft auch Werbung in Schmachtenberg und Mönchberg, z.B. bei unserer Marktgemeinderatssitzung am 13.3. bei dem Tagesordnungspunkt ‚Unser Dorf blüht auf‘. Hier ist für dieses Jahr geplant, diverse Wildkräuterflächen im Ortsbereich anzulegen und Brachflächen mit Blumenzwiebeln attraktiver zu gestalten. Auch soll künftig auf kommunalen Flächen im Ortsbereich auf Unkrautvernichtungsmittel verzichtet werden. Die Kosten belaufen sich auf jährlich rund 3.000 Euro.“

Andreas Fath, Bürgermeister der Stadt Wörth:
„Glyphosat ist insofern Thema, als dass die Stadt den vollständigen Verzicht ausgesprochen und mittlerweile diesen Verzicht auch auf verpachteten Flächen vorgeschrieben hat.
Wir selbst arbeiten verstärkt mit Wildkrautbürsten und experimentieren mit verschiedenen ökologisch einwandfreien Alternativen (Heißwasser, Dampf, etc.). Abflammgeräte werden nur sporadisch eingesetzt. Seitens unserer Landwirte wurde mir mitgeteilt, dass kein Glyphosat verwendet wird, wir von daher also keine Beeinträchtigung zu befürchten haben. Wir befinden uns mit den Landwirten auch im Dialog. Über Gärtnereien oder Privatpersonen liegen mir aber keine Erkenntnisse vor.
Generell gilt es, Wege zu finden, auf Mittel dieser Art zu verzichten. (es sind noch weitaus mehr gefährliche Stoffe im Umlauf). Daher wollen wir hierbei eine Vorreiterrolle einnehmen. Letzten Endes muss dies auch über das Konsumverhalten durch den Verbraucher reguliert werden.“

Der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes Aschaffenburg Michael Roßmann, äußert sich zu diesem Thema folgendermaßen:
„Es gibt Themen, die nerven einfach, weil man plötzlich zum Sündenbock gemacht wird und sich nicht erklären kann warum. Eines dieser Themen ist das Pflanzenherbizid Glyphosat, das bis vor kurzer Zeit von staatlichen Stellen als wirksam, preisgünstig und nicht umweltgefährdend eingestuft und empfohlen wurde. Nach der Stimmungsmache gegen Glyphosat hat sich der Wind gedreht, Wissenschaft, Forschung und Sachverstand interessieren nicht mehr und Personen, die z.B. Roggen nicht von Gerste unterscheiden können, reden mit.
Glyphosat ist so gut untersucht, wie kein anderes Pestizid, rasch abbaubar und nicht krebserregend. Der Verzicht auf Glyphosat bringt noch gar nichts für eine nachhaltige Landwirtschaft. Glyphosat gehört nur in die Hände von Profis, die die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Ausbildung und in mehrtägigen Fortbildungen gelernt haben und abschließend die Prüfung erfolgreich abgelegt haben. Es ist in über 1000 Studien und 700 Dokumenten wissenschaftlich fundiert, dass bei sachgerechter und bestimmungsgemäßer Anwendung keine Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier ausgeht. Eine Politik, die auf Vermutungen aufbaut, taugt nichts, wenn Fachbehörden, Wissenschaft und Forschung in Frage gestellt werden. Die große Koalition hat das Ende von Glyphosat beschlossen. Für die Winzer, Obstbauern und Landwirte wird es in den kommenden Jahren in Deutschland neue Pflanzenschutzmittel mit anderer Wirkungsweise, z.B. von der Firma Bayer geben, die teurer sind und das Zulassungsverfahren erst noch durchlaufen müssen. Alternativ kann auch mit mehrfacher Bodenbearbeitung oder Handhacken im Weinberg ein Erfolg erzielt werden.
Wir freuen uns über ein reichhaltiges internationales Warenangebot in unseren Supermärkten. Fragen wir nach Tierwohl, Mindestlöhnen oder Herstellung? Warum macht man den Landwirten, Winzern und Obstbauern das Leben noch schwerer?“
Die Meinungen zu diesem Thema sind vielfältig. Wer aber möglichst wenig Glyphosat auf seinem Teller haben möchte, sollte regional, saisonal und biologisch einkaufen. So ist man einigermaßen auf der sicheren Seite und fördert heimische Landwirte, die auf diesen Stoff verzichten.
Wie beurteilen Sie den Einsatz des Herbizids Glyphosat? Schreiben Sie Ihre Meinung in einem Kommentar zum Artikel auf meine-news.de

Autor:

Liane Schwab aus Miltenberg

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