Managementplan soll zum Erhalt von Arten beitragen

Drei wertvolle Naturräume, die seltene Arten und Lebensräume beheimaten, sind im Landkreis Miltenberg in den europaweiten Natura-2000-Verbund eingebunden. Zusammen mit Eigentümern, Bewirtschaftern, Kommunen und Verbänden will die Regierung von Unterfranken einen Managementplan erstellen, der notwendige Pflegemaßnahmen für den optimalen Erhalt der Gebiete beinhaltet.

Konkret handelt es sich um die Gebiete „Drei Seen im oberen Breitenbachtal bei Breitenbuch“, „Täler der Odenwaldbäche um Amorbach“ und die „Maintalhänge zwischen Bürgstadt und Wertheim“. Zahlreiche Vertreter der Höheren und Unteren Naturschutzbehörde nahmen unter Moderation von Landrat Jens Marco Scherf am Donnerstag zu den zahlreichen Fragen Stellung, die im Laufe der Planvorstellung von Vertretern aus Kommunen, Forst, Landwirtschaft, Jagd und Naturschutz auftauchten.
Wie wertvoll diese Gebiete sind, verdeutlichte Isabel Stöcker von der Höheren Naturschutzbehörde. Sie stellte die unterschiedlichen Lebensraumtypen und die hier heimischen Arten vor. So umfassen die Maintalhänge zwischen Bürgstadt und Wertheim eine Fläche von insgesamt 619 Hektar, zu den Schutzgütern zählen Blauschillergrasrasen, artenreiche Borstgrasrasen, Flachland-Mähwiesen, Silikatfelsen und diverse Waldlebensraumtypen, aber auch Tiere wie der Wiesenknopf-Ameisenbläuling, der Schmetterling Spanische Flagge und die Schmale Windelschnecke.

Die drei Seen im Kirchzeller Ortsteil Breitenbuch befinden sich auf einer Fläche von 39 Hektar, als Schutzgüter wurden Pfeifengraswiesen, Übergangs- und Schwingrasenmoore, Torfmoorschlenken und Auenwälder identifiziert.

In den Tälern der Odenwaldbäche rund um Amorbach befinden sich auf 552 Hektar Fläche naturnahe Fließgewässer, Hochstaudenfluren, Flachland-Mähwiesen und Auwälder, schützenswert sind Koppe, Bachneunauge sowie heller und dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling.

All diese Lebensraumtypen seien Heimat für zahlreiche Pflanzen und Tiere, führte sie aus, viele der hier vorkommenden Arten seien „Türöffner“ für andere, teilweise gefährdete Arten. Es gebe zahlreiche Möglichkeiten, diese Arten zu erhalten, verwies sie etwa auf angepasste Wiesenmahden mit einem frühen ersten Schnitt Anfang Juni und einer anschließenden mehrmonatigen Mahdruhe bis September. Alternativ könne man auch Brachstreifen oder ungemähte Säume belassen. Der Verzicht auf Dünger und Pflanzenschutz sei empfehlenswert, ebenso der Abtransport des Mähguts. Eindringlich warnte sie davor, den „Point of no return“ zu erreichen – jenen Punkt, an dem Arten komplett und unwiderruflich verschwinden.

Sie verwies zum einen auf die Erfassung der Waldflächen durch die Forstbehörde am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an, zum anderen sei ein Fachbüro mit der Kartierung und Erfassung der Tier- und Pflanzenarten beauftragt worden. Darauf basierend, werde ein Maßnahmenplan aufgestellt, an runden Tischen besprochen und anschließend umgesetzt, kündigte Stöcker an.

Der Managementplan sei allerdings nur für die Behörden verbindlich, stellte sie klar, Be-wirtschafter und Eigentümer könnten die Maßnahmen freiwillig umsetzen und im Gegen-zug von diversen Förderprogrammen profitieren. „Die bisherige Bewirtschaftung ist auch weiter möglich, wenn sie nicht mit den festgelegten Erhaltungszielen kollidiert“, sagte Stöcker. Der Lebensraum dürfe sich nicht weiter verschlechtern – das gelte allerdings auch jetzt schon unabhängig vom Managementplan. Auch sei der Artenschutz zu beachten. Das Landschaftspflegeprogramm, das Vertragsnaturschutzprogramm und weitere Möglichkeiten wie etwa Ankauf oder Anpachtungen seien für die Umsetzung der Maßnahmen geeignet.

Landrat Jens Marco Scherf bat zu Beginn der anschließenden Diskussion um Verständnis für den Artenschutz. Die Stärke des Landkreises Miltenberg seien nicht nur innovative

Firmen auf hohem Niveau“ mit zahlreichen Weltmarktführern, sondern auch ein intakter Naturraum, den es zu schützen gelte. „Das sind Pfründe, mit denen wir noch stärker wu-chern müssen“, fand er. Zu den Bemerkungen einiger Bürgermeister, die Angst vor eingeschränkten Entwicklungsmöglichkeiten der Kommunen hatten, sagte Scherf, dass die Naturschutzbehörden bemüht seien, zusammen mit den Kommunen praktikable Wege zu finden. Das sei beispielsweise in Collenberg mit dem Wanderweg entlang der Steinbrüche gut gelungen. Jürgen Schneemann von der Unteren Naturschutzbehörde Main-Spessart sprang Scherf bei: „Ich kenne kein einziges Projekt, das am Naturschutz gescheitert wäre.“ Steffen Scharrer (Bund Naturschutz) wusste, dass der Landkreis Miltenberg und die Stadt Würzburg den geringsten prozentualen Flächenanteil an Naturschutzgebieten hätten. Für ihn sind FFH-Gebiete „eher ein Gütesiegel für eine intakte Natur.“
Stefan Beyer (Forstbetrieb Fürst Leiningen und Fürst Löwenstein) und Walter Adamek (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) regten an, dass die Kartierer vor Beginn ihrer Arbeit Kontakt mit den Eigentümern der zu untersuchenden Flächen aufnehmen. Dies werde man mit einer öffentlichen Bekanntmachung in den Gemeinden tun, versicherte Isabel Stöcker.

Karin Günter (Höhere Naturschutzbehörde) stellte nach mehreren Anfragen zur Bewirtschaftung der Flächen fest, dass die Managementpläne keine weiteren Verbote für die Bewirtschaftung beinhalteten. Sie sollten nur zeigen, wie man die Gebiete erhalten kann – etwa durch abgestimmte Pflegemaßnahmen. Kreisbauernobmann Josef Schiepeck (Großheubach) und Harald Blankart (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) plädierten für Flexibilität bei der Bewirtschaftung – etwa was feste Zeitpunkte für die Mahd angeht. Isabel Stöcker beantwortete zudem einige Fragen, wie genau das Verschlechterungsverbot zu verstehen ist. Zum weiteren Vorgehen sagte sie, dass nach der Kartierung ein runder Tisch pro Gebiet stattfinden werde (vermutlich im Sommer 2018), für weitere Fragen seien die Unteren Naturschutzbehörden vor Ort zuständig.
Breiten Raum nahmen in der Diskussion auch die Schäden durch Biber ein. Landrat Jens Marco Scherf wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass am Miltenberger Landratsamt Ulrich Müller für alle Fragen rund um den Biber zuständig sei.

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