Die Figuren der Steingutfabrik Damm als Spiegel des zeitgenössischen Geschmacks

23. August 2016
19:00 Uhr
Museum.Stadt.Miltenberg, 63897 Miltenberg
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Vortrag von Dr. Claudia Lichte am 23. August 2016 um 19:00 Uhr im Museum.Stadt.Miltenberg.

2016 sind die Museen der Stadt Miltenberg erneut Teilnehmer des Tauschprojekts „Kunst geht fremd“. 12 unterfränkische Museen tauschen einen Sommer lang ihre Kunst und sorgen so für einen erfrischenden Perspektivwechsel. In der diesjährigen Aktion gehen die Museen gezielt nach dem Schönem auf die Suche.
Das Mainfränkische Museum Würzburg stellt Miltenberg in diesem Jahr eine Frisierstube der Steingutmanufaktur Damm zur Verfügung. Diese Dammer Figuren erfreuen sich nicht nur besonders großer Beliebtheit bei Sammlern, sondern können auch als Spiegel des Schönheitsideals und des Geschmacks des 18. bzw. 19. Jahrhunderts betrachtet werden. Die Würzburger Museumsleiterin Dr. Claudia Lichte wird Ihrem Objekt am 23. August nachfolgen und diesem besonderen Aspekt im Rahmen eines kurzweiligen Vortrages näher auf den Grund gehen. Um 19 Uhr sind alle Interessierten zu diesem Anlass bei freiem Eintritt herzlich in das Museum.Stadt.Miltenberg eingeladen.

Die Steingutfabrik Damm bei Aschaffenburg ist vor allem durch die bunten, vielgestaltigen und kleinteiligen Figuren bekannt, die dort zwischen 1856 und 1884 produziert wurden. Sie waren zur Zeit ihrer Entstehung sehr beliebt und dekorierten – zu Szenen oder zu Themen zusammengestellt – das traute Heim. Die Idyllen, Götter, Fabelwesen, Herrscher, Kinder, Exoten und Tiere, alle detailliert ausstaffiert und in kräftigen Farben mit kleinteiligen Mustern gefasst, scheinen nach unserem heutigen Geschmack manches Mal die Grenze zum Kitsch zu überschreiten, und doch sind die Figuren von hoher künstlerscher Qualität und technischer Raffinesse. Sie gehen überwiegend auf Formen aus der Manufaktur Höchst zurück, die bis zu ihrer Auflösung 1796 Porzellane auf höchstem Niveau produziert hatte. Die Formen anerkannter Modelleur-Meister wie Johann Peter Melchior gelangten ab 1856 in die Steingutfabrik Damm und wurden dort dem Zeitgeschmack von der Mitte des 19. Jahrhunderts entsprechend verändert, staffiert und dekoriert. Die Dammer Figürchen tragen also mehrere Zeiten in sich, sie sind quasi Rokoko-Gestalten in biedermeierlichen Kostümen. Sie wandeln zwischen unterschiedlichen Zeiten und ihren Schönheitsidealen und drängen uns die Fragen nach kurzfristigen Mode-Erscheinungen, dem Diktat der Mode und den Grenzen des sprichwörtlichen „guten Geschmacks“ geradezu auf. Damit sind sie ein ideales Thema für einen Vortrag im Rahmen von „Kunst geht fremd … und macht schön“.
Der Vortrag der Würzburger Museumsleiterin wird einen Überblick über den reichhaltigen Bestand der Dammer Figürchen im Mainfränkischen Museum geben und dabei in eine kleinteilige, oft liebreizende Idylle entführen, die uns heute kitschig erscheinen mag, um 1850 aber dem gehobenen Zeitgeschmack entsprach.

Autor:

Museen Miltenberg aus Miltenberg

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