Wird Deutschland wieder zur Trüffelnation?

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Leben wie Gott in Frankreich? Kein Problem. Schaffen Sie sich einfach ein paar Trüffelbäume an. Warum im Garten nicht mal mit Trüffel präparierte Haselnuss-Sträucher pflanzen? Ein Versuch wäre es sicher wert. Denn das Züchten von Trüffeln - das in Frankreich und in vielen anderen europäischen Ländern schon seit fast 40 Jahren funktioniert - ist auch in Deutschland möglich.

Frankens Kulinarische Vielfalt

Eigentlich steht Franken für hervorragendes Bier, Spargel, die allseits beliebten Bratwürste und den Schweinebraten. Die fränkische Küche ist wie viele Regionalküchen in Deutschland ohne Schwein kaum denkbar. Aber auch der Frankenwein ist in aller Munde – und genau hier liegt der Hund, beziehungsweise in diesem Fall das Trüffelschwein begraben:
Denn, „Nach Wein und Spargel werden vielleicht auch bald fränkische Kulturtrüffel das kulinarische Angebot der Region bereichern“, meint Dr. Hermann Kolesch von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim.

So hat sich das Unternehmen „Deutsche Trüffelbäume“ seit 2007 der Trüffelforschung und Trüffelbaumzucht verschrieben. Einzigartig und innovativ ist der Fokus auf heimische Trüffel- und Baumarten. Es ist dem Unternehmen in enger Kooperation mit der Universität Freiburg gelungen, heimische Baumarten mit deutschem Trüffel zu beimpfen und das gesetzeskonform, zertifiziert sowie ökologisch und ökonomisch.

Die Vision der Firmengründer ist es, durch die erfolgreiche Trüffelzucht einen neuen Wirtschaftszweig mit diesem edlen Naturprodukt in Deutschland zu etablieren. Und das mit positivem Effekt nicht nur für den Geldbeutel. Denn auch im Tourismus und der heimischen Gastronomie können sich interessante neue Möglichkeiten eröffnen. Dabei ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt.
Denn, „Nach Wein und Spargel werden vielleicht auch bald fränkische Kulturtrüffel das kulinarische Angebot der Region bereichern“, meint Dr. Hermann Kolesch von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim.

Trüffeln gelten seit langer Zeit als der Inbegriff exklusiver und rarer Delikatessen. Weltweit gibt es etwa 150 Arten und die Hälfte der international verzehrten Trüffel stammt aus Zucht. Bekannte Trüffelgebiete findet man vor allem in Südeuropa wie Italien und Frankreich.. Bereits im 19. Jahrhundert wurden auch in Deutschland heimische Trüffel, insbesondere die Burgundertrüffel, gesammelt und hauptsächlich für Trüffelleberwurst verwendet. Möglicherweise waren die beiden Weltkriege schuld daran, dass sie aus unserer Küche und unserem Bewusstsein verschwunden sind.

Wie Phoenix aus der Asche

Umso größer war die Überraschung, als Untersuchungen der letzten Jahre belegten, dass die aromatische Burgundertrüffeln deutschlandweit und in reichem Maße zu finden sind. Und das nicht nur im Wald, sondern auch in Parks und Hausgärten. Vielleicht sitzen auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf einem Vermögen und wissen es gar nicht - möglich ist alles! Trüffeln sind zu einem spektakulären Thema in der Öffentlichkeit geworden. Und dennoch ist in Deutschland das Sammeln und Verwerten in jeglicher Art verboten.

„Die Frage, ob die Trüffelsuche generell freigegeben werden sollte, ist zwiespältig“, meint Pilzexperte Hans Halbwachs aus Amorbach. „Auf der einen Seite wissen wir inzwischen, dass sie längst nicht so selten sind, wie es zur Zeit der Entstehung der Artenschutzverordnung angenommen wurde. Auf der anderen Seite stelle man sich vor, dass Heerscharen von kulinarisch bewegten Trüffelsuchern – dazu gehören mit Sicherheit auch zunehmend Kommerzielle - in naturnahen Wäldern (die zu den trüffelreichsten gehören) die Böden aufhacken und zertrampeln. Dies würde mehr als nur Trüffel gefährden. Sie sind nämlich wichtige Glieder in der Nahrungskette, weil sie für viele Tiere eine wesentliche Nahrungsquelle darstellen."

Er war mit seinem Kollegen Peter Karasch, einem Trüffelspezialist, bei Tauberbischoffsheim auch schon unterwegs auf Trüffelsuche. „Wir haben vier Arten gefunden, den Sommertrüffel (Tuber aestivum), den Wintertrüffel (T. brumale), Olivbraune Hohl Trüffel (T. excavatum) und die Rotbraune Trüffel (T. rufum) (wissenschaftliche Artenamen immer kursiv). Ich persönlich finde die Trüffelsuche jetzt nicht so spannend. Mich interessiert es mehr aus wissenschaftlichem Grund, vor allem was ökologische Fragen angeht. Wir haben die Funde in diesem Sinne der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde gemeldet, allerdings ohne Reaktion.

Ziehen Sie doch Ihren eigenen Trüffelgarten

Die Trüffelzucht in dafür speziell angelegten Baumkulturen, den sogenannten Trüffelgärten, ist hingegen ohne Einschränkungen erlaubt. Vor mehr als 150 Jahren gelang es erstmals in Südfrankreich, Eichen künstlich mit Trüffelmykorrhiza zu impfen und daraus entstandene Trüffeln zu ernten. Seit einigen Jahren bieten jetzt auch spezialisierte Baumschulen bei uns „Trüffelbäume“, für die private oder kommerzielle Trüffelzucht, an. Die beste Pflanzzeit für Trüffelbäume ist im Herbst und im Frühling. Grundsätzlich sollte der Boden kalkig und gut entwässert sein. Bevorzugt ist eine Hanglage oder Kuppe geeignet, da hier die Gefahr der Staunässe geringer ist.
In Deutschland ist die Stieleiche, neben Buche und Haselstrauch der häufigste Wirtsbaum der Burgundertrüffel. Oft gesellen sich Stieleichen und Haselnusssträucher in einem Mischungsverhältnis von einer Eiche und bis zu drei oder vier Haseln zusammen. Nachdem die Stieleiche sich nach etwa zwei bis drei Jahren etabliert hat, wächst sie recht zügig um dann nach frühestens sieben Jahren die ersten Trüffel zu produzieren.

Projekt „Frankentrüffeln“

Der Historiker Rengenier Rittersma hat sogar herausgefunden, dass Ende des 19. Jahrhunderts, Deutschland eine Trüffelexportnation war. Um diese heimischen Pilzart bei uns wieder populär zu machen, hat die LWG Bayern das Projekt „Frankentrüffel“ ins Leben gerufen und am Thüngersheimer Scharlachberg im letzten Herbst/Winter die ersten Weinbergsflächen mit Trüffelbäumen bepflanzt. Denn gerade aufgelassene Flächen in den Weinbergen eignen sich hervorragend zur Anlage von Kulturflächen. Die schwarze Knolle reift zwischen Oktober und Januar vor allem in Muschelkalkböden heran. Laut Professor Dr. Theo Eberhard von der Fakultät für Tourismus der Hochschule in München, der das Projekt Frankentrüffel unter dem Gesichtspunkt der touristischen Weiterentwicklung der Region initiiert hat, stehen wir jährlich auf mehreren Millionen Euro ohne es zu wissen. Der Kilopreis des weißen Alba Trüffels liegt zum Beispiel zwischen 10.000 und 12.000 Euro. „Franken ist in ganz Deutschland der wohl beste Standort für diesen Pilz.“

Vom Trüffelschwein zum Trüffelhund

Doch wie bereits erwähnt, dürfen diese Bodenschätze in freier Natur nicht gehoben werden. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass das aromatische schwarze Gold ohne speziell ausgebildete Schweine oder Hunde fast nicht zu finden ist. Aber dem kann geholfen werden. Auch hier in Deutschland kann man seinen Hund zum Trüffelsuchhund ausbilden lassen. Im Grunde ist fast jeder Hund dafür geeignet. Natürlich kann die Ausbildung zum Trüffelhund nicht an einem Wochenende passieren. Es muss Zuhause geübt werden. Es dauert etwa zwei bis drei Jahre, bis bei ständigem, praktischem Training ein Hund die angestrebte Leistung erbringt. Außerdem werden die Teilnehmer eines Kurses darauf hingewiesen, dass das Sammeln verboten ist. Da aber auch immer wieder Mithelfer für die Forschung gesucht werden, macht eine Ausbildung schon Sinn. Die meisten Teilnehmer sehen es jedoch eher als ein Beschäftigungsprogramm für ihren Hund.

Ullrich Stobbe und Ludger Sproll von der Baumschule „Deutsche Trüffelbäume“, sehen die Ausbildung eines Hundes eher skeptisch: „Man bildet ja auch keine Einbrecher aus die dann nicht einbrechen dürfen.

Auf jeden Fall dürfen wir gespannt sein - Vielleicht findet sich ja in Zukunft neben den hiesigen Streuobstwiesen auch mal eine Trüffelbaumplantage.

mehr Infos zu Trüffeln, Trüffelbäumen und dem Projekt Frankentrüffel finden Sie unter den angegebenen Links:

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
Deutsche Trüffelbäume

Autor:

Sylvia Kester aus Miltenberg

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