Kann man sich mit Alufolie die Nase putzen?

Beim experimentierenden Problemlösen sind Eigenaktivität der Kinder und das konkrete „Begreifen“ von entscheidender Bedeutung.
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Und: was ist eigentlich MINT?

Zwei Fragen stehen am Anfang dieser Titelgeschichte Anfang 2015 und scheinen nichts miteinander zu tun zu haben. Die eine Frage ist leicht beantwortet, die andere Antwort findet sich erst später im Text.

MINT ist die Abkürzung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik. Hätten Sie es gewusst?

Die naturwissenschaftliche Bildung ist für unser Land seit Jahren von ganz besonderer Bedeutung: Als rohstoffarmes Land sind wir auf das Knowhow der nächsten Generationen angewiesen, um auch zukünftig innovativ zu sein.

Für Eltern, Erzieher und Lehrer ist es also eine wichtige Aufgabe, Heranwachsende für die Naturwissenschaften zu interessieren. Dabei gilt es, Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, der Kinder und Jugendlichen, in den MINT-Fächern langfristig zu stärken, damit sie die reale Umwelt besser verstehen und sich darin zurechtfinden zu können.

Wer Kinder und Jugendliche für die Zukunftstechnologien in den Bereichen Naturwissenschaften und Technik begeistert, leistet einen hohen gesellschaftlichen Wert für die Berufsfindung der zukünftigen Erwachsenen und für den Technologiestandort Deutschland.

Wer an Kindergärten - nicht nur in unserem Miltenberger Landkreis – beispielsweise an einem Sonntagnachmittag vorbeiflaniert, kann meist schon erkennen, welche Konzepte und welche Schwerpunkte hier während der Woche mit den Kleinen drinnen und draußen erfolgreich umgesetzt werden.

Kreative Fenster- und Freiflächen sind so gestaltet, dass die Kids zwischen drei und sechs oder sieben Jahren sich nicht langweilen dürften.

Bewegung und Beschäftigung, vorschulische Bildung, Anleitung zu Ordnung, Sauberkeit und Disziplin sind in Kindertagesstätten ebenso wichtig wie Spiel, Integration und soziale Ziele, beispielsweise Hilfsbereitschaft und Verantwortung.

Seit ein paar Jahren steht auch naturwissenschaftliches Lernen und Experimentieren im Kindergarten und später im Grundschulalter verstärkt auf dem Programm. Warum?

Eine Erzieherin drückt das so aus: „In den letzten Jahren hat sich gerade im Kiga-Bereich vielerlei bewegt – insbesondere was die Bildungsziele der Frühpädagogik betrifft. In zahlreichen Bildungsplänen der verschiedenen Bundesländer ist auch der Bildungsbereich >>Natur“Welt der Naturphänomene und ihre Deutungen zu legen.“

Nicht zuletzt soll also eine frühzeitige Heranführung an Naturphänomene die Kinder auf die Erfordernisse vorbereiten, mit denen sie in ihrem späteren Leben konfrontiert werden – sei es in der Arbeitswelt, als Verbraucher oder als Kritiker neuer naturwissenschaftlicher Erfindungen und Innovationen.

Moderne Statistiken belegen: Schon Kinder im Kindergartenalter sind aufmerksame und gründliche Naturforscher. Da gibt es kaum ein Naturphänomen in ihrem Umfeld, das nicht ihre Aufmerksamkeit weckt.

Intensiv beobachten die Kleinen, wie Schnee und Eis schmelzen, wie sich Stoffe (Zucker, Salz) in Wasser lösen oder wie sich eine Ameise oder ein Käfer über dem Boden fortbewegt.

Wenn sich dann noch die Möglichkeit für ein Experiment bietet, sind die Kleinen nicht mehr zu bremsen – egal, ob dabei ein Phänomen aus der Biologie, Chemie oder Physik im Mittelpunkt steht.

Kinder sind unvoreingenommen, offen und vor allem äußerst interessiert gegenüber allen Naturphänomenen – auch wenn es um deren Deutung geht.

Woher kommt der Regen? – Wo bleibt der Zucker, wenn wir ihn in den Tee rühren? Woher kommen die Farben? – das sind gern gestellte, uns vertraute Warum-Fragen zur Natur.

Erwachsene machten als Kinder damit andere Lern-Erfahrungen, haben Unterrichtsfächer wie Chemie und Physik oft in schlechter Erinnerung.

Zugegeben: Vieles wurde früher frontal vom Lehrerpult oder von der Tafel vermittelt: Reaktionsgleichungen, Begriffserklärungen und andere alltagsferne Inhalte. Nur selten gab es dabei die Möglichkeit für ein Experiment.

Vieles ist bei Erwachsennen noch mit Vorurteilen verbunden: Chemie ist gefährlich, ungesund und umweltbelastend. Physik ist zu abstrakt, zu mathematisch und zu wenig lebensnah.

Verständlich sei es, „wenn wir daher als Erwachsene und Erzieher bislang die Themen der unbelebten Natur vom Kindergarten fern gehalten und die Kinder stattdessen mit biologischen Themen vertraut gemacht haben“, betont eine Sozialpädagogin.

Übrigens: Eigentlich ist die Idee einer frühzeitigen Heranführung der Kindergartenkinder an Naturphänomene der unbelebten Natur gar nicht so neu.

Bereits in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatten die Bildungsplaner das ehrgeizige Projekt, schon jüngere Kinder in die Welt der Naturwissenschaft einzuführen.

Grund war der genannte Sputnik-Schock, der die westlichen Industrie-Nationen befiel, nachdem es der damaligen Sowjetunion gelungen war, die ersten erfolgreichen Weltraumerkundungen durchzuführen.

Doch die nicht immer lebensnahen Inhalte führten zu Misserfolgen in den Bildungseinrichtungen und zum kindlichen Desinteresse auf naturwissenschaftlichem Gebiet.

Heute ist das anders. Die frühkindliche Bildungsinitiative „Haus der kleinen Forscher“ beispielsweise unterstützt pädagogische Fach- und Lehrkräfte in ganz Deutschland dabei, den Forschergeist von Mädchen und Jungen zu wecken und sie nachhaltig für naturwissenschaftliche Phänomene sowie technische und mathematische Fragestellungen zu begeistern.

Derzeit erreicht die Initiative in mehr als 200 lokalen Netzwerken insgesamt 27.000 Krippen, Kitas, Horte und Grundschulen.

Diese und andere Stiftungen (in der Region aktuell die engagierte "Joachim und Susanne Schulz-Stiftung" in Amorbach / Mudau mit ihrer Ausstellung >>Luffft und ihrem faszinierenden Expirius-Projekt) im Bereich technische Früherziehung geht es vor allem um die Schaffung von Lernfreude und um Problemlöse-Kompetenzen.

Befunde der neueren Entwicklungspsychologie zeigen, dass sich wichtige Teilkompetenzen des wissenschaftlichen Denkens und Vorgehens schon sehr früh entwickeln und vernetzen. Kinder im Kita-Alter sind bereits zu zentralen Aspekten forschenden Vorgehens fähig.

Sie können Vermutungen aufstellen, Versuche durchführen und erste Schlussfolgerungen ziehen. Grundschulkinder sind zu einem systematischen Vorgehen beim Forschen und Entdecken in der Lage, sofern eine pädagogische Begleitung sie damit vertraut macht. Dann können die Mädchen und Jungen bewusst aus unterschiedlichen Vorgehensweisen wählen und ihre Entscheidung auch begründen.

Also: Wohl zu keiner Zeit sind Kinder an ihrer Umwelt und naturwissenschaftlichen Themen so interessiert wie im Alter zwischen vier und sieben Jahren. Das bestätigen aktuelle Untersuchungen.

Kinder fragen den Erwachsenen Löcher in den Bauch, beobachten ganz genau, wollen ausprobieren, erleben und begreifen.

Wenn in diesem wichtigen Entwicklungsabschnitt auf den natürlichen Forscherdrang der Kinder eingegangen wird, dürfte ein wichtiger Grundstein für das weitere Interesse an Naturwissenschaften gelegt sein.

Deshalb sollten Erzieher und Lehrer Kinder motivieren, aktiv die Zusammenhänge ihres Umfelds zu ergründen.

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass bereits bei Drei- bis Fünfjährigen die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen für einen Zugang zu naturwissenschaftlichen Phänomenen der unbelebten Natur angelegt sind.

Besonders Kinder mit Handicaps können durch gelungene Experimente auf eine höhere Kompetenzstufe angehoben werden.

Die Experimente selbst sollten ungefährlich sein, eigentlich immer gelingen und einen Alltagsbezug aus dem Leben der Kinder haben, Versuche sollten wiederholbar sein und die Materialien preiswert zu erwerben sein( zum Beispiel Wasser, Salz, Zucker, Essig, Teelichter) und nach rund 20 Minuten abgeschlossen sein.

Für eine frühkindliche Heranführung an die unbelebte Natur eignen sich beispielsweise Versuche zur Löslichkeit von Salz und Zucker oder der Versuch „Minus 21 Grad durch Eiswürfel im Salz“. Beliebte Luft-Experimente sind erlöschende Kerzen im Wasserglas.

Zum Experimentieren sollten auch Geschichten erzählt werden. Das sogenannte Storytelling ist nicht nur ein soziales Erlebnis in entspannter Unterrichtsatmosphäre mit gemeinsamen Reaktionen wie Lachen, Betroffenheit, Begeisterung, Neugier und Vermutungen.

So führt eine Erzieherin erfolgreich ihre kleinen Zuhörer mit einer Geschichte über mit dem Regenwurm Fridolin in einen Versuch mit Wasser und Öl ein und stellt als Identifikationsfiguren die wissensbegierigen Ameisen Fred, Karla und Paula vor.

Beim experimentierenden Problemlösen sind Eigenaktivität der Kinder und das konkrete „Begreifen“ von entscheidender Bedeutung.

Der englische Naturforscher Michael Faraday (1791 -1867) drückte es einst so aus: „Der einfachste Versuch, den man selbst durchführt, ist besser als der schönste Versuch, den man nur sieht!"

Versuch:

Kann man mit Alufolie die Nase putzen?
Saugfähigkeit von Materialien und was dahinter steckt

Die unterschiedliche Saugfähigkeit von Materialien ist Kindern schon früh vertraut.

Untersuchungen belegen, dass schon Zweijährige (!) treffsichere Prognosen über die Saugfähigkeit von Schwämmen im Gegensatz zu Holz oder Styropor machen können.

Warum saugt also ein Stein kein verschüttetes Wasser auf, während ein Taschentuch dagegen saugfähig ist?

Eingesetzte Materialien: Stein, Alufolie, Watte, Windel, Wasser, Glasschälchen für jedes Material sowie Becherlupe

Beobachtung: Der Stein und die Alufolie saugen überhaupt kein Wasser auf. Watte zeigt größere Saugfähigkeit. Die Superabsorberkristalle der Windel haben die beste Saugfähigkeit.

Deutung: Ob ein Stoff saugfähig ist oder nicht, hängt vor allem von der Art und der Größe der Oberfläche ab. Super-Absorberkristalle haben die größte Saugfähigkeit und bilden mit Wasser eine Art Gel.

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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