REISETIPP: Früher oder später ankommen - Beim 4-Seen-Marsch im Ötztal ist der Weg das Ziel

Spitzigsee - Der 4-Seenmarsch-Start ist am 12. August ab sechs Uhr, die Teilnahmegebühr beträgt 10 Euro  Foto: Isidor Nösing
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  • Spitzigsee - Der 4-Seenmarsch-Start ist am 12. August ab sechs Uhr, die Teilnahmegebühr beträgt 10 Euro Foto: Isidor Nösing
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Beim 4-Seen-Marsch im Ötztal kommt jeder auf seine Kosten. Die Sportlichen laufen
um Minuten und Sekunden, die Anders-Sportlichen genießen eine großartige Tour. Und vielleicht haben ja auch Sie Lust in diesem Jahr daran teilzunehmen?

Sie heißen Plattachsee, Weißer See, Spitzigsee und Hauersee und alle leuchten sie in einer anderen Farbe. Tiefblau der eine, smaragdgrün der andere, glaskar der nächste. Türkis gibt es auch. Die vier Seen befinden sich im Ötztal, auf einer Höhe zwischen 2300 und 2.500 Metern. Ein Mal im Jahr stehen respektive liegen sie im Fokus von ambitionierten wie gemütlichen Wanderern gleichermaßen: Beim 4-Seen-Marsch, der in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal stattfindet. Etwas mehr als 16 Kilometer, über 1.500 Meter rauf und wieder runter, die durchschnittliche Gehzeit beträgt sechs bis sieben Stunden. Doch viele sind schneller. Start ist am 12. August ab sechs Uhr, die Teilnahmegebühr beträgt 10 Euro, ermäßigt fünf Euro. www.oetztal.com

Björn Wirth hat im letzten Jahr daran teilgenommen und hier ist sein Erlebnisbericht:

Die Bestzeit des vergangenen Jahres lautete 2:18:22. Zwei Stunden, 18 Minuten und 22 Sekunden. Ein Ortsansässiger, natürlich. Und das ist noch nicht einmal der Rekord. 2016, ein Jahr zuvor, hielt die Uhr bei zwei Stunden zehn Minuten an. Beide Male war es ein gewisser Martin Scheiber aus dem vorderen Ötztal, der als Erster durchs Ziel ging. Ach was, rannte. Doch darum geht es gar nicht, sondern um die Freude am gemeinsamen Wandern, Erleben, Staunen und Ins-Ziel-Kommen. Im vergangenen Sommer war der jüngste Teilnehmer gerade einmal acht, der älteste 72 Jahre. Mehr als 160 Wanderer (und Läufer) haben teilgenommen, sie kamen aus Luxemburg und Litauen, aus Spanien und Italien, aus Weimar und Berlin. Und aus dem Ötztal. Tirol. Österreich.

Es ist fünf Uhr am Morgen, der Frühstücksraum füllt sich. Übernächtigte Gestalten mit entschlossenen Gesichtern versuchen, sich mit Kaffee wachzubekommen und beißen nach jedem Schluck beherzter ins Brötchen. Die Profis fachsimpeln, der nicht ganz austrainierte Laie mustert verschüchtert die freigelegten Waden der anderen. So viele Muskeln auf so wenig Raum! Aber hieß es nicht, hier ginge es vorzüglich um den Spaß an der Sache? Um die gemeinsame Erfahrung? Und vor allem: um das Naturerlebnis?

Am Ausgangspunkt des 4-Seen-Marsches in Lehn bei Lengenfeld wird jeder Teilnehmer registriert. Der Startschuss fällt um sechs Uhr, im Fünf-Minuten-Takt werden die Leute auf die Strecke geschickt. Doch die Unterschiede sind schon davor auszumachen. Diejenigen, die Rekorde und Bestzeiten im Blick haben, stehen mit Laufschuhen und in Sportkleidung bereit, die anderen haben gut gefüllte Rucksäcke und lassen es gemütlich angehen.

Anfangs geht es steil und noch im Dunkeln einen schmalen Pfad hoch und immer höher. Klar, der Start in Lehn liegt auf 1.160 Metern, der höchste Punkt der Runde 1.520 Meter weiter oben. Gut eine Stunde brauchen wir bis zur ersten Stempelstelle bzw. Labstation. Mittlerweile ist es schon heller geworden, und es dauert nicht mehr lange, bis ein geradezu kitschiger Sonnenaufgang die imposante Bergwelt anstrahlt. Hauer- und Luibiskogel heißen die umliegenden Gipfel, das Panorama reicht über die Dreitausender der Ötztaler und Stubaier Alpen bis hinunter ins Inntal. Und dann liegt da auch schon der erste See. Der Plattachsee auf 2.492 Metern, glasklar glitzert er in der Sonne, ein paar Wolken spiegeln sich in seinem Wasser.

Doch es wird noch schöner. Über Stock und Stein, Bergwiesen und Felsblöcke schlängelt sich der Weg zur Felder Scharte, dem höchsten Punkt des 4-Seen-Marsches. Oben wartet die zweite Stempelstelle. Dann geht es bergab in einen Kessel, in dem sich der Weiße See ausgebreitet hat. Weiß ist er zwar nicht, sondern eher blau, blau, blau wie der Enzian. Und mindestens ebenso postkartentauglich wie See Nummer eins. Dieses Prädikat verdient auch der Dritte im Bunde. Der smaragdrüne Spitzigsee ist der kleinste von allen. Am Ufer ruft eine Minihütte zur Pause, doch wir müssen weiter, zum nächsten Stempel, zum vierten und letzten See. Der Hauersee sorgt für das Türkis im Farbenspiel und wird von einer Herde Schafe bewacht.

Von nun an geht es bergab, mit der Kondition und auch sonst. Auf dem Weg ins Tal werden die Beine schwerer, unsere anfängliche Zehnergruppe ist zum Trio geschrumpft. Die meisten sind längst im Ziel, aber zum Glück gibt es auch einige, die noch langsamer sind. Nach neun Stunden, zwanzig Minuten und sechsundvierzig Sekunden laufen drei bejahrte Herren mit wenig Wadenmuskulatur durchs Ziel. Platz 82 von 94, sie einigen sich auf: gesichertes Mittelfeld. Für den Anfang gar nicht so schlecht.

Der 4-Seen-Marsch in Lengenfeld im Ötztal findet in diesem Jahr zum sechsten Mal statt. Er ist nach den vier Seen (Plattachsee, Weisser See, Spitzigsee und Hauersee) benannt, die auf der Strecke liegen. Im vergangenen Jahr haben 165 Wanderer am 4-Seen-Marsch teilgenommen, etwa zwei Drittel kamen aus Tirol. 2017 brauchte der schnellste Läufer 2h18m22s, der Rekord stammt aus dem Jahr zuvor und liegt bei 2h10m. Die Teilnahmegebühr für den 4-Seen-Marsch beträgt zehn Euro. Das Gelände ist hochalpin, der Weg führt bis auf 2.680 Meter hinauf. Die Route ist technisch nicht anspruchsvoll, erfordert aber eine gewisse Kondition. 16,4 Kilometer und 1.520 Höhenmeter sind zu bewältigen.

Weitere Infos: Ötztal Tourismus, Gemeindestraße 4, A-6450 Sölden, Tel.: +43 (0) 57200-0, info@oetztal.com, www.oetztal.com

Autor:

Sylvia Kester aus Miltenberg

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