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Wenn der alte Amboss erzählen könnte …

Der alte Amboss in der Schmiede von Anton Reuß. | Foto: Andrea Kaller-Fichtmüller, News Verlag Miltenberg
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  • Der alte Amboss in der Schmiede von Anton Reuß.
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Mönchberg im Landkreis Miltenberg in Unterfranken feiert in diesem Jahr „650 Jahre Markt Mönchberg“ mit einem historischen Fest, bei dem alte Handwerkskunst vorgeführt wird

Gestatten, dass ich mich kurz vorstelle? Ich bin der alte Amboss der Mönchberger Schmiede. Mein Alter tut hier nichts zur Sache! Aber Sie müssen wissen, dass ich in früheren Jahren von großer Bedeutung war!

Schon seit einigen Jahren bin ich nun arbeitslos und friste mein Rentnerdasein in der Schmiede Wöber, denn der letzte Mönchberger Schmied, der auf mir seine Arbeit verrichtete, legte die Schmiede 1972 still. Hier ist noch alles komplett eingerichtet. Und so werde ich bald wieder etwas zu tun haben, denn vom 19. bis zum 21. Mai steigt in der Spessartgemeinde Mönchberg im Landkreis Miltenberg in Unterfranken ein großes Fest. Dann wird das 650-jährige Jubiläum zur Verleihung der Stadt- und Marktrechte gefeiert. Einer der Höhepunkte sind die Vorführungen von alten Handwerksberufen und da komme ich ins Spiel.

Ich habe früher einen zentralen Platz in der Schmiede eingenommen. Mein Name rührt aus dem mittelhochdeutschen Wort „anabōʒ“ her, das bedeutet „das, worauf geschlagen wird“. Wenn der Schmied auf mir hämmerte, dann waren die Hammerschläge in weitem Umkreis unserer Schmiede zu hören.

Ich habe eine ganze Menge erlebt in meinem langen Leben. Der Beruf des Schmiedes zählt zu den ältesten Berufen überhaupt. Meine Kollegen sind die verschiedenen Hämmer und das Schmiedefeuer, im dem unser Meister, der Schmied, das zu schmiedende Eisen auf Temperatur brachte.

In Mönchberg – so wie in fast jedem anderen Dorf auch – waren früher Schmiede zu finden. Sie waren angesehene Leute und begleiteten oft auch wichtige Ämter in der dörflichen Gemeinschaft. Selbst als Name war und ist „Schmied“ in unterschiedlichen Schreibweisen gebräuchlich. Ein Umstand, der bezeugt, wie wichtig und hoch an Ansehen der Beruf früher war.

Unsere Schmiede war über viele Jahrhunderte hinweg eine zentrale Anlaufstelle in Mönchberg. Fast jeder hatte früher mit meinem Schmied zu tun und war auf ihn angewiesen. Die Wagner ließen die Eisenreifen auf die fertigen Wagenräder ziehen, die Küfer und Faßbender bezogen ihre Fassreifen von meinem Schmied und die Maurer und Zimmerer ließen viele ihrer Werkzeuge in unserer Schmiede – und damit auf mir – fertigen. Vor allem die Bauern, von denen es in Mönchberg in früheren Jahren sehr viele gab, waren auf meinen Schmied und unsere gemeinsame Arbeit angewiesen. Er fertigte die Gerätschaften wie Hacken, Spaten, Heu-, Mist- oder sonstige Gabeln, Pflugscharen, Eggenzinken und vieles mehr. Damit wurde die Arbeit der Bauern wesentlich erleichtert. Und vieles, was die Menschen im Haus oder auf dem Hof brauchten, fertigte der Schmied auf mir: Nägel, Beschläge für Türen oder Tore, Hufeisen für die Pferde und selbst eiserne Pfannen zum Braten.

Dass ich jetzt zum Jubiläum „650 Jahre Markt Mönchberg“ wieder zum Einsatz komme, freut mich sehr. Anton Reuß, ein gebürtiger Mönchberger, der in Mömlingen eine Kunstschmiede betreibt, wird auf mir demonstrieren, wie ein Schmied früher arbeitete. Er zeigt dann beispielsweise, wann er das zu schmiedende Eisen aus dem Feuer nimmt, was bei etwa 850 bis 900 Grad Celsius der Fall ist, wenn es hellkirschrot ist. Mit dem Eisen schmiedet er dann die kunstvollsten Figuren. Für Werkzeuge wie Messer, Meißel oder Äxte nimmt Anton Reuß Kohlestoffstahl, denn der ist härtbar. Lassen Sie sich überraschen von dem, was Anton Reuß und ich Ihnen zeigen werden!

Neben den Schmieden gab es früher noch viele andere Handwerker in Mönchberg. So waren im Weistum, einer historischen Rechtsquelle, aus dem Jahr 1396 in der Spessartgemeinde folgende Handwerker aufgezählt: Bäcker, Müller und Metzger. Sicherlich gab es aber auch noch andere wie Wagner, Kutschenmacher, Schneider, Schuster, Weber, Krämer, Maurer, Zimmerer, Küfer, Glaser, Tischler, Ziegler, Töpfer und Häfner, was aus alten Pfarrbüchern hervorgeht. Einige dieser alten Handwerksberufe werden beim Fest „650 Jahre Markt Mönchberg“ vom 19. bis 21. Mai zu sehen sein. Kommen Sie vorbei und bestaunen Sie mich (und natürlich die anderen Gehilfen der weiteren Handwerksberufe) an meinem alten Arbeitsplatz in der Mönchberger Schmiede. Wir freuen uns auf Sie!

Weitere Informationen zum Jubiläum „650 Jahre Mönchberg“ finden Sie im Internet unter http://www.meine-news.de/gruppen/650-jahre-markt-moenchberg-216.html.
(Text: Andrea Kaller-Fichtmüller, News Verlag Miltenberg)

Autor:

Markt Mönchberg aus Mönchberg

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