Der berüchtigte Räuber Schinderhannes und seine Leute

19. Januar 2017
19:00 Uhr
Gasthof-Weinparadies ENGEL, 69427 Mudau
Foto: Heimat- und Verkehrsverein Mudau e.V.
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- vom Odenwald bis in den Orinokodschungel -

Multimediavortrag am Donnerstag, 19. Januar 2017 im Gasthof-Weinparadies ENGEL in Mudau

Mangroven, Krokodile, Malaria und Gelbfieber. Wer denkt schon bei diesen Worten an Johannes Bückler, genannt Schinderhannes, und seine Mittäter? Vielmehr kommt bei diesem Namen der Schauspieler Curd Jürgens vor Augen, der 1957 im gleichnamigen Kinofilm einen charismatischen Räuberhelden und Freiheitskämpfer im Hunsrück spielte. Doch das war der „echte“ Schinderhannes tatsächlich nicht, und beileibe nicht nur ein Hunsrücker. Der junge Bückler strebte nach Höherem – der Mitgliedschaft in der rheinischen Mafia, der sogenannten Niederländer Bande, die von Paris bis in die Tschechei tätig war und regelmäßig nationale Räuberkongresse veranstaltete. Doch diese Ganoven wollten den Aufsteiger nie so recht akzeptieren. Schinderhannes’ heute nachweisbaren 130 Straftaten, darunter die Teilnahme an fünf Tötungsdelikten, haben ihm den erhofften Ruhm in der Kriminellenszene zu Lebzeiten zu spät gebracht. Bald schon mußte er vom Hunsrück an den Main flüchten und kreuzte regelmäßig den Odenwald und seine Umgebung. Von hier soll er auch seine erste Tarnung haben, als er sich die Uniform eines Jägers machen ließ, mit der er später unerkannt und ohne von der Polizei angehalten zu werden, umherreiste.

Die Justiz holte Schinderhannes ein: Er endete mit 24 Jahren unter der Mainzer Guillotine. In Angesicht der Guillotine blieb Bückler nur die Rückschau auf wenige, aber besonders ereignisreiche Jahre, in denen er vom Odenwald bis in die Wetterau, von der Südpfalz bis in die Eifel unterwegs war. Das intensive Leben bescherte ihm immerhin mindestens vier Kinder, zwei davon hatte er mit Julchen, seiner letzten Liebe. Geradezu mit globalem Ausmaß verstreuten sich vor 200 Jahren Mittäter und Opfer, viele von ihnen endeten in Südamerika.

Der Referent des Abends, Dr. Dr. Mark Scheibe, Leiter der Stiftung Historische Kommission für die Rheinlande 1789-1815, hat – ausgehend von einem Schulprojekt – in fast 25 Jahren weitestgehend alle Sagen und Tatsachenberichte des Schinderhannes in unserer Region zusammenstellen und mehr als 1.000 Strafakten jener Zeit auswerten können. Um Schinderhannes auf die Spur zu kommen, war Scheibe auch lange Zeit in den Nationalarchiven in Paris tätig (unsere Region war zu Schinderhannes‘ Zeit im Einflußgebiet des revolutionären Frankreichs) und forschte sogar in Südamerika auf den Spuren der Ganoven.

Ein spannender Vortrag abseits der bekannten Pfade wird versprochen.

www.ENGEL-Mudau.de

Autor:

marco scheiwein aus Mudau

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