Unterwegs in einer sagenhaften Seelenlandschaft

Unterwegs in einer sagenhaften Seelenlandschaft im Spessart nahe der Kartaus Grünau bei Schollbrunn (Kreis Main-Spessart).
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  • Unterwegs in einer sagenhaften Seelenlandschaft im Spessart nahe der Kartaus Grünau bei Schollbrunn (Kreis Main-Spessart).
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Sommer-Feeling und Sonne pur, Leichtigkeit und Wohlgefühl:

Spessart-Impressionen im Kropfbachtal

Schollbrunn. Ein besonderer Geheimtipp für gestresste, Ruhe und Entspannung suchende Zeitgenossen ist der Spessart, insbesondere das Kropfbachtal und die Kartause Grünau bei Schollbrunn.

Nachhaltige Eindrücke

Ein Ausflug hierher wird zu einem ästhetischen Erlebnis,
zu einem „Fest der Sinne“ mit nachhaltigen Eindrücken, von denen man noch
lange zehren kann.

Es begegnen einem dort altehrwürdige Geschichte und Geschichten sowie
ursprüngliche Natur, gute Luft, wohltuendes Wiesengrün, schattige Wälder, ein klarer
Bach und magisch anziehende Forellenteiche.

Wer sich viel Zeit nimmt, erfährt hier kurzweilige Unterhaltung mit Spaziergängern
und Kartause-Gästen. Vor allem wird er verwöhnt mit kulinarischen Köstlichkeiten in
der Grünauer Gaststätte.

Auf zur Kartause Grünau am frühen Morgen

Wieder ist ein sonniger Tag angesagt. Früh am Morgen – kurz nach Sonnenaufgang – geht die Fahrt über Wertheim, Hasloch, vorbei an der Barthelsmühle und am Eisenhammer, in Richtung Schollbrunn.

Ein Zwischenstopp an der Ruine der spätgotischen Markuskapelle (1216 erstmals
erwähnt, 1525 im Bauernkrieg zerstört) nahe der Fechermühle lässt in einem fast
melancholische Gefühle aufkommen.

Die fast unscheinbare Einmündung des Kropfbachs in den Haslochbach wird immer
wieder übertönt vom werktäglichen Straßenverkehr, der aus Michelrieth, Schollbrunn,
Hassloch und dem Mühlental kommt.

Fern von Hektik und Alltags-Stress

Wie in einer andern Welt fühlt man sich dann zwei Kilometer weiter westlich an der
Kartause Grünau, wo man auf dem geräumigen, um diese Zeit noch leeren Parkplatz
der Gaststätte parken kann. Nichts ist mehr von Unruhe, Hektik und Lärm zu
spüren.

Das imposante Morgenrot ist bereits verschwunden, andere Akteure der
hiesigen Tierwelt machen sich bemerkbar.

Empfangen wird man am Klosterteich bald von Vogelgezwitscher und scheinbar
schlafenden Enten, von auftauchenden, Fliegen fangenden Forellen und einem
quirligen Eichelhäher-Pärchen, das im Fichtengeäst ein Fang- und Versteckspiel
absolviert.

Vielfältige Klang-Register des Kropfbach-Wassers

Der obere und kleinere, mythisch anmutende Fischweiher ist fast komplett von einer
grünen Algendecke überzogen. Nebenan zieht beim Spaziergang auf sanftem
Waldboden der sich schlängelnde Kropfbach alle Klang-Register:

Glucksen in vielfältigen Nuancen – man könnte minutenlang zuhören. Da gibt es nicht nur ein Dahin-Fließen, sondern auch ein Rauschen, Glucksen, Plätschern, Sprudeln, Schnellen,Tropfen, ein mit sich Führen von kleinsten Partikeln, von Steinchen und Erde, vonHolz und Ästen – und das alles im wechselnden Licht- und Schattenspiel.

Forellen und Libellen

Vorbei an bemoosten Ruhebänken ist der Panorama-Blick auf den großen
Klosterweiher überwältigend: hier schwimmen große und kleine Forellen, über der
Wasseroberfläche fliegen Libellen und Mücken, nichts ahnend von der Gefahr, die
sich von unten nähert. Mit einem Satz schnappt die eine oder andere Forelle meist
erfolgreich nach den herumschwirrenden Insekten. Klatschend und mit Beute
tauchen die Fische in ihr feuchtes Terrain zurück.

Altes Gemäuer, historische Bau-Relikte der Kartause, Wappen, Hinweistafeln und
allerhand Geräte von anno dazumal sind Wegbegleiter zur Gaststätte und zum hier am frühen Morgen bereits eingetroffenen Personal.

Bevor die ersten Ausflügler kommen, gibt es im wunderbar restaurierten, barrierefreien Außen- und Innenbereich, im Biergarten und in den Gasträumen, viel zu tun.

Sympathisches Personal

Stefanie Merker und Karl Engert sind seit einem Jahr die neuen Pächter: beide machen einenfreundlichen Eindruck und nehmen sich - wie ihre sympathische Mitarbeiter - viel Zeit für die Erholung suchenden und in der Speisekarte blätternden Gäste.
Im Angebot finden sich typische Gerichte der Kartause, regionale Leckereien und
fangfrische Forellen aus dem Kartausenteich; das Schweinefleisch wird aus der
Umgebung bezogen, leckeres Wild gibt es aus dem Spessart.

Viel Platz bietet für besondere Anlässe, Veranstaltungen und Feiern die sogenannte
Scheune und die lichtvolle Ruine - das Refektorium, der einstige Essenraum der
Mönche (jeweils bis zu 80 Personen).

Ein ansprechendes Prospekt wirbt mit besonderen Aktionswochen, beispielsweise
jetzt bis September mit saisonalen Tagesgerichten nebst frischen Pfifferlingen,
Beeren, besonderen Salate und gebratenem Fisch - nach dem Motto „Sommer,
Sonne, Leichtigkeit“.

Inzwischen ist ein älteres Ehepaar aus Bessenbach bei Aschaffenburg mit einem Pkw
eingetroffen. Beide kennen das idyllische Tal wie ihre Westentasche, empfehlen
romantische Routen rundum und berichten vom Kropfbach, der stellenweise nur
unterirdisch seinen Weg fortsetzen soll. Jetzt sind die beiden Senioren im
fortgeschrittenen Alter nur noch eingeschränkt mobil, laufen an zwei Gehhilfen und genießen aber das sommerliche Ambiente rund um den Klosterweiher.

Johann Adam Hasenstab

Im Biergarten erzählt bei einer Maß Bier ein junger Hasselberger Urlauber vom
abenteuerlichen Leben des bekannten Johann Adam Hasenstab aus dem 18.
Jahrhundert und einem nahen steinernen Gedächtniskreuz, rund drei Kilometer von
hier: dem angeblich für die hiesigen Forstbehörden berüchtigten Wilderers, der hier
in den Wäldern Zuflucht, aber auch am 3. Juni 1773 durch eine Kugel des
Bischbrunner Forstmeisters Sator den Tod fand.

Wenn Steine erzählen könnten ...

Erzählen könnten hier viele Steine, Inschriften und Epitaphien von alten und
sagenumwobenen Zeiten: eine Info-Tafel kurz nach dem Torbogen-Eingang gibt
einen Einblick in die wechselhafte Geschichte der Grünauer Kartause, der
zweitältesten Niederlassung des im elften Jahrhundert in Frankreich gegründeten
Ordens der Kartäusermönche auf deutschem Boden.

Das 1328 gegründete Kloster des strengen Einsiedlerordens wurde von der
Wertheimer Gräfin Elisabeth von Hohenlohe gefördert und erlebte eine filmreife
Geschichte im Auf und Ab zwischen Beschaulichkeit und Betriebsamkeit, Krieg und
Frieden. 1803 wurde das mit stattlichen Mauern umgebene Kloster säkularisiert, in
ein Landgut – später in einen Gaststättenbetrieb umgewandelt.

Beim Lesen der kurzweiligen Informationen und beim entdeckenden Spaziergang
durch das geräumige Gelände der Kartause Grünau lässt sich Vergangenes wieder
lebendig lassen. Doch auch Familien mit Kindern werden hier ihre Freude haben,
sie finden unzählige Spielgelegenheiten.

Die Spessart-Gegend rund um die Kartause Grünau ist nach wie vor ein blitzendes
Juwel für Erholungssuchende. Es duftet nach frisch gemähtem Heu und würziger
Waldluft wie in der Kindheit auf dem Lande.

Auf gut beschilderten Wanderwegen lässt sich hier abseits aller Betriebsamkeit die
vielgepriesene Ruhe finden. Im klaren, blauen Wasser des Klosterweihers spiegeln
sich Wald, Gebäude und blauer Himmel - wunderbar in vielfältigen Nuancen.
Wer hier herkommt, sucht Natur pur, das Gesunde und Erholsame, gute Luft und
endlich Stille, ähnlich dem Schweigen der einstigen Kartäusermönche.

Kindheits-Erinnerungen

Man entdeckt eine einzigartige Seelenlandschaft, vor allem das Überraschende und Nichtalltägliche, eine Stadt- und Technikferne, erkennt Ursprüngliches, vielleicht von Kindertagen Vertrautes, eben Einfaches und Elementares, was zugänglich und begehbar erscheint.

Die wahrgenommenen Eindrücke, Bilder, Gerüche und Geräusche verdeutlichen eine
selten gewordene harmonische Szenerie. Dies alles klingt nach Aussagen wie in
einem Fremdenverkehrsprospekt. Doch hier ist es tatsächlich so. Das Kropfbachtal
ist eine Naherholungsreise wert!

Geschichtlicher Hintergrund

Die Kartause Grünau, geweiht der Heiligen Jungfrau Maria sowie St. Lorenz und
St. Nikolaus, liegt im entlegenen Tal des Kropfbaches zwischen Schollbrunn und
Hasloch im Spessart.

Grünau war die erste Kartause Frankens, deren erste Mönche aus der Kartause
Mainz kamen.

In offiziellen Urkunden der Kartäuser wird die hiesige Gründung Nova Cella genannt.
Andere Formen sind Grunavia, Gruena und Neuenzell.

Die Gründung der Kartause Grünau am 15. März 1328 geht auf die Gräfin
Elisabeth von Wertheim zurück, angeblich als Sühne für einen Jagunfall gestiftet, in
dem sie versehentlich ihren Gemahl , Gottfried von Hohenlohe-Röttingen tötete.
Beide sollen in Grünau bestattet worden sein.

Auch in der Umgebung wirkte die kinderlos gebliebene Gräfin Elisabeth als große
Wohltäterin, beispielsweise seien Spital-Einrichtungen in Stadtprozelten und in
Neubrunn genannt.

Schon vor der Kloster-Gründung gab es eine im Jahr 1216 geweihte Kapelle in der
Grünau, zu deren Reliquien Gläubige aus der Umgebung Wallfahrten unternahmen.
Eine ansehnliche Zahl von Wohltätern aus dem Reihen des Adels der Umgebung
unterstützte die neue Klostergründung im Kropfbachtal, wobei ein vielfältig
verflochtenes Netzwerk zwischen Kloster und Förderern entstand.

Schweigepflicht der Mönche

Im 16. Jahrhundert wird von 16 Mönchszellen in der Kartause Grünau gesprochen.
Kartausen waren Einsiedeleien. Die Mönche lebten in strengem Schweigen und
Fasten in kleinen Häuschen, die sich an dem großen Kreuzgang entlang gruppierten.
Den Zellen angegliedert waren abgegrenzte kleine Gärten, die von jedem selbst zu
bestellen waren.

Die Mönche trugen Soutanen, Skapulier mit Kapuze und Ledergürtel – alles in Weiß.
An ihrer Spitze stand der Prior. Nur zu Mahlzeiten an Sonn- und Feiertagen dürften sie ihr Schweigen unterbrechen, das sie ansonsten auch innerhalb des Klosters voneinander trennensollte. Allein der Prior, an der Spitze des Klosters, hielt Kontakt zur Außenwelt.

1370 erhielt das Kloster Grünau vom Mainzer Bischof das Fischrecht. Bis ins 18.
Jahrhundert kauften hier Fischhändler zwischen Gemünden und Wertheim Forellen,
Hechte und Karpfen.

1803 wurde das Kloster aufgehoben. Der Besitz ging an die Grafen von
Löwenstein-Wertheim-Virneburg über. Die Kirche wurde bis 1866 genutzt.
Erhalten geblieben sind heute Teile der Kirche mit mehreren Grabplatten, die
Prokuratie (jetzige Gaststätte) und die Umfassungsmauer mit Portal und Wappen.

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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