Phantom der Oper
Hardheim: Orgelimprovisationskonzert mit Prof. Johannes Mayr

Foto: Foto: Adrian Brosch
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Hardheim. (adb) Bewegte Bilder und bewegende Klänge waren es, die sich am Sonntagabend gegenseitig in Szene setzten: Das „Orgelkino“ im Hardheimer Erftaldom St. Alban beschloss die diesjährige Reihe der Orgelkonzerte. Als Organist reüssierte Prof. Johannes Mayr (Stuttgart), der äußerst gekonnt zum bekannten Stummfilm „Das Phantom der Oper“ von Carl Laemmle aus dem Jahr 1925 improvisierte.

Das tat der Kirchenmusikdirektor folgerichtig völlig ohne Noten. Und er tat es meisterlich: Sein Orgelspiel ließ die rund 90 Minuten wie im Flug vergehen. Die Dramatik des Films wurde gekonnt aufgegriffen – eine ganz neue, auf seine Weise durchaus interessante Dimension des Musik- und Filmgenusses. Insbesondere die langsamen und leisen Töne bewältigte Mayr mit beeindruckendem Feingefühl, während zeitgleich der Film per Großleinwand übertragen wurde.

Die packende Geschichte ging um die Welt: Als Operndirektor Poligny verabschiedet wird, übernimmt die junge Chorsängerin Christine den Soprangesang für die verhinderte Diva La Carlotta. Das Publikum liegt ihr und ihrer betörend schönen Stimme zu Füßen – ganz besonders entzückt ist der aparte Raoul Graf de Chagny. Als Mäzen der Pariser Oper im Publikum sitzend, erkennt er in Christine seine alte Freundin wieder. Während das Auditorium jubelt, scheidet Bühnenmeister Buquet auf rätselhafte Weise aus dem Leben: Man findet ihn erhängt vor. Keine Frage: Das Phantom der Oper habe wieder zugeschlagen. Zwar dementieren die Oberen dessen Existenz und sprechen gar von einem „Hirngespinst“ - aber stellt ein „Hirngespinst“ Forderungen über 20.000 Francs als Jahressalär und möchte dauerhaft in der Loge 5 Platz nehmen? Unterdessen nimmt Christine Gesangsstunden. Sie rechnet mit der Rückkehr des „Engels der Musik“, aber es ist das Phantom der Oper, das sie unterrichtet. Das tut es aus unermesslicher Liebe – ohne zu wissen, dass Christine sich in Raoul verliebt hat. Die Gefühle beruhen auf Gegenseitigkeit: Raoul verehrt Christine – und je vehementer ihn die aufgebrachte Madame Sorelli von der Oper und Christines Garderobe abweist, umso intensiver wird seine Liebe. Das Phantom bekommt alles mit. Talentiert und begabt, aber verhärmt und von Geburt an entstellt, plant es ein Duell mit Raoul. Als beim Opernball der Kronleuchter abstürzt, nutzt das Phantom die Gunst der Stunde und entführt Christine in seine schaurigen Katakomben unter dem Opernhaus. Die Direktoren erkennen den Ernst der Lage: Polizei und Ensemble gehen auf die Suche nach Christine und dem Phantom, gehen aber gegenseitig aufeinander los. Raoul gelingt es, das Refugium des Phantoms aufzuspüren. Das Phantom bekommt die beiden zu fassen und sperrt sie ein. Sein Gram ist unermesslich: Nachdem Christine das Phantom hat auflaufen lassen, ist es außer sich vor Wut und Hass – auf sich selbst, die Pariser Oper und die ganze Welt. In letzter Sekunde merkt es aber, dass die Liebe am Ende das einzig wahre Empfinden ist und alles ändern kann.

Die tragische Handlung wurde erstklassig in Szene gesetzt: Abrupte Wechsel zwischen lieblich-sanft anmutenden Klängen, etwas gehobener Lautstärke und mystisch-aggressivem Donnergrollen zeigten, was in der Vleugels-Orgel steckt. Gleichzeitig bewies Prof. Johannes Mayr sein bewundernswertes Können: Er zog im buchstäblichen Sinne alle Register. So kann das „Orgelkino“ als Verbeugung vor dem altehrwürdigen Film betrachtet werden – und als musikalisch wie themathisch zwar nicht gerade leichtfüßig daherkommende, aber emotional nicht belastende Darbietung.

In eigener Sache wies Bernhard Berberich seitens des „Freundeskreises Erftaldomorgel“ auf die anstehende Orgelrenovierung hin und dankte allen Spendern. Das bedeutet freilich eine kleine Klangpause: Die geneigten Kulturfreunde – von denen auch am Sonntag zahlreiche erschienen waren – müssen sich bis Sommer 2024 gedulden, bis die Konzertreihe gewohnt hochkarätig fortgesetzt wird. Man darf gespannt sein.

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