Konzertreise führt an den Gardasee
Gemeinschaftsprojekt im Jubiläumsjahr

Grünsfeld/Schweinberg. Schneebedeckte Bergkämme, blühende Bäume, duftende Sträucher, in den sich kräuselnden Wellen des Sees glitzert das Sonnenlicht, im lauen Lüftchen an der Promenade einen Cappuccino genießen – wer würde nicht gern mit Pauken und Trompeten in dieses Frühlingsmärchen eintauchen, hätte er die Gelegenheit hierzu? Diese haben die beiden Musikkapellen aus Schweinberg und Grünsfeld, wobei das mit den Pauken und Trompeten durchaus wörtlich zu verstehen ist. Denn beide nehmen teil am „Flicorno d’Oro“, einem vom 22. bis 24. März stattfindenden Blasorchesterwettbewerb, der seit über 30 Jahren in Riva del Garda stattfindet und zu den wichtigsten Veranstaltungen auf europäischer Ebene zählt. Nicht gerade der naheliegendste Gedanke, ebenso wenig das Ziel für zwei Musikgruppen aus dem Neckar-Odenwald- und dem Main-Tauber-Kreis bei diesem Contest aufzutreten. Klar, dass angesichts dessen ein Hauch positiver Erwartung und gespannter Vorfreude durch die Proberäume schwebt. Doch wie kam es dazu? Wir fragten nach und besuchten die rund 80 Musiker bei einer ihrer gemeinsamen Proben in Grünsfeld.

Bekanntlich macht der Ton die Musik und der scheint ausgesprochen harmonisch zu sein, denn das Organisationsteam aus Mitgliedern beider Ortschaften wirkt bereits auf den ersten Blick wie eine gut eingespielte Einheit. Vertraut und offen ist die Atmosphäre unter Dorothee Kaufmann, der Vorsitzenden des Musikvereins Schweinberg, ihrem Stellvertreter Marc Reinhart, Dirigent Luk Murphy, der Vorsitzenden der Musikkapelle Elke Krappel sowie deren Dirigent Thomas Mohr. Ebenso warmherzig ist das Verhältnis der beiden Musikvereine, die eine über viele Jahre bestehende Freundschaft verbindet und angesichts dieses Ereignisses im Herbst das „Blasorchester Grünsfeld-Schweinberg“ gründeten. Keiner will hier die erste Geige spielen. Der verstorbene Grünsfelder Dirigent Thomas Weber sowie Luk Murphy pflegten ebenfalls eine lange, enge Freundschaft, die sich auf ihre Musiker übertrug und in gemeinsamen Konzerten, gegenseitigen Besuchen bei Serenaden, Mottoveranstaltungen oder Aushilfen bei Auftritten manifestierte. Weber träumte schon immer von einer gemeinsamen Teilnahme am „Flicorno d’Oro“, erinnert sich Mohr. Leider war ihm dies aufgrund seines frühen Todes nicht mehr vergönnt. Da während der Pandemie die Musiker sich nicht von ihrem Leiter verabschieden konnten, gestalteten sie ihm zu Ehren einen Abend, an
dem sie diesen Verlust aufarbeiteten, denn, so alle übereinstimmend: „Er hat uns viel hinterlassen.“ Insofern sei es für sie naheliegend gewesen, seinen Traum in seinem Sinne umzusetzen, dieses Projekt zu wagen. „An diesem Abend haben wir das verkündet“, erzählt Kaufmann und postwendend ernteten sie alle Applaus. Nun beginne nach einer kurzen, intensiven Faschingszeit, in der beide Vereine musikalisch aktiv waren, die heiße Phase. Zwar habe jede Kapelle die beiden Musikstücke, ein Pflicht- sowie ein „Selbstwahlstück“ für sich geübt, doch bestehe nun für die beiden Dirigenten, von denen jeder je ein Stück leite, die Herausforderung, „die 80 Leute unter einen Hut zu bringen“, mithin aus zwei selbstbewusst aufspielenden Orchester-Individuen eine homogene Einheit zu formen. „Jeder hat seinen Stil, seine Art, wie er dirigiert und vorgeht“, geben Murphy und Mohr zu bedenken. Die Musiker müssten sich jeweils auf den auswärtigen Dirigenten einstellen. „Auch, wenn beide dieselben Stücke spielten, seien es zunächst zwei Stücke.“ Der Leiter müsse seine Emotionen, die er beim Dirigat empfindet, an die Musiker weitergeben, damit beide Kapellen verschmelzen und die atemberaubende, harmonische Klangfülle der 80 Musiker die Spielstätte bis in die letzte Mauerritze flutet. Unter den 60 teilnehmenden Laienblasorchestern sei man die einzige Spielgemeinschaft, ein Alleinstellungsmerkmal, das dieses Abenteuer nicht gerade vereinfache.

Allerdings betonen alle, stehe weniger eine gute Platzierung als vielmehr das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund. Der Weg sei das Ziel, wobei man sich natürlich über ein gutes Abschneiden freue. Angetreten werde in Kategorie 3 um 9:00 Uhr am Samstag. Alles sei getaktet: „Vom ersten Schritt auf die Bühne bis zum Verlassen, haben wir 35 Minuten“, erklärt Kaufmann. „Wintertour“ von Angelo Sormani nimmt als Pflichtstück Publikum sowie die hochkarätige Jury mit auf eine musikalische Reise durch die Monate Januar, Februar und März von dunklen, kalten Tagen bis zu den ersten, zarten Frühlingsblumen. Mehr am Herzen liege ihnen natürlich „Schloss Orth“ von Fritz Neuböck, ein konzertantes Stück, für das sie sich entschieden hätten. Musikalisch entführe es die Zuhörer in die Vergangenheit und erzähle die wechselvolle Geschichte dieses Bauwerks im Salzkammergut. Sei es der sacht erwachende Tag, seien es die Gesänge der Mönche, die an dessen Zeit als Kloster erinnern, seien es die Liebschaften der Schlossherren und deren fröhliche Festlichkeiten oder sei es die alles zerstörende Feuersbrunst – so vielfältig wie die Historie und die Schicksale der dort lebenden Menschen, so vielfältig präsentiere sich dieses Stück. „Man hört die prasselnden Flammen“, prophezeien die Musiker und man ahnt die Vorfreude an diesem opulenten Stück.

Angedacht sei darüber hinaus ein Platzkonzert am See zu spielen. „Typisch deutsche Blasmusik“, schmunzeln die Verantwortlichen, das werde vermutlich von ihnen erwartet. Also eher „Rosamunde“, nicht „Simply the best“ schieben sie lachend nach. Dieser Tribut, in dem die ganze tiefe, aufrichtige Wertschätzung für ihren ehemaligen Dirigenten und Musikkollegen liege, bilde gleichzeitig den Auftakt anlässlich der Jubiläumsjahre der beiden Musikvereine. Fast könnte man meinen, neben der Freundschaft bestehe gar eine Seelenverwandtschaft, denn während Grünsfeld dieses Jahr sein 100-jähriges Vereinsbestehen begeht, feiert Schweinberg sein 60-jähriges. Insofern motiviere dieses Highlight im Veranstaltungskalender beider generationsübergreifender Kapellen mit Aktiven im Alter von 13 bis 78 Jahren für weitere musikalische Genüsse im Jubiläumsjahr. Und wenn man schon mal in Bella Italia weile, biete es sich zur Pflege der Gemeinschaft natürlich an, hinterher die schöne Gegend dort ganz entspannt und ohne Vorspielstress zu genießen. Vielleicht inspiriert diese Atmosphäre und es werden weitere Pläne geschmiedet, bevor die Heimreise angetreten wird. Jedoch nicht wie man vermuten könnte über Schloss Orth (FN).

Autor:

Musikverein Schweinberg aus Schweinberg

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