Daher`s Weinberg - Zelt der Völker

Auf dem Weg zum Friedenscamp, Felsbrocken versperren den Zugang
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Menschen weigern sich, Feinde zu sein!

Das Projekt „Zelt der Völker“ („Tent of Nations“) liegt auf einem 950 m hoch gelegenen Hügel 9 km südwestlich von Bethlehem, im von Israel besetzten Westjordanland. Es ist ein Freizeit- und Begegnungszentrum, überwiegend für Jugendliche, um für Verständigung und Frieden zwischen Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen zu werben. Israel stört sich seit Jahren daran und versucht den einzigen, nicht von israelischen Siedlern besetzten Hügel zwischen Bethlehem und Hebron zu besetzen. Seit dem Jahr 2000 gibt es dieses Begegnungscamp, das Daoud Nassar und seine Familie aufgebaut haben und von Freundeskreisen in der ganzen Walt unterstützt wird. 2007 erhielt das Projekt „Zelt der Völker“ den deutschen „Michael-Sattler-Friedenspreis“. Auch das deutsche Familienministerium unterstützt das Projekt.

Zahlreiche Prozesse:
Den 42 Hektar großen Weinberg hatte Daoud Nassars Großvater Daher Nassar im Jahr 1916 gekauft. Seit dieser Zeit haben viele Familienmitglieder dieses Land bewirtschaftet. Es wurden Oliven- und Obstbäume gepflanzt, Weizen angebaut und verschiedene Weinreben kultiviert. 1991 erklärte Israel einen Teil des Landes zum israelischen Staatsland. Von da an begann der Leidensweg der Familie Nassar. Zum Glück hat die Familie Grundbesitzurkunden aus der Zeit der Ottomanen, Briten und Jordanien, sowie von der Israelischen Regierung. Daher Nassar hatte diese Dokumente sorgsam bewahrt, sie sind heute der einzige Existenzgarant für die Familie. Mit diesen Dokumenten konnte die Familie vor Gericht den rechtmäßigen Besitz beweisen und immer wieder die Enteignung ihres Landes gerichtlich verhindern. Seit dem Jahr 2012 ist dieser Rechtsstreit sogar beim Obersten Gericht anhängig, die Urteilsverkündung wird immer wieder verschoben. Weit über 100.000 Euro musste die Familie für die vielen Gerichtsverfahren bisher aufbringen. Geld, das sie nicht hat. Ohne internationale Unterstützung hätte sie sich im Grundstücksstreit ergeben müssen.
Pilger erleben die Realität:
Eine Pilgergruppe aus der Pfarreiengemeinschaft „Christus, der Weinstock“, Erlenbach am Main, unter Leitung von Johannes Zang aus Goldbach hatte auf ihrem Programm einen Besuch auf „Daher`s Weinberg“ stehen. Die Pilger waren sehr überrascht, als sie auf ihrem Weg zu „Daher´s Weinberg“ plötzlich riesige Felsbrocken liegen sahen, die ihnen den weiteren Weg versperrten. Doch dies war erst der Anfang eines erlebnisreichen Nachmittages, der alle Pilger sehr beeindruckte, ja sogar schockierte. Erstmals erlebten die Pilger aus Deutschland, mit welchem Hass und Vernichtungswillen die israelischen Militärbehörden vereint mit den radikalen Siedlern die ortsansässigen arabischen Einwohner schikanieren und unterdrücken.
Stein des Anstosses:
„Wir weigern uns, Feinde zu sein“ steht auf einem Stein am Eingangstor zum Weinberg zu lesen. Das Grundstück ist zum Schutz eingezäunt, gleich neben Tor befinden sich Hunde, um wenigstens in der Nacht der Familie auf dem Weinberg eine gewisse Sicherheit zu geben. Daoud Nassar, ein 45-jähriger christlicher Palästinenser empfing die Gruppe. Unter einer Überdachung vor dem Wohnhaus, die Temperaturen erreichten mal wieder einen Spitzenwert von 40 Grad, begrüßte er die Gäste. Mit ruhiger und sachlicher Stimme erklärte er: „Seit 1991 kämpfen wir um diesen Weinberg“. Mal entzündete sich der Streit an einer Hundehütte, für die es keine Genehmigung der Baubehörde gab, mal störte eine Betonplatte zur Abdeckung der Zisterne. Das Unheil kündigt sich oft mit Steinen an, umwickelt mit Papier und in nächtlichen Stunden auf das Grundstück geworfen werden. So auch im Mai 2014, als die Militärbehörden erklärten, dass die auf dem Berg befindlichen Bäume auf “Staatsland“ gepflanzt seien und daher eine Besitzstörung seien und „entfernt“ werden sollten. Am 12.05.2014 legte die Familie Nassar vor dem Militärgericht Einspruch ein. Doch bevor das Urteil gefällt war, rollten am 21.05.2014 israelische Bulldozer heran und zerstörten mehr als 1.500 Obstbäume sowie Weinstöcke.
Verkauf bringt keinen Frieden:
Doch Daoud Nassar will nicht weichen. Der Familienbesitz bedeutet ihm viel. „Ich kann doch meine Mutter nicht verkaufen“. Dabei hat es an Kaufangeboten nicht gefehlt. Hohe Beträge wurden ihm geboten, Ausreisevisa für die Familie, einen Blankoscheck mit hohem Anreiz. Doch der Handel würde keinen Frieden bringen, so Daoud Nassar. Würde die Familie Nassar gehen, wäre das benachbarte, mehrheitlich von Muslimen bewohnte Dorf Nahalin ganz von israelischen Siedlungen umzingelt.
Daoud Nassar fühlt sich dem Erbe seines Vaters verpflichtet. Von ihm hat er Idee eines privaten Friedensobjektes übernommen. Im Jahr 2000 schlossen sich Freunde der Vision der Nassar Familie an. Einen Teil des Grundstücks stellte die Familie für ein Friedenprojekt zu Verfügung und gemeinsam wurde „Zelt der Völker – Menschen bauen Brücken“ gegründet. Zahlreiche Versöhnungsprogramme für Jugendliche verschiedener Kulturen, Baumpflanzprogramme, internationale Jugendaustauschprogramme, Ausbildungen zum Landwirt und vieles mehr stehen auf dem alljährlichen Programm.
Zeichen der Hoffnung:
Als die Pilgergruppe nach Stunden nachhaltigen Erlebens und tief beeindruckt vom Friedenswillen der Familie Nassar „Daher`s Weinberg“ verließ, herrschte Schweigen auf dem Weg zum Reisebus. Zu stark waren die Eindrücke von menschlicher Willkür und Hass. Von rund 180.000 Christen, darunter 120.000 arabischsprachige wie die Familie Nassar, erwägen immer mehr, das Heilige Land zu verlassen. Gerade grotesk mutet es an, dieses Land als „Heilig“ zu bezeichnen. Trotzdem setzt die Familie Nassar ein „Hoffnungszeichen“ mit Ihrem Friedenscamp. Brücken der Verständigung und Versöhnung zu bauen wird vielleicht doch einmal zum Erfolg führen. Denn ein Land ohne Menschen, wie auch Menschen ohne Land hat keine Zukunft.

Kontaktinformationen:
Info@tentofnations.org
www.tentofnations.org

Für eine finanzielle Unterstützung des Projektes:
Kontonummer in Deutschland-
Name: Pfarrerin Annette Bethlehem
Volksbank Tecklenburger Land eG
Kto.Nr. 1205968300
Bankleitzahl: 40361906
IBAN: DE74 4036 1906 1205 9683 00
Zweck: Dahers Weinberg – Zelt der Nationen

Literaturhinweis:
Titel: Projekt: Zelt der Völker
Autoren: Meseth/Michaeli/Zang
36 Seiten, - ISBN 978-3-86575-495-0
ersch. im Verlag AphorismaA
5,00 EUR

Autor:

Bernhard Setzer aus Breitendiel

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