Obstbaumschnittkurs
Obstbaumschnittkurs in Laudenbacher Flur

Am Samstag, den 9. März versammelten sich circa 20 Personen in der Laudenbacher Flur „Langes Tannenfeld“, um vom 1. Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins in die Kunst des Obstbaumschneidens eingeführt zu werden.
Zuerst jedoch teilte Michael Breitenbach ein paar Hintergrundinformationen mit.
Der Apfelbaum gehört, wie zum Beispiel auch Kirsche und Himbeere, zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und stammt vom Asiatischen Wildapfel ab. Er kam über die Seidenstraße aus dem westlichen Kasachstan, deren Hauptstadt Almaty „Stadt der Äpfel“ bedeutet, nach Europa. Auf diesem Weg kreuzte er sich mit dem Europäischen Wildapfel und ergab die Frucht die wir heute kennen. Weltweit gibt es mittlerweile ungefähr 20.000 Sorten, 2.000 davon in Deutschland. Der älteste Apfelfund stammt aus Heilbronn und ist um die 6.000 Jahre alt.
Die heutigen Plantagenäpfel werden circa 15 Jahre alt, sind maximal 4 Meter hoch und sehr schmal gebaut. Im privaten Anbau werden Apfelbäume in der Regel bis zu 80 Jahre alt, erreichen einen wesentlich höheren Wuchs mit einer ausladenden Krone. Birnbäume hingegen werden 100 bis 200 Jahre alt – wilde Sorten wurden schon auf 250 Jahre geschätzt.
Doch nun zum Aufbau und zur Pflanzung des Apfelbaums. Auf einer schwach wachsenden Sorte als Unterlage wird ein Edelreiser der gewünschten Sorte aufgepfropft. Der Übergang wird Veredelungsstelle genannt und sollte 5 cm über der Erde liegen. Nach dem Pflanzen ist darauf zu achten, eine Baumscheibe frei von jeglichem Bewuchs zu halten. Sie kann durch Grasschnitt oder auch Rindenmulch mit der Zugabe von Hornspänen gemulcht werden. Zur Unterstützung des jungen Gewächses werden 2 bis 3 Pflanzpfähle gesetzt, die bei Bedarf einen Verbissschutz erhalten. Teilweise ist es auch ratsam, die Wurzeln mit einem Wühlmauskorb zu schützen. In der Anfangszeit benötigt der Obstbaum mindestens alle 2 Wochen eine Wassergabe von circa 20 Litern.
Auf den lokalen Streuobstwiesen finden sich hauptsächlich so genannte Hochstämme. Die 3 bis 4 Leitäste beginnen in einer Höhe von etwa 1,80 m in einem Winkel von idealerweise 45 Grad und sind gleichmäßig am Stamm verteilt. Die Mitte des Baumes bildet eine möglichst senkrecht nach oben führende Spitze als Stammverlängerung.
Am einjährigen Holz bilden sich zuerst die flach anliegenden Blattknospen. Im zweiten Jahr erscheinen die schon etwas größeren Blühknospen, aus denen sich die ersten Früchte entwickeln. Der Übergang vom ein- zum zweijährigen Holz lässt sich an einem Ring erkennen und erleichtert somit die Altersbestimmung. Ab dem dritten Jahr spricht man von Fruchtholz. Alles danach folgende gilt als mehrjähriges Holz.
Das Ziel des Obstbaumschneidens ist eine lichte Krone zu erzeugen und zu erhalten, die den Früchten viel Licht gewährt. In der freien Flur ist hierfür die pyramidenähnliche Form am Besten geeignet. Um eine dauerhaft stabile Krone aufzubauen braucht es einen etwa 5 bis 7 Jahre dauernden Erziehungsschnitt. Ältere Bäume profitieren von einem Erhaltungs- und / oder Verjüngungsschnitt. Dieser kann zu unterschiedlichen Jahreszeiten erfolgen, je nach dem was damit erreicht werden möchte. Der Frühjahrs- oder Winterschnitt fördert den Wuchs, beim Sommer- oder Herbstschnitt wird dieser eher gehemmt. Keinesfalls sollte diese Maßnahme bei Frost unter 5 Grad stattfinden. Geschnitten wird knapp über einer nach innen zeigenden Knospe, um ein nach außen abknickendes Astwachstum zu vermeiden. Muss ein Ast komplett entfernt werden, ist dieser „auf Astring“ zu setzen. Das ist ein kleiner Wulst, an dem er zum Beispiel vom Stamm abzweigt. Durch dieses korrekte Setzen der Schnittfläche wird dem Baum ein Überwallen erleichtert. Denn für einen gesunden Wundverschluss sind keine künstlichen Hilfsmittel nötig.
Beim Schneiden sollte darauf geachtet werden, nicht mehr als ein Drittel der Blattmasse zu entfernen. Auch in den blattlosen Zeiten lässt sich das einigermaßen gut abschätzen.
Im Juni / Juli ist die beste Zeit so genannte Wasserschosser auszureißen. Sie wachsen meist senkrecht, tragen kaum Früchte und verdichten unnötigerweise die Krone. Diese sollte nämlich, wie bereits erwähnt, möglichst licht sein – ein alter Spruch sagt „man sollte einen Hut hindurch werfen können“. Allerdings gibt es keine Aussage über die Größe des Hutes!
Dies ist nur eine Zusammenfassung der Informationen, die Michael Breitenbach seinen interessierten Zuhörern und Zuhörerinnen vermitteln konnte. Vielleicht lässt sich dieses Wissen in einem weiteren Kurs noch vertiefen.

Autor:

Obst- und Gartenbauverein Laudenbach aus Laudenbach (Miltenberg)

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