Im Herbst 1648 schien Bayern verloren. Die Schweden standen kurz vor der endgültigen Eroberung. Nur ein Wunder konnte Bayern noch retten. Doch das Wunder geschah.
Die letzte Schlacht des 30jährigen Krieges

1648: Bayern schien verloren

Im Herbst 1648 schien Bayern verloren. Die Schweden, angeführt von Feldherr Carl Gustav Wrangel, hatten sich zum dritten Mal mit den Franzosen vereint. Diese waren zwar katholisch, aber längst hatte sich der 30jährige Krieg von einem Religionskrieg in ein blutiges Ringen verwandelt, in dem es vorrangig um Macht und Einfluss ging. Wrangel, Sohn eines schwedischen Feldmarschalls, schien unbesiegbar und ritt auf einer Woge des Erfolgs. Er hatte den Krieg quasi mit der Muttermilch aufgesogen und war an dem verheerenden Konflikt seit 1627 beteiligt. Sein Einstieg in den Krieg erfolgte mit 14 Jahren.

Die Schweden wussten um die strategische Bedeutung von Bayern Bescheid und strebten zugleich die Okkupation Böhmens an. Die Planungen zur Erstürmung Prags, wo der Konflikt einst mit dem Fenstersturz seinen Anfang genommen hatte, liefen auf Hochtouren. Nachdem im Mai 1648 das verbliebene bayerische Heer bei der Schlacht in Zusmarshausen aufgerieben wurde, fehlten den Bayern die Möglichkeiten, die Invasoren außer Landes zu jagen.

Apokalypse Europa

„Der Krieg ernährt den Krieg“, war damals ein geflügeltes Wort, denn bei den Bauern holten sich die Soldaten das, was sie brauchten. Noch größere Feste waren die Eroberungen von Städten, die regelmäßig in einem Blutrausch endeten. „Solche Bestien macht der Krieg aus den Menschen“, hatte der Abt Friesenegger ob der ausufernden Gewalt ausgerufen. Keine Seite war in dieser Hinsicht besser als die andere, die katholische Liga war genauso schlimm wie die protestantische Union. Das, was der Krieg nicht zerstörte, übernahm schließlich die Pest, die aus dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung resultierte und in ganz Europa die dunkle Begleitmusik zum Krieg spielte.

München droht die Magdeburgisierung

Die Mariensäule auf dem Marktplatz in München erinnert noch heute an den 30jährigen Krieg. 1632 war das Undenkbare geschehen und München von den Schweden besetzt. Die Einnahme Münchens geschah ein Jahr nach der völligen Zerstörung von Magdeburg durch die Armeen der Kaiserlichen. Im Nachblick wurde Magdeburg für die Schrecken des 30jährigen Krieges ein ähnliches Symbol wie Dresden in dem schlimmsten Konflikt des 20. Jahrhunderts. Befürchtet wurde als blutige Rache, dass auch München dem Erdboden gleichgemacht würde.

Doch die Schweden begnügten sich damit, die Stadt und ihre Bürger für 300.000 Reichstaler und 42 Geiseln zu verschonen, denen später sogar die Flucht gelang. Das war der Anlass für Maximilian I. gewesen, die Mariensäule als Dank an Gott für die Verschonung Münchens zu errichten. 1848 drohte abermals die Besetzung Münchens und es gab keine Garantie darauf, dass dem „goldenen Sattel auf dürrer Mähre“, wie der in Lützen gefallene schwedische Kaiser Gustav Adolf einst die Stadt taufte, erneut diese Gnade widerfahren sollte.

Noch ist Bayern nicht verloren

Trotz aussichtsloser Lage hielten die Bayern Stand. Sie wollten angesichts der westfälischen Friedensverhandlungen Zeit gewinnen, und verwickelten den zahlenmäßig weit überlegenen Gegner in einen Guerillakrieg. Die Schweden und Franzosen hingegen fühlten sich in diesem Herbst zu sicher. Sie wähnten sich kurz vor dem Siege und wollten diesen am Vorabend auskosten. Unter dem vermeintlichen Schutz der Wälder organisierten Wrangel und sein französischer Kollege Turenne eine großangelegte Jagd zwischen Landshut und Moosburg bei Dachau, die später als letzte Schlacht des 30jährigen Krieges in die Geschichte eingehen sollte.

Die Schlacht bei Dachau

Doch Triumph und Tragödie liegen zuweilen nah beieinander. Den Bayern war die Jagd nämlich nicht verborgen geblieben. Während ihre Gegner sich vom Jagdfieber treiben ließen, hatten die Bayern genügend Zeit, einen Überraschungsangriff vorzubereiten. Hinzu kam, dass sie sich in dieser unwirtlichen morastigen Gegend wie zu Hause fühlten; Parallelen zur Varusschlacht sind unverkennbar.

Mit voller Wucht schlugen sie zu und erschütterten den überrumpelten Gegner bis aufs Mark. Der Verlust an Menschen, Pferden und Kriegsmaterial war beträchtlich. Den vollkommenen Triumph der Bayern verhinderte nur die Flucht von Wrangel und Turenne, die einem Hirsch gefolgt waren, der sie aus den bayerischen Sümpfen in Sicherheit führte. Wenige Tage später wurde der Westfälische Frieden offiziell, und Wrangel, der auf die Friedensbotschaft mit einem Tobsuchtsanfall reagierte, verabschiedete sich mit einer bösen Niederlage aus dem Krieg.

Autor:

Dirk Glockner aus Alzenau

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