Erinnerungsausstellung an die Flucht und Vertreibung und Gemäldeausstellung von Anna Lachnit

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75 Jahre nach Beginn des 2. Weltkrieges mit der nachfolgenden Vertreibung von Millionen Sudetendeutschen und 100 Jahre nach dem Geburtstag der aus Ostböhmen vertriebenen Hobbymalerin Anna Lachnit, die 51 Jahre in Schneeberg lebte, hat die Kolpingfamilie Schneeberg die Idee ihrer Vorsitzenden Elvira Kuhn umgesetzt und im Dorfwiesenhaus eine „Doppelausstellung“ präsentiert.
Viele Schneeberger Bewohner stellten ihre privaten Bilder von Frau Lachnit zur Verfügung, sodass ca. 60 Ölgemälde mit wunderschönen Blumenmotiven und hervorragend gelungen Stillleben bewundert werden konnten. Es war erstaunlich wie echt und gedeih getreu Frau Lachnit ihre Werke gelangen, obwohl sie die Malerei nicht erlernte sondern sich diese autodidaktisch beigebracht hat.

Das 2. Thema war die Aufarbeitung und Erinnerung an die Flüchtlinge und insbesondere an ganz viele Heimatvertriebene, die ab 1946 in Schneeberg eine dauerhafte oder vorübergehende neue Heimat gefunden hatten. Aus den amtlichen Bewohnerstatistiken geht hervor, dass durch deren Zuzug die Bevölkerungszahl in der 2. Jahreshälfte 1946 von 930 auf 1248 anstieg, damit praktisch auf einen Schlag um 34 % wuchs und somit plötzlich 25 % der Bewohner Vertriebene waren.
Was es bedeutete und von beiden Seiten (Einheimische und Vertriebene) abver-langte, unter den damaligen wirtschaftlichen Bedingungen und Wohnverhältnissen 318 Personen unterzubringen und sich zu arrangieren, kann man sich heutzutage gar nicht vorstellen und fast nur noch erahnen.

Deshalb war es sehr beeindruckend und hochinteressant, wie am Sonntag in einem offenen Gesprächskreis vor ca. 150 Zuhörern viele Anwesende ihre eigenen Erfahrungen bezüglich Vertreibung aus ihrer geliebten Heimat, den tagelangen Transport in Eisenbahnwaggons unter schwierigsten insbesondere hygienischen Verhältnissen, an ein unbekanntes Ziel mit einer ungewissen Zukunft und auch das Ankommen und die Aufnahme in ihrer „neuen Heimat“ schilderten. Dass dabei die Erinnerungen auch nach fast 70 Jahren Emotionen hervorriefen zeigte, wie tief die alte Heimat auch nach so langer Zeit noch immer in den Herzen verwurzelt ist.

Beeindruckend waren auch die ausgestellten Gegenstände wie Koffer, Truhen und ein Leiterwägelchen, mit denen die Vertriebenen in den Viehwaggons ihre max.
50 kg schweren, persönlichen Habseligkeiten transportierten. Zu sehen waren in der Ausstellung u. a. Werkzeuge, Porzellangeschirr, Musikinstrumente, Tücher und vor allem sakrale Gegenstände wie Kruzifixe.

Die neuen Gemeindemitglieder in Schneeberg wurden nach oftmals schwierigen Anfängen aufgrund ihrer Bescheidenheit und insbesondere durch ihren Fleiß sehr bald von der einheimischen Bevölkerung anerkannt. Die Vertriebenen haben sich früh in die Kommunalpolitik eingebracht und im Jahr 1952 wurden Konrad Böttger und Rudolf Polzer über die Liste „Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE)“ in den Schneeberger Gemeinderat gewählt. Die positive Entwicklung von Schneeberg wurde in allen Bereichen von den Vertriebenen aktiv mitgestaltet.
Diese Leistung hatte auch Herr Dr. Linduschka bei der Vernissage am Freitagabend vor ca. 100 Zuhörern wie folgt formuliert: „Ohne die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen wäre die Zukunft anders verlaufen, aber sicher nicht besser“.

Autor:

Gerhard Lausberger aus Schneeberg

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