HSG im Staatstheater
Aufstieg des Faschismus

Die Q12 des HSG im Staatstheater Darmstadt  | Foto: Dr. Heidenreich
  • Die Q12 des HSG im Staatstheater Darmstadt
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Peng! Ein ohrenbetäubender Knall zerreißt die Stille! Cipolla stürzt zu Boden. Tot!
Die Schülerinnen und Schüler der Q12 und einige Interessierte aus der 11. Klasse konnten mit ihren Deutschlehrern Herr Füller, Herr Heidenreich, Herr Simon und Frau Gese diese Szene live verfolgen. Im Staatstheater Darmstadt wurde die Novelle „Mario und der Zauberer“ in einer Bühnenversion von Brigitte Dethier und Christian Schönfelder aufgeführt.
Worum geht es?
Urlaub in Italien! Einfach einmal Sonne, gutes Essen und den Luxus der Hotels genießen – das wollte die vierköpfige Familie aus Thomas Manns Text. Wir befinden uns Mitte der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Bald merkt die Familie während ihres Aufenthaltes, dass man als Deutscher nicht mehr ganz so freundlich, nicht mehr ganz so entgegenkommend behandelt wird. Nationalistisches Denken und Empfinden hat sich auch in Mussolinis faschistischem Italien breit gemacht. Trotzdem versuchen die Eltern, nicht zuletzt den Kindern zuliebe, sich mit der Situation zu arrangieren und das Beste daraus zu machen. Da scheint eine angekündigte Zaubershow gerade die richtige Ablenkung zu versprechen. Allerdings tritt dort der „Zauberkünstler“ Cipolla auf, der keine nette Show liefert, sondern sein Publikum durch seine enormen Hypnosekünste im wahrsten Sinne des Wortes „nach seiner Pfeife tanzen“ lässt, es verführt und ihm seinen Willen aufzwingt. Er treibt sein grausames Spiel so weit, dass dies Gegengewalt provoziert: Er wird schließlich von Mario, einem Zuschauer, den er vor aller Augen gedemütigt hat, erschossen.

Was hat uns bewegt?

Thomas Mann legt uns in seiner 1930 erschienene Novelle eine hellsichtige Studie vor, in der er aufzeigt, wie schnell man vermeintlich „starken Männern“ auf den Leim gehen, wie man unversehens totalitärer Versuchung erliegen kann. Es ist auch offensichtlich, dass Thomas Manns Novelle, auch wenn sie fast 100 Jahre alt ist, nichts an Aktualität verloren hat. Wir alle sollten uns auch heute die Frage stellen: Wie lange wollen wir zusehen? Wann wollen wir wegschauen? Und wann müssen wir eingreifen?

Wie waren die Reaktionen?

Insgesamt empfanden wir die Aufführung bereichernd und interessant. Dazu trug nicht zuletzt die spannende Inszenierung mit Lichteffekten, Musik, Techno-Beats und der „Puppe“ Cipolla bei, der von zwei Schauspielerinnen virtuos Leben eingehaucht wurde. Sie schufen damit die Illusion einer Figur, deren Verführungskünste bedrückend und begeisternd zugleich lebendig wurden. Und dennoch gab es natürlich auch kritische Anmerkungen zu Umsetzung und Aufführung, da es ja auch nicht ganz einfach war, eine epischen Text als Bühnenstück zu inszenieren.

So Peter Schmidt (Q12): „Das Stück brauchte eine Weile, um nach dem zähen Anfang in Schwung zu kommen. Die mittelmäßige Erzählweise konnte jedoch durch die eindrucksvolle Inszenierung der Tanzszene und des Zauberers als groteske, aber auch unheimlich fesselnde Puppe ausgeglichen werden.“

Nikos Meletlidis (Q12) fügte hinzu: „Ich bin auch der Meinung, dass sich der Anfang etwas in die Länge gezogen hat. Aber der moderne Touch der Aufführung hat mir sehr gut gefallen, vor allem der Soundtrack, der durch interessante Lofi E-Gitarrenbeats und Techno-Musik herausstach. Am besten fand ich die Inszenierung des Zauberers als lebensechte komische Puppe. Dadurch konnte der Figur eine Hässlichkeit und Mystik verliehen werden, die so nicht von einem Schauspieler wiedergegeben werde hätte können.“

Dirk Simon kommentierte: „"Die Aktualität des Stücks zeigte sich deutlich in der Inszenierung, die den bösartigen Aufstieg des Faschismus gekonnt umsetzte."

Und die Schulleiterin Frau Büttner, die sich der Theaterfahrt gerne angeschlossen hatte, wurde dadurch inspiriert, sich den Originaltext noch einmal im Detail anzuschauen und meinte, sie werde sich umgehend in die Lektüre vertiefen.

Was bleibt ?

Bei allen positiven und möglicherweise auch kritikwürdigen Aspekten der Aufführung… Am Ende kommen wir nicht umhin, Thomas Manns klare Sicht der damaligen Situation, sein Gespür für die sich anbahnende politische Katastrophe zu sehen. Und uns seiner Sichtweise der Dinge anzuschließen, wenn er am Ende seiner Novelle schreibt:

„Ein Ende mit Schrecken, ein höchst fatales Ende. Und ein befreiendes Ende dennoch, - ich konnte und kann nicht umhin, es so zu empfinden!“

Autor:

Dirk Simon aus Erlenbach a.Main

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