Vom „Mömlinger Modell“ zum bundesweiten Pfarrgemeinderat

Vorschlagsliste nach soziologischen Strukturen
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Mömlingen feiert sein 50jähriges Bestehen des Pfarrgemeinderates mit einem Festakt beim Pfarrfest am 17. Juli. Der „Gründungsvater“ Pfarrer Josef Wirth wird mit seinen fast 90 Jahren den Gottesdienst mitfeiern und die Festpredigt halten.

Das II. Vatikanische Konzil veranlasste den im Jahre 1965 neu eingeführten Pfarrer Wirth zu der Feststellung: „Bevor die Kirche mit der Welt in den Dialog eintreten kann, muss erst in der Kirche selbst das Gespräch in Gang sein.“ Pfarrer Wirth wollte Umstellungen in der Gemeinde nicht selbst entscheiden, er wollte keine willigen Lakaien, sondern mündige Laien, die aufgrund ihrer Taufe und Firmung ihre Verantwortung für ihre Kirche wahrnehmen. Durch seine seelsorgliche Arbeit in der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) und bei Exerzitien mit deren Gründer, dem belgischen Kardinal Josef Cardijn erlebte er das Ernstnehmen der von Gott gegebenen Charismen und erlebte auch den Priester als Diener und Inspirator des Volkes Gottes.

Laien in der Kirche ernst genommen

„Ich war fest davon überzeugt, dass (unter demokratischen Verhältnissen in der Gesellschaft) die Zeit reif sei, dass sich alle Getauften ihrer Mitverantwortung in Kirche und Gesellschaft bewusst werden müssten und dass ihnen in den Pfarrgemeinden Mitgestaltungsmöglichkeiten eröffnet werden sollten“, so Wirth. Er wollte auch nicht auf gesamtkirchliche Vorgaben oder Verordnungen warten, sondern durch ein frei gewähltes Laiengremium das Pfarreileben befruchten. Dies sollte so geschehen, dass alle soziologischen Strukturen der Pfarrei in diesem Gremium vertreten sind. Die Gläubigen wurden gebeten, Vorschläge von Personen (männlich und weiblich) zu den unterschiedlichsten Milieus zu machen. Die Vorschlagslisten ergaben 17 Gruppierungen (Jugend bis Rentner, von Hausfrau, Arbeitswelt oder Landwirtschaft) und siehe, auch ungewohnte Namen tauchten auf. Die 3 am meisten genannten Personen der jeweiligen Gruppen wurden zu einer Kandidatur befragt und das Aha-Ergebnis war: keiner der 51 Vorgeschlagenen lehnte ab!

„Mömlinger Modell“ macht Kirchengeschichte

So fand am 13. Februar 1966 die Wahl des neuen „Pfarrausschusses“ statt. 17 Personen wurden in direkter, geheimer Wahl als verantwortungsvolles Gestaltungs- und Entscheidungsgremium für die Pfarrgemeinde gewählt. Als erster Vorsitzender wurde Karl Bolz, als Stellvertreter Alfons Rothermich gewählt.
Um bei den „durchgefallenen“ Kandidaten keine Enttäuschung aufkommen zu lassen, wurden sie gebeten, ihre Interessen und Erfahrungen in die zu bildenden Arbeitskreise einzubringen. Weil der Begriff „Ausschuss“ einen negativen Beigeschmack hat, wurde der Begriff „Pfarrgemeinderat“ in Anlehnung an den politischen Gemeinderat geboren. Durch den Seelsorgereferenten der Diözese Würzburg, den damaligen Weihbischof Alfons Kempf kam das „Mömlinger Modell“ in die Diskussion und wurde der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellt. Im Jahre 1968 wurden dann die ersten offiziellen und satzungsgemäßen Pfarrgemeinderatswahlen in der Diözese durchgeführt. Die Pfarrei Mömlingen bekam aber die Ausnahmegenehmigung, in der bisherigen Weise (nach soziologischen Gruppen) weiterhin wählen zu dürfen.

Weitblick für die kirchliche Entwicklung

Von den ersten Sitzungen des Gremiums sind handschriftliche Unterlagen vorhanden. Ab 1968 liegen offizielle Protokolle vor. Die Kommunionausteilung durch Laien, die Suche nach erwachsenen Lektoren oder die Einführung des Friedensgrußes sind Diskussionspunkte in frühen Sitzungen. Auch die Pfarrversammlung als Informationsmöglichkeit wurde eingeführt. Es gab 3 Versammlungen, jeweils für das Oberdorf, die Mitte und das Unterdorf. „Wir können nicht 1000 Leute in einen Saal mit 200 Sitzplätzen einladen, damit schließen wir viele von vorneherein aus und unsere Einladung wird unglaubwürdig“, so die Devise von Pfarrer Wirth. Denkwürdig auch der Titel einer Pfarrversammlung in den frühen 70er Jahren: „1984 – nur noch ein halber Pfarrer für Mömlingen“. Auch die Gründung des Pfarrverbandes Obernburg im Jahre 1975 geht im Wesentlichen auf seine Initiative zurück. Es zeigt seine Weitsicht und er hat auch heute noch – z. B. in der Diskussion um die Neugestaltung der Kirche in der Diözese - eine eigene Meinung.

Die Pfarrgemeinde Mömlingen lädt zum Pfarrfest und besonders zum Festgottesdienst am 17.07.2016 um 10.00 Uhr bereits heute herzlich ein.

Autor:

Friedrich Frank aus Mömlingen

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