Alte Kirche Reistenhausen
Dokumentationszentrum für heimischen Buntsandstein

Blick ins Innere der Alten Kirche Reistenhausen. | Foto: Andrea Kaller-Fichtmüller
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Am Untermain spielte der Buntsandstein über Jahrhunderte eine wichtige Rolle. Um diese Bedeutung hervorzuheben, entsteht in der Alten Kirche im Collenberger Ortsteil Reistenhausen derzeit ein Dokumentationszentrum für den heimischen Buntsandstein.

Bereits 2013 gab es erste Überlegungen zu diesem Projekt. Anstoß war damals die Abiturarbeit einer Collenberger Schülerin aus dem Jahr 1987“, erinnert sich Architekt Peter Mayer, damals Gemeinderat in Collenberg. „Diese Arbeit beschäftigte sich mit der einstigen Bedeutung des Buntsandsteins in der Region und der Gefahr, dass durch den Lauf der Geschichte diese Bedeutung in den Hintergrund und damit in Vergessenheit geraten könnte.“ Der Gemeinderat Collenberg vertrat die Auffassung, dass dies nicht geschehen dürfe und beschloss daher, den Buntsandstein mit einem entsprechenden Projekt zu würdigen.

Das nun entstehende Dokumentationszentrum ist einer von zwei Teilen eines Projektes zur Bedeutung des Buntsandsteins in der Region. Ein zweiter Teil ist ein Sandsteinerlebnisweg, der von Faulbach bis nach Miltenberg führt und die Gemeinden Faulbach, Stadtprozelten, Dorfprozelten, Collenberg, Miltenberg und Bürgstadt einschließt. Das Gesamtprojekt wird mit EU-Mitteln aus dem Projekt LEADER in EELER über die LAG Main4Eck gefördert.

„Im nun entstehenden Dokumentationszentrum sind insgesamt sechs Themenfelder geplant“, erläutert Peter Mayer, der von Beginn an die Arbeiten begleitet. Es sind dies die Geologie des Buntsandsteins, Abbau, Bearbeitung und Transport, Bauwerke und Erzeugnisse und der soziale Aspekt im „Wohl und Wehe für Land und Leute“.

Im Themenfeld Geologie des Buntsandsteins geht es um die Frage, wie es überhaupt zu den reichhaltigen Buntsandsteinvorkommen in der Region gekommen ist. „Dieses Themenfeld ist ein sehr breit gefächertes Thema“, so Peter Mayer.

Im Themenfeld Buntsandsteingewinnung wird erklärt, wo, wie und seit wann der Abbau von Buntsandstein erfolgte und welche unterschiedlichen Methoden dabei angewendet wurden und somit auch um die Arbeitsbedingungen in den Steinbrüchen.

Das Themenfeld „ Bearbeitung“ erklärt die ursprüngliche Bearbeitung direkt im Steinbruch und geht über zur Bearbeitung in den Werkplätzen in den einzelnen Orten. Die Verlagerung wurde hauptsächlich notwendig, weil die neu gebaute Bahnlinie den kurzen Weg zum Main als Transportweg durchtrennt hatte.

Im Themenfeld „Bearbeitung“, wird dargestellt, unter welchen Bedingungen, mit welchen Hilfsmitteln so unterschiedliche Erzeugnisse wie Mauersteine, profilierte Werkstücke bis hin zu filigraner Handwerks- und Bildhauerkunst von Steinmetzen und Bildhauern geschaffen wurden. Auch die ganz speziellen Umgangsformen untereinander, die Gepflogenheiten und die ganz spezifische Fachsprache werden thematisiert.

Im Themenfeld Transport des Buntsandsteins wird gezeigt, wie die in den Steinbrüchen vorbearbeiteten Blöcke mit Fuhrwerken zu den Werkstätten und von dort aus hauptsächlich auf dem Wasserweg ins Rhein-Main-Gebiet transportiert wurden.

Das Themenfeld Produkte aus Buntsandstein befasst sich mit der breiten Palette dessen, was zum privaten und gewerblichen Gebrauch, für technische und soziale Infrastruktur, für Herrschaft, für sakral-religiöse Zwecke, zum normalen Baubereich und zum Gedenken geschaffen wurde.

Das letzte Themenfeld befasst sich mit Wohl und Wehe für Land und Leute. Hier geht es um die gesellschaftlichen und sozialen Auswirkungen. Peter Mayer dazu: „Eine Frage ist hier zum Beispiel, wie der Buntsandstein die Menschen geprägt hat. Es geht auch um Macht und Einfluss der so genannten ´Steinbarone´ und um die sehr bedeutsamen Krankenunterstützungsvereine, die sich wegen der durch Unfälle und Tod bedingten Notsituationen entwickelten und die Vorläufer der Gewerkschaften waren.

Maßgebliche Unterstützung und Hilfe erfährt das Projekt, dessen Träger die Gemeinde Collenberg ist, durch verschiedene Stellen. Es sind dies unter anderem die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, die für die Konzeption der Ausstellung, die ein Grafikbüro übernommen hat, beratend zur Verfügung steht. Finanzielle Unterstützung kommt zum einen über das Amt für ländliche Entwicklung durch das eingangs erwähnte EU-Förderprogramm, sowie durch den Landkreis Miltenberg, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, den Bezirk Unterfranken im Rahmen der unterfränkischen Kulturstiftung und auch den Freistaat Bayern über die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen. Die beteiligten Gemeinden sind über die örtlichen Projekte des Erlebniswegs finanziell mit einbezogen.

Die in der Alten Kirche entstehende Ausstellung ist konzeptionell abgeschlossen und teilweise realisiert. Im Sommer 2021, wenn sich der Zusammenschluss der Gemeinden Reistenhausen mit Kirschfurt und Fechenbach zum 50. Mal jährt, ist nach dem aktuellen Konzept in der Festhalle am Main ein Festwochenende geplant. Anlässlich dieses Jubiläums sollen Dokumentationszentrum und Erlebnisweg offiziell eröffnet werden.

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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