Heimat- u. Geschichtsverein Amorbach
Waage und Eich - gleich für arm und reich - Ausstellung in Amorbach

Blick ins Heimatfenster | Foto: Norbert Büttner

Vor fast 150 Jahren wurden die Maße und Gewichte im Deutschen Reich vereinheitlicht.

Von der Küchenwaage für die Hausfrau bis zu größeren Geräten, die im Kaufladen lose Waren abgemessen haben oder ganz kleinen Apothekerwaagen, eine vielfältige Auswahl dieser unerlässlichen Gerätschaften zum Bestimmen gleicher Mengen und Gewichte, zeigt der Amorbacher Heimat- u. Geschichtsverein in seinem „Heimat-Fenster“.
Von Regina Waldeis und Christine Haas liebevoll und sehr anschaulich aufgebaut, sind dort ältere Waagen zu sehen, wie sie in jedem Haushalt und Gewerbebetrieb notwendig waren. Für jeden speziellen Bedarf gab es sehr schön gestaltete Wiegegeräte, die Zucker, Linsen, Grieß, Kaffee oder Waschsoda abwogen.
Wer kennt im Zeitalter der Digitalwaage noch den Umgang mit einer Dezimalwaage, die für schwerere Sachen wie z.B. Kartofeln, Mehl und Korn oder Kohlen benötigt wurden.
Dezimal steht für die Zahl Zehn, also ein Gewichtstein von 2 kg genügt, um 20 kg Ware abzuwiegen.
Die Genauigkeit der Waagen und Steine, und natürlich die gewognen Produkte, wurden und werden im gewerbsmäßigen Bereich von einer Behörde, dem Eichamt geprüft. Das gilt besonders auch für maschinell gewogene Massenartikel, wie Suppenpulver, Schokolade oder Zahnpasta, die täglich hundertausendfach abgefüllt werden. Fehlen dabei nur kaum merkliche 1.5 Gramm, kommt im laufe einer Woche schon etwas zusammen.
Ungenaues Wiegen in betrügerischer Absicht wurde früher oft mit drastischen Strafen belegt. Besonders die „Bäckertaufe“ für zu leichtes Brot war weit verbreitet. Dabei sperrte man den Übeltäter in einen eisernen Korb und tauchte diesen mehrfach in ein Gewässer, wobei auch schon mancher die Prozedur nicht überlebt haben soll. Derartige Strafinstrumente finden sich beispielsweise noch bei Schärding an der Donau.
Im Sprichwort findet sich die Bedeutung der Ehrlichkeit beim Wiegen und Messen wieder:
„Maß und Gewicht, kommen vor Gottes Gericht“, „Gewogen und für gut befunden“, „Das Maß aller Dinge“, „Augenmaß und Handgewicht, taugt dem besten Kaufmann nicht“.
Bis vor fast 150 Jahren gab es in deutschen Landen eine schier unüberschaubare Vielfalt an Maßen und Gewichten, die eine vernünftige Vergleichbarkeit und den Warenverkehr sehr erschwerten.
Im Zuge der Reichsgründung 1871, wurden überall in Deutschland die Maße und Gewichte vereinheitlicht. Das geschah nach französischem Vorbild im metrischen System, also 1 - 10 - 100 – 1000 usw. in Gramm und Kilogramm
Hier noch einige Kostproben alter Bezeichnungen der Gewichte oder Maße:
Pfund, Loth, Deka, Quentchen, Quart, Kumpf, Gescheid, Unze, Cent, Gran, Karat, Skrupel, Stein, Zentner und Kanne, Metze, Schoppen, Maß, Cubik, Liter, Malter, Scheffel, Star.
Wer kann sich eine heutige Messeinheit wie Nanogramm vorstellen?
Bis Januar 2020 bleiben die Waagen im Heimatfenster des Amorbacher Geschichtsvereins, schräg gegenüber dem Alten Rathaus in Amorbach zu sehen.

Autor:

Gerhard Lausberger aus Schneeberg

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