Infoveranstaltung der Energieagentur Neckar-Odenwald-Kreis in Rosenberg
Lohnt sich Photovoltaik auf Privathäusern?

Die Startveranstaltung der Photovoltaik-Initiative für den NOK, initiiert von der Energieagentur Neckar-Odenwald EAN fand in Rosenberg statt. Über den guten Besuch freuten sich (v. l.) Landrat Dr. Brötel, Dipl.-Ing Uwe Ristl und Dipl.-Pysiker Peter Brönner (beide EAN) und Bürgermeister Ralph Matousek.                                      Foto: Martin Hahn
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  • Die Startveranstaltung der Photovoltaik-Initiative für den NOK, initiiert von der Energieagentur Neckar-Odenwald EAN fand in Rosenberg statt. Über den guten Besuch freuten sich (v. l.) Landrat Dr. Brötel, Dipl.-Ing Uwe Ristl und Dipl.-Pysiker Peter Brönner (beide EAN) und Bürgermeister Ralph Matousek. Foto: Martin Hahn
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Rosenberg. Lohnen sich Photovoltaik-Anlagen auf Privathäusern? Um diese Frage, die viele Hausbesitzer umtreibt, fundiert beantworten zu können startet die Energieagentur Neckar-Odenwald (EAN) eine PV-Initiative für Privathäuser. Unterstützt wird diese Aktion vom Land Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem PV-Netzwerk Rhein-Neckar. So werden die kommenden Wochen im gesamten Landkreis in enger Zusammenarbeit mit den Gemeindeverwaltungen Infoveranstaltungen stattfinden, der Startschuss war vergangene Woche in Rosenberg.

PV auf Dächern könnte Standard sein

Rosenbergs Bürgermeister Ralph Matousek freute sich über den (entsprechend den Corona-Vorschriften) voll besetzten Sitzungssaal im Rathaus. Ein besonderer Willkommensgruß galt Landrat Dr. Brötel sowie den Vertreter der EAN, Dipl.-Ing. Uwe Ristl und Dipl.-Physiker Peter Brönner. Für Matousek gehörten PV-Anlagen auf Häusern fast schon zur Standardausstattung. Die beiden Atomkatastrophen Tschernobyl und Fukushima hätten bei vielen ein Umdenken bewirkt, man müsse vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung bei der Energieversorgung neue Wege gehen. Als Beispiele für installierte PV-Anlagen „vor Ort“ nannte er das Dorfgemeinschaftshaus in Hirschlanden und die Mehrzweckhalle in Sindolsheim. Auch der Dorfladen in Rosenberg sei mit PV ausgestattet – hier wolle man rund 50% des erzeugten Stromes selbst verbrauchen. Weitere Projekte stünden an. Aus aktuellem Anlass empfahl er ausdrücklich, den „regionalen Akteuren wie der EAN, den heimischen Handwerksbetrieben und Banken“ zu vertrauen.

Aktiver Klimaschutz

Landrat Dr. Achim Brötel machte mit einem Obama-Zitat den Ernst der Lage deutlich: „Wir sind die erste Generation, die die Folgen des Klimawandels spürt. Und wir sind die letzte, die etwas dagegen tun kann“. Deshalb freute er sich über diese Auftaktveranstaltung für die kreisweite PV-Initiative für Privathäuser. Klimaschutz gehe jeden an – die Installation einer PV-Anlage auf dem eigenen Haus sei somit eine gute Möglichkeit, an der Energiewende mitzuarbeiten. Der Ausbau von PV-Anlagen sei in Deutschland seit einiger Zeit eingebrochen, die höchsten Zuwachsraten gab es von 2009 bis 2012, damals habe sich auch das Engagement der Energieregion Hohenlohe-Odenwald-Tauber (HOT) positiv bemerkbar gemacht. Vor dem Hintergrund der aktuell recht niedrigen EEG-Vergütungssätze sollte man aber auch die stark gefallenen Anlagenpreise berücksichtigen. Ob und welche Anlage sich lohne, könnten Hausbesitzer nun von der EAN im Rahmen von 15 örtlichen Photovoltaik-Kampagnen mit Informationsabenden und Bürgerberatungen erfahren. Noch in diesem Jahr seien Veranstaltungen in Limbach, Neckarzimmern, Adelsheim, Aglasterhausen, Neunkirchen, Waldbrunn und Billigheim geplant, weitere Gemeinden würden im kommenden Jahr folgen. Abschließend dankte er der EAN für das große Engagement.

PV oder PV plus Stromspeicher?

In seinem Fachvortrag ging Peter Brönner auf viele verschiedenen Bereiche dieses weiten Themenfeldes ein. Allein schon der fortschreitende Klimawandel sollte nach seinen Worten Motivation genug für ein individuelles Engagement bei erneuerbaren Energien sein. Die Sonne liefere Energie „ohne Ende“ und die Technologie habe zwischenzeitlich einen immer besseren technischen Wirkungsgrad: War dieser vor Jahren nur etwa 4%, könne man heute mit über 20% rechnen. In Brönners Vortrag wurde deutlich, dass die Rentabilität einer PV-Anlage in unmittelbarem Zusammenhang zum Eigenstromverbrauch stehe: Aufgrund der relativ niedrigen Einspeisevergütung von deutlich unter 10 Cent pro Kilowattstunde sei die Devise, so viel wie möglich Strom selbst zu verbrauchen, um somit die „normalen“ Stromkosten von knapp 30 Cent einzusparen. Dass dies von Haus zu Haus eine sehr individuelle Angelegenheit ist, wurde den Zuhörern mehr als deutlich. Beispielsweise benötige ein 30 Jahre altes durchschnittliches Wohnhaus rund 20.000 kWh Heizwärme (analog ca. 2.000 Liter Heizöl). Ein heutiges Haus liege aufgrund der deutlich besseren Wärmedämmung bei ca. 6.000 kWh – bei Einsatz einer Wärmepumpe nur noch bei 2.000 kWh pro Jahr. Dementsprechend müsse die PV-Fläche für den Heizungsstrom auch nur noch 10 qm groß sein, für den normalen Stromverbrauch eines Haushaltes von ca. 3.000 kWh kämen noch 15 qm hinzu. Brönner wies darauf hin, dass der Eigenstromanteil (eigener Strom, den man selbst verbrauchen kann) bei ca. 30% liegen könne, bei Einsatz einer Speicherbatterie könne man diesen auf ca. 60% steigern. „Bei Anbietern, die in Beispielrechnungen deutlich höhere Eigenstromanteile versprechen, sollte man vorsichtig sein“, erläuterte Brönner.

Auch auf die immer stärker im Fokus stehenden Stromspeicher ging er ein: Aktuell sei man bei einem Preis von da. 1.000 € pro kWh Speicherkapazität. Dieser Preis sei nach seinen Worten noch relativ hoch, es gäbe aber Anzeichen dafür, dass diese Preise deutlich nach unten gehen würden. Auch hier hatte er einen guten Tipp parat: Aktuelle PV-Anlagen solle man so konzipieren, dass man jederzeit einen Stromspeicher nachrüsten könne. Unter Umständen, so Brönner, könne sich dieser Preis in ein paar Jahren halbieren. Mit Hilfe eines umfangreichen Computerprogrammes könne er so gut wie alle Variablen, beispielsweise auch Elektrofahrzeuge, simulieren und somit zuverlässige Daten ermitteln, aus denen dann konkrete Empfehlungen folgen würden.

Brönner räumte auch gleich mit einem oft gehörten Vorurteil auf: PV-Anlagen erzeugten heutzutage bereits nach zwei Jahren die Energie, die zu deren Herstellung notwendig war (energetische Amortisation). Bei einer üblichen Laufzeit von über 20 Jahren sehe diese Bilanz somit äußerst positiv aus. Anschließend erläuterte er die Vor- und Nachteile der verschiedenen Dächer und Ausrichtung und hatte auch gleich eine einfache Faustregel parat: Pro 1000 kWh Stromverbrauch im Jahr ein kWp Photovoltaik-Leistung installieren, der aktuelle Preis sei ca. 1100 bis 1300 € inklusive Montage. Meist amortisierten sich Anlagen in rund zehn Jahren, somit könne dann noch gut zehn Jahre „verdient“ werden. Auch er empfahl, leistungsfähigen heimischen Unternehmen zu vertrauen. Es sei auch durchaus möglich, dies wisse man aus der Praxis, dass bei Komplettangeboten, also PV-Anlage plus Stromspeicher, bereits schon jetzt spürbar interessantere Preis zustande kommen könnten. Diesbezüglich verwies er auch darauf, dass die EAN am Aufbau eines „Qualitätsnetzwerkes Bau“ arbeite. Brönner konnte aus seinem langjährigen Erfahrungsschatz der interessierten Zuhörerschaft auch berichten, an was man ein „unseriöses“ Angebot erkenne: Zu große Anlagen, zu große Speicher, falsche Annahme von Stromkostensteigerungen und vor allem auch „Mondwerte“ beim Eigenstromverbrauch.

Fragerunde

Nach diesem äußerst interessanten Vortrag bestand die Möglichkeit für Fragen, was auch intensiv genutzt wurde. Wie werden Alt-PV-Module entsorgt? Brönner erläuterte, dass heute über 95% der Zellmateralien wiederverwertet würden, private PV-Anlagenbetreiber können die Module an kommunalen Sammelstellen kostenlos abgeben (Anm. der Red.: Im NOK der Wertstoffhof in Buchen). Weitere Fragen gingen in Richtung „Erfüllungsoptionen bei Wärmepumpen im Altbau“, Höhe der Netzanschlüsse von Gebäuden, der Sinnhaftigkeit von aufwändigen Steuerungen zur Nachführung der PV-Anlage zum Sonnenstand und der Stromertragsverteilung von Sommer zu Winter. Rege Nachfrage gab es auch zur Dachneigung und den daraus resultierenden Ertragsminderungen. Auch hier gab es Praxistipps, nämlich dass Abschattungen von Gebäuden, Bäumen und Kaminen eine noch größere Rolle spielen würden. Es ging auch um gesundheitliche Bedenken: Welche Rolle spielen die elektrischen Felder der PV-Anlagen für die Menschen, insbesondere bei Dachwohnungen. Diplom-Physiker Brönner vertrat die Meinung, dass die Auswirkungen des Gleichstroms der PV-Anlagen deutlich geringer sind als der im Gebäude überall vorhandene Wechselstrom. Im Übrigen habe man zu „nachtschlafender Zeit“ ohnehin keinen oder kaum Stromfluss vom Dach. Wer keine eigene Anlage wolle, könnte sein Dach auch vermieten. Als lokale „Nutzer“ gäbe es hier verschiedene Energiegenossenschaften im Landkreis.

Der Zuhörerschaft wurde bei dieser Themenvielfalt klar, dass man in einem solch komplexen Themenfeld fundierte und exakt auf die jeweiligen Gegebenheiten abgestimmte Beratung brauche. Und genau deshalb stehe man als EAN, so Uwe Ristl abschließend, im Rahmen dieser PV-Initiative für den NOK mit qualifizierter und unabhängiger Beratung parat. Für Rückfragen oder zur Terminvereinbarung ist die EAN unter 06281 906-0 oder E-Mail unter info@eanok.de erreichbar.

Autor:

Martin Hahn, AWN Buchen aus Buchen

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