Tagung in Aschaffenburg
Karl Gayer und die Eiche

Referenten der Fachtagung und Familienangehörige:
v.l.n.r.: Dr. Joachim Hamberger (AK Forstgeschichte), Prof. Dr. Thomas Knoke (TUM), Prof. Dr. Klaus Richter (TUM, Leiter des ZWFH), Prof. Dr. Manfred Schölch (ANW), Dr. Peter Pröbstle (LWF), Peter Gayer, Prof. Dr.Volker Zahner, Dr. Sebastian Höllerl (BaySF), Georg Josef Wilhelm (Landesforsten Rheinland-Pfalz), Enno Uhl (TUM), Prof. Dr. Reinhard Mosandl (Karl Gayer Institut), Dr. Ralf Straußberger (BUND).
 | Foto: C. Josten ZWFH
  • Referenten der Fachtagung und Familienangehörige:
    v.l.n.r.: Dr. Joachim Hamberger (AK Forstgeschichte), Prof. Dr. Thomas Knoke (TUM), Prof. Dr. Klaus Richter (TUM, Leiter des ZWFH), Prof. Dr. Manfred Schölch (ANW), Dr. Peter Pröbstle (LWF), Peter Gayer, Prof. Dr.Volker Zahner, Dr. Sebastian Höllerl (BaySF), Georg Josef Wilhelm (Landesforsten Rheinland-Pfalz), Enno Uhl (TUM), Prof. Dr. Reinhard Mosandl (Karl Gayer Institut), Dr. Ralf Straußberger (BUND).
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Am 14. und 15. Oktober 2022 veranstaltete das Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan die Tagung „Karl Gayer und die Eiche“ in Aschaffenburg. Der Geburtstag des wegweisenden Vordenkers für Nachhaltigkeit und naturnahe Waldbewirtschaftung jährte sich am 15. Oktober 2022 zum 200. Mal. Rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern verfolgten im Schloss Johannisburg die Vorträge, die das Leben und Wirken Gayers näher beleuchteten. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Eiche gerichtet, die an vielen Orten als die Zukunftsbaumart in unseren Wäldern gilt.

Staatsministerin Kaniber: „Nur ein gemischter und naturnah bewirtschafteter Wald wird die Herausforderungen der Klimakrise meistern und unser bedeutendster Klimaschützer bleiben.“
„Zur Gemeinsamkeit der Person Karl Gayer und der Baumart Eiche fällt mir zuerst die Standhaftigkeit ein“, betonte Staatsministerin Michaela Kaniber in ihrem Grußwort. Karl Gayer hat sich nicht von der damaligen Strömung, dem Wald einen maximalen Ertrag abgewinnen zu wollen, mitreißen lassen. Als Professor in Aschaffenburg brachte er seine Lehre des gemischten Waldes den Studenten nahe und hielt seine Erkenntnis in bekannten Büchern fest. „Ich würde mir wünschen, dass in Zukunft noch eine weitere Gemeinsamkeit hinzukommt – ein großes Verbreitungsgebiet. Denn gerade in Zeiten des Klimawandels ist die Lehre vom gemischten Wald als Basis für die multifunktionale Forstwirtschaft aktueller und wichtiger denn je. Nur ein gemischter und naturnah bewirtschafteter Wald wird die Herausforderungen der Klimakrise meistern und unser bedeutendster Klimaschützer bleiben“, so Kaniber.

Karl Gayer ein „forstwissenschaftlicher Gigant“
Dr. Joachim Hamberger, Leiter des Amtes für Waldgenetik und Moderator des Arbeitskreises Forstgeschichte in Bayern unterstrich im ersten Vortrag den visionären Blick Karl Gayers. Die Begriffe Ökologie und Biodiversität gab es zur damaligen Zeit noch nicht, Karl Gayer habe trotzdem in diesen Kategorien gedacht. Indem er die Vorteile von Mischwäldern und natürlicher Verjüngung für die Bewahrung der Standortqualität unterstrich, erweiterte er den forstlichenBegriff von Nachhaltigkeit erstmals um eine ökologische Dimension. „Ohne Karl Gayer sind die naturnahe und die naturgemäße Waldwirtschaft nicht denkbar“, so Hamberger. Gayer begründete noch heute geltende Grundsätze der Forstleute – auf der Grundlage des Standorts kleinräumig zu arbeiten und differenzierte Licht- und Schattenverhältnisse gezielt zur Waldpflege einzusetzen.
Hambergers Fazit: „Karl Gayer war mehr als ein forstlicher Klassiker, er war ein „Gigant“.

In den weiteren Vorträgen befassten sich Forstwissenschaftler mit Karl Gayers „Eichenzucht“ im Kontext neuerer waldbaulicher Forschung, der Dynamik der Eichenverjüngung sowie der Ökonomie des Gayerschen Waldbaus. Prof. Dr. Reinhard Mosandl, Vorsitzender der Stiftung Karl Gayer Institut für Waldbau, forderte als Konsequenz seines Vortrages eine Eichenpflegeinitiative und ein Eichennachzuchtprogramm, um die vorhandenen Eichen zu erhalten und den Anteil der Eichen in den bayerischen Wäldern gezielt zu erhöhen. Der Waldwachstumskundler Enno Uhl von der Technischen Universität München (TUM) zeigte welche Erkenntnisse zur waldbaulichen Behandlung von Eichen aus langfristigen Versuchs- und Beobachtungsflächen gezogen werden sollten und wies auf den umfangreichen kürzlich erschienenen Forschungsbericht zur Eiche hin. Prof. Dr. Thomas Knoke (TUM) erklärte, dass die meisten Prinzipien der Waldbewirtschaftung Gayers auch heute noch zukunftsweisend sind, da sie zu höherer Resistenz und Resilienz der Bestände führen. Klimawandelbedingt werden aber in Zukunft mehr Lichtbaumarten gebraucht, die es im Gayerschen Waldbau schwer haben.

Exkursion „Auf den Spuren von Karl Gayer“
Getreu dem Gayerschen Motto den Wald lesen und sehen zu lernen führten am zweiten Tag der Veranstaltung Forstdirektor Wolfgang Grimm und Lukas Nitzl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt mehr als 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Strietwald, den ehemaligen
Hochschulwald der Stadt Aschaffenburg. Während der etwa dreistündigen Wanderung wurden neben der Geschichte des Waldes insbesondere die Folgen des Klimawandels für den Wald diskutiert und an Beispielen gezeigt. Der traurige Anblick aufgrund von Trockenheit abgestorbener Buchen und die daraus resultierenden Folgen für den Wald und dessen Bewirtschaftung waren ebenso Thema wie alternative Baumarten, die den neuen klimatischen Anforderungen besser gerecht werden können.
Zu Beginn der Tagung hatte bereits der Leiter des Zentrums Wald-Forst-Holz und Moderator Prof. Dr. Klaus Richter von der TUM darauf hingewiesen, dass es nicht viele Menschen gibt, für die zum 200. Geburtstag solch eine Feier ausgerichtet wird. Besonders sei auch, dass mit der Urururenkelin Constanze Gayer und deren Vater, Ururenkel Peter Gayer auch noch Familienangehörige des Jubilars dabei waren. Die Bedeutung Karl Gayers für die Forstwissenschaft und die große Sorge um die Zukunft des Waldes zeigten ebenfalls, dass nicht nur viele aktive und pensionierte Forstleute, sondern auch viele junge Forstleute in Ausbildung zum ehemaligen Forsthochulstandort Aschaffenburg gekommen waren.
Bis eine Eiche reift braucht es meist mehr als 10 Menschengenerationen. Die Veranstaltung richtete den Blick auf die Leistungen des großen Forstmannes Karl Gayer, aber auch in die Zukunft mit ihren großen Aufgaben für die heutige und kommende Generationen.

Autor:

AELF Karlstadt aus Miltenberg

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