Katastrophenübung
Zusammenspiel der Hilfsorganisationen in der Festhalle geübt

Die Polizei kümmerte sich mit speziell geschulten Beamtinnen und Beamten um die Feststellung der Identitäten der Verletzten. Im Hintergrund beobachtet ein Schiedsrichter das Geschehen.  | Foto: Winfried Zang
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  • Die Polizei kümmerte sich mit speziell geschulten Beamtinnen und Beamten um die Feststellung der Identitäten der Verletzten. Im Hintergrund beobachtet ein Schiedsrichter das Geschehen.
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Den Massenanfall von Verletzten haben am Freitag Einsatzkräfte aller Hilfsorganisationen in der hölzernen Festhalle der Michaelismesse Miltenberg geübt. Rund zweieinhalb Stunden lang waren Kräfte von Rotem Kreuz, Feuerwehr, Polizei und Technischem Hilfswerk im Einsatz, um das Szenario einer Verpuffung im Küchenbereich mit über 50 Verletzten mit anschließender Panik in der Halle durchzuspielen. Im Mittelpunkt stand das Zusammenwirken der Einsatzkräfte mit dem Ziel, alle Verletzten nach der Versorgung auch abzutransportieren, um einen realen Einsatz abzubilden. Viele Schaulustige beobachteten die Übung von der Brückenrampe aus, ohne aber die Einsatzkräfte zu behindern.

Um 20:00 Uhr wurde in der Festhalle der Übungsbeginn durchgesagt, die 60 realitätsnah geschminkten „Verletzten“ nahmen ihre Position ein. Kurze Zeit später trafen die ersten Einsatzkräfte des Sanitätswachdienstes der Michaelismesse ein, verschafften sich einen Überblick und lösten über die Integrierte Leitstelle (ILS) Alarm aus. Gemeinsam mit dem schnell eintreffenden Rettungsdienst kümmerten sie sich um die Erstversorgung der Verletzten, die nach Behandlungsbedürftigkeit priorisiert wurden.  Notärzte kümmerten sich um die Opfer, Rettungssanitäter und Rettungsassistenten unterstützen sie. In der Sanitätswache am Zwillingsbogen wurden Leichtverletzte verarztet, die sich dortselbstständig gemeldet hatten. Beim Szenario war nach kurzer Zeit klar, dass der Einsatz von der ILS zu einem sogenannten Massenanfall von Verletzten (MANV) hochgestuft werden muss mit allen damit verbundenen Konsequenzen: Es wurde eine koordinierungsbedürftige Schadenslage“ festgestellt, die 25 Köpfe starke Führungsgruppe Katastrophenschutz mit Beteiligten aller Hilfsorganisationen wurde über die ILS alarmiert und im Landratsamt Miltenberg zusammengerufen, als Örtlicher Einsatzleiter (ÖEL) wurde
Kreisbrandinspektor Hauke Muders bestellt. Damit war Muders für die Koordination des gesamten Einsatzes aller Rettungsorganisationen an der Schadensstelle vor Ort verantwortlich. Am Platz vor der Alten Volksschule wurden mehrere Fahrzeuge der Einsatzleitung zusammengezogen, so dass von hier aus die örtliche Hilfe koordiniert wurde. Jede Organisation berief eine Einsatzleitung für ihren Bereich, so dass kurze Wege in den Befehlsketten ermöglicht wurden. Als Gesamtverantwortliche der Übung sowie als
Leiterin der Führungsgruppe Katastrophenschutz zeichnete Pia Plappert (Landratsamt, Abteilung für Sicherheit und Ordnung) verantwortlich.

Eine wichtige Rolle bei der Übung spielten die Schiedsrichter, die über die ILS in den Bereichen Einsatzleitung, Rettungsdienst, Feuerwehr, THW und Polizei eingesetzt wurden. Mit weißen Armbinden ausgestattet, beobachteten sie die Übung, fotografierten und notierten Auffälligkeiten. Ein Vertreter der Regierung von Unterfranken konnte sich von der Arbeit der Führungsgruppe Katastrophenschutz im Lagezentrum des Landratsamts ein Bild machen.

Positiv fiel auf, dass die Ordnung des Raumes gut umgesetzt wurde: Die Flächen rund um die Festhalle wurden gemäß des Sicherheitskonzeptes bestmöglich ausgenutzt, so dass die Rettungsfahrzeuge reibungslos an- und abfahren konnten. Notärzte und der Rettungsdienst kümmerten sich um die „Verletzten“, die offene Wunden, Verbrennungen, erlitten und sogar Gliedmaßen verloren hatten. Erschwerend kam für die Rettungskräfte dazu, dass die Verletzten nicht nur im direkten Umfeld der Küche lagen, wo die Verpuffung aufgetreten war: Auch auf den Balkonen und auf den Gängen lagen die
Opfer – teilweise nicht auf den ersten Blick erkennbar. Anhand der Symptome wurden die Verletzten priorisiert behandelt und mit Karten versehen, auf denen die Schwere der Verletzung sofort erkennbar war. BRK und Feuerwehr arbeiteten in der Halle zusammen – bei der Erstversorgung wie auch dem Transport aus der Festhalle. Auch stellte die Feuerwehr den Brandschutz sicher, wobei Löscharbeiten nach der Verpuffung nicht notwendig waren. Die Polizei kümmerte sich in erster Linie um die Ermittlung der Identität
der Opfer und glich diese Daten mit denen des Roten Kreuzes ab. Das Technische Hilfswerk unterstützte die Hilfskräfte beim Transport der Verletzten bis zu den Rettungswagen, auch half man bei der Ausleuchtung der Einsatzstelle. Einen Einsatz absolvierte auch die Schnelleinsatzgruppe Wasserrettung: Sie suchte auf dem Main nach zwei Menschen, die in Panik in den Fluss gesprungen waren – eine schwierige Aufgabe
aufgrund der einbrechenden Dunkelheit.

Ersteinschätzung, Vorsichtung, Sichtung und Registrierung, Versorgung, Transportorganisation, Abtransport und die Betreuung von Betroffenen – alle diese Übungsbestandteile wurde an diesem Freitagabend durchgespielt, ebenso die Bildung der Einsatzleitung, die Einrichtung einer Unfallhilfsstelle, die Einrichtung einer Zone für Laden und Abtransport sowie die Zusammenarbeit zwischen Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung, Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung und der Führungsgruppe Katastrophenschutz. Realistisch dargestellt wurden auch Behinderungen der Rettungsarbeiten durch panische Menschen und Betrunkene, aber auch die beruhigende Ansprache von Verletzten.

Üblich ist bei einer solchen Einsatzlage auch eine abschließende Pressekonferenz. So konnte die Öffentlichkeit Hauke Muders über den Einsatz von 84 Feuerwehrleuten, 27 Einsatzkräften des THW, 14 der Polizei und 140 des Roten Kreuzes informiert werden – also insgesamt 265 Übungsbeteiligte. Die Koordination aller Einsatzkräfte habe gut funktioniert, sagte Muders, der auf zahlreiche Lagebesprechungen während der Übung verwies. Leitender Notarzt Martin Brand verwies auf insgesamt 57 Verletzte, darunter 20 Schwerstverletzte, 16 Schwerverletzte, 19 Leichtverletzte sowie zwei Personen, die in den Main gesprungen waren und gesucht wurden. Auch die psychosoziale Notfallversorgung sei organisiert worden. Laut Tobias Friedel, dem organisatorischen Leiter des BRK, habe man dank der vielen Kräfte um 21:25 Uhr die Erstversorgung abschließen und in den Abtransport gehen können. Im Pendelverkehr habe man vier Rettungswagen und 13 Krankentransportwagen im Einsatz. Dieser zeitnahe Abtransport sei aufgrund der guten Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen möglich, stellte er fest. Lena Markic,
Einsatzleiterin der Polizei, nannte die Identitätsfeststellung als Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit, aber man habe auch Absperrungen rund um die Festhalle organisiert.

Im Nachgang würden noch kriminalpolizeiliche Maßnahmen zur Klärung der Unfallursache erfolgen. „Das Sicherheitskonzept der Stadt Miltenberg hat funktioniert“, so die Bewertung von Hauke Muders, lediglich die fünf Absperrpunkte müsse man um einen Punkt an der Ziegelgasse ergänzen. „Eine sehr hilfreiche Übung“ sei es gewesen, fasste Susanne Seidel zusammen, Leiterin der Bevölkerungsinformation und Medienarbeit (BUMA), die auch die Pressekonferenz moderierte. Im Laufe der Woche werden die Schiedsrichter, die sich nach Abschluss der Übung bereits zusammensetzten und sich austauschten, ihre Beobachtungen allen an der Übung beteiligten verantwortlichen Akteurinnen und Akteure in einer Sitzung mitteilen und einschätzen, wo Verbesserungsbedarf notwendig ist.

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