Bucherscheinung
Wolfgang Hartmann deckt historische Sensation auf

Der Historiker Wolfgang Hartmann hat in seinem Buch neue Erkenntnisse ans Licht gebracht, die die Ursprünge der Mildenburg und der Frohburg in einem anderen Licht erscheinen lassen.
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  • Der Historiker Wolfgang Hartmann hat in seinem Buch neue Erkenntnisse ans Licht gebracht, die die Ursprünge der Mildenburg und der Frohburg in einem anderen Licht erscheinen lassen.
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Was hat die Sage von den „Treuen Weibern von Weinsberg“ mit dem Geschlecht der Herren von Dürn und der Mildenburg sowie der Frohburg bei Freudenberg zu tun? Der Historiker Wolfgang Hartmann hat mit seinen historischen Ermittlungen neue Erkenntnisse ans Licht gebracht, die einen enormen Wissensgewinn zur Historie der beiden Burgen vermitteln.

Der ehemalige Kreisheimatpfleger bekam die Gelegenheit, anlässlich einer Veranstaltung zum bevorstehenden 50-jährigen Geburtstag des Landkreises Miltenberg vor rund 100 geladenen Gästen in der Mittelmühle Bürgstadt sein neues Buch „Das Burgenrätsel Miltenberg – Freudenberg und die treuen Weiber von Weinsberg“ vorzustellen. Das Lösen des Burgenrätsels komme zum richtigen Zeitpunkt, fand Landrat Jens Marco Scherf bei der Begrüßung der Gäste und wies auf das 2022 anstehende 50-jährige Bestehen des Landkreises Miltenberg hin. Auch der Hausherr der Mittelmühle, Bürgstadts Bürgermeister Thomas Grün, freute sich, dass nun Klarheit in die Historie der beiden benachbarten Burgen gebracht wird.

In seinem Buch begibt sich Hartmann auf die Spuren der Herren von Dürn, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung der beiden Burgen spielen. Untermalt von Bildern, zeigte Hartmann, dass die Mildenburg sowie die Frohburg, – eine alte Burganlage einige hundert Meter von der heutigen Freudenburg entfernt, – sich früh im Lehensbesitz der Herren von Dürn befanden. Er stellte in diesem Zusammenhang auch eine Verbindung zu den „Treuen Weibern von Weinsberg“ her. Laut dieser bekannten Sage eroberte der Stauferkönig Konrad die Burg Weinsberg von den Welfen. Gnädig erlaubte er den Frauen den freien Abzug mit all der Habe, die sie tragen konnten. Die Frauen nahmen daraufhin ihre Männer huckepack und gingen von dannen.

Hartmann schlüsselt in seinem Buch auf, welche Folgen diese Begebenheit auf die Geschichte der Region und das Geschlecht der Herren von Dürn hatte. Deren Herkunft lag bislang im Dunkeln, dürfte aber eng mit den Herren von Weinsberg verbunden sein – schließlich sind die Wappen der Geschlechter identisch. Klar ist laut Hartmann, dass die Namen Frohburg („froh“) und Mildenburg („milde“) ein Ausdruck der Freude über die Gnade des Stauferkönigs Konrad gegenüber den Weibern von Weinsberg und deren Männern waren. Für ihn steht auch fest, dass die Mildenburg und die Frohburg gegen die Mainzer Bastion Bürgstadt gerichtet waren. Die 1226 erstmals urkundlich erwähnte Mildenburg sei nämlich nicht vom Mainzer Erzbischof zur Grenzsicherung errichtet worden, vielmehr sei die Burg bereits früh im Lehensbesitz der Herren von Dürn gewesen, ebenso die Frohburg. Beide Burgen hatten die Weinsberger im Auftrag von König Konrad errichtet, nachdem die Feindschaft zwischen den Staufern und den Weinsbergern beendet war.

Das Recherchieren und Schreiben habe ihm viel Freude bereitet, gestand Hartmann ein. Während der Corona-Pandemie habe er viel Zeit gefunden, sich dem Buch zu widmen und habe sogar das Layout mit vielen Bebilderungen selbst anfertigen können. Es sei in Kooperation mit den Museen der Stadt Miltenberg entstanden, sagte er und überreichte dem Miltenberger Museumsleiter Hermann Neubert das erste Buch. Er dankte dem Miltenberger Historiker Wilhelm Otto Keller mit einem Exemplar für dessen Hilfe, ebenso Landrat Jens Marco Scherf für seine Bereitschaft, die Buchvorstellung zu ermöglichen.
Miltenbergs Museumsleiter Hermann Neubert sprach von einer „kleinen historischen Sensation“ und hob einen „enormen geschichtswissenschaftlichen Fortschritt“ hervor, der Hartmann zu verdanken sei. Nun müsse man die Historie der Mildenburg umschreiben, sagte Neubert, „aber das nehmen wir gerne in Kauf.“ Als er das Manuskript vor einem Jahr zum Lesen bekommen habe, habe er es kaum glauben können, sagte Neubert. Hartmann habe es aber geschafft, ein sehr komplexes Thema mit komplizierten Zusammenhängen darzustellen und das Geflecht zu entwirren. Die neuen Erkenntnisse seien eine Steilvorlage für den Tourismus, denn man könne nun auch die Sage der „Treuen Weiber von Weinsberg“ integrieren.

Für seine Verdienste wurde Wolfgang Hartmann anschließend von Ritter Knutzius in Person des Schauspielers Kurt Spielmann symbolisch mit dem Holzschwert zum „Ritter von Mimlingen“ geschlagen. Gekonnt ging Spielmann, als Ritter gekleidet, in seiner Vorstellung auf das Ritterwesen ein, schlug den Bogen zu den Herren von Dürn und der Region und sorgte für viele Lacher.

Dass die Bühne trefflich ausgestattet war, war dem Verein Burglandschaft zu verdanken. Unter Leitung von Dr. Jürgen Jung war eine Ritterrüstung mit Wappen ausgestellt, am Bühnenrand nahmen vier historisch gekleidete Vereinsmitglieder Platz an Holzbänken und einem Holztisch. Passend zum Abend auch die musikalische Umrahmung: Das Musiktrio Sameds (Hedi und Burkard Eckert sowie Edmund Berlinger) spielte historische Musik und bot sogar ein mittelalterliches Lied über die „Treuen Weiber von Weinsberg“ dar, das Burkard Eckert entdeckt hatte.

Nach dem Vortrag signierte Wolfgang Hartmann noch zahlreiche Bücher. Historieninteressierte können das Werk „Das Burgenrätsel Miltenberg – Freudenberg und die treuen Weiber von Weinsberg“ im Buchhandel für 29,80 Euro erwerben.

Der Historiker Wolfgang Hartmann hat in seinem Buch neue Erkenntnisse ans Licht gebracht, die die Ursprünge der Mildenburg und der Frohburg in einem anderen Licht erscheinen lassen.
Ritter Knutzius (Kurt Spielmann) schlug den Historiker symbolisch zum „Ritter von Mimlingen“.

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