Interview zum Netto Markt Projekt Mönchberg – T9
IG Lebendige Dorfmitte spricht mit Ladeninhaberin Stefanie Fath

Stefanie Fath, Gründerin des Ladens Steffi´s Unverpackt  | Foto: privat
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3 Fragen an...

Warum engagieren Sie sich für eine lebendige Dorfmitte in Mönchberg?

Ich bin in Mönchberg geboren und mit Herz und Seele Mönchbergerin. Mönchberg ist für mich kein Ort wie jeder andere, sondern besonders - im positiven Sinn :) Die Mönchberger Bürger sind füreinander und für den Ort da - siehe Förderverein Schwimmbad plus Rock im Bad, Vereine, Feste, Veranstaltungen, Jugendtreff, Kleidertausch, Foodsharing, Waldkindergarten, Hilfe für Kambodscha, vielfältige Gastronomie und Gewerbetreibende, und so viel mehr. Viele gute Ideen entstehen, weil man sich auch "einfach mal so", also zufällig trifft. Das ist für mich ein lebendiges Dorf und erhaltenswert.

Sie haben vor kurzem einen Unverpackt Laden im Ortskern von Mönchberg gegründet. Damit stehen Sie im kompletten Gegensatz zu dem, was und vor allem wie Discounter Märkte ihre Waren anbieten. Was sind hierzu Ihre Gedanken?

Erstmal vorneweg, ich hätte mich nicht in jedem Dorf getraut einen Unverpacktladen zu eröffnen. Aber ich dachte mir, wenn man es auf dem Dorf schafft, dann in einem Ort wie Mönchberg. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit mit meinen Herzensprojekt einen Beitrag für unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder zu leisten.

Für mich sind einige Punkte besonders wichtig, die mich von einem Discounter elementar unterscheiden.

Lebensmittelwertigkeit:
Die Lebensmittel dienen ganz ursprünglich dazu uns vollwertig zu ernähren, und nicht nur dazu uns satt zu machen. Vollwertig und gesund können uns nur Lebensmittel mit hoher Qualität ernähren. Das muss uns meiner Meinung nach wieder bewusster werden. Wir achten auf Qualität und Nachhaltigkeit bei unseren Produkten. Außerdem steht bei uns im Mittelpunkt wie, wo und von wem werden die Lebensmittel hergestellt/produziert? Wird der Landwirt entsprechend für seine Leistung bezahlt, oder wie in vielen Fällen von der großen Lebensmittelindustrie unter Druck gesetzt und ausgepresst?

Bestes Beispiel sind Nüsse. Die werden meistens in Afrika angebaut, kommen zur Verarbeitung nach Asien und von dort zu uns in die Lebensmittelmärkte. Da drängen sich doch Fragen auf, wenn sie bei uns für wenig Geld verkauft werden, oder? Für uns ist wichtig, dass "unsere" Lebensmittel möglichst regional (z.B. Hirse aus Wertheim oder Kürbiskerne aus Österreich) oder wie bei den Nüssen fair gehandelt sind und direkt von Afrika nach Deutschland kommen.

Ein weiterer Punkt ist die Lebensmittelverschwendung. Bei uns können die KundInnen die Waren in der gewünschten Menge abfüllen und sind nicht an die manchmal unpassenden Verpackungseinheiten der Industrie gebunden. Man kann also auch einfach ganz kleine Mengen kaufen, wenn man nur wenig benötigt oder auch um etwas zu probieren. Falls es nicht schmeckt, bleibt kein Rest, der weggeworfen werden muss.
Waren die abgelaufen sind, landen bei uns nicht im großen Entsorgungscontainer – also Müll, sondern wir verkaufen sie zu geringeren Preisen an KundInnen, denen das Ablaufdatum nicht so wichtig ist. Falls Waren gar keinen Abnehmer mehr bei uns finden, verschenken wir sie an KundInnen die die entsprechenden Lebensmittel mögen oder geben sie im Martinsladen ab.

Verpackungen:
Der größte Unterschied ergibt sich ja schon aus dem Namen. Bei uns läuft man nicht durch die Regale und legt sich fertig abgepackte Ware in den Korb, sondern man kommt mit leeren Behältern, wiegt die leeren Behälter, füllt was und wieviel man möchte ab und zahlt das Füllgewicht. Das hört sich vielleicht erstmal umständlich an, aber die Kunden, die sich darauf einlassen, haben ganz schnell Routine und können auch "mal schnell" einkaufen. Außerdem stehe ich mit Rat und Tat zur Verfügung :)

Wir bekommen die meisten Lebensmittel in Pfandeimern oder Großgebinden (Papiersäcke). Die Wasch- und Reinigungsmittel sind in Kanistern, die auch wieder zurückgeschickt und wiederverwendet werden. Die Kartons und das Füllmaterial gebe ich, wenn möglich, an Verwandte mit Online-Shops zur Wiederverwendung, an die Mittagsbetreuung in der Schule zur Freude der Kinder oder an jeden der große Karton brauchen kann, weiter. Auch unsere Lieferanten achten bei ihren Lieferungen auf möglichst wenig Verpackungsmüll. Somit braucht unser Unverpacktladen fast ein halbes Jahr, um einen gelben Sack zu füllen. Am besten ist eben der Müll, der gar nicht erst anfällt :) Wer sich näher über Recycling (was wird tatsächlich recycelt usw.) informieren möchte, dem kann ich die Dokumentation "Recyclinglüge" in der ARD-Mediathek wärmstens ans Herz legen.

Gemeinschaft:
Bei uns kann man entspannt und in einer freundlichen Atmosphäre einkaufen - kein anonymes, hektisches Durchrennen. Es kommen teilweise auch bis dahin einander unbekannte KundInnen ins Gespräch. Daraus sind auch schon schöne Ideen und Impulse oder gegenseitige Hilfen entstanden. Auch das ist lebendig - sogar über die Ortsgrenzen hinaus.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Mönchbergs?

Für Mönchberg wünsche ich mir, dass es weiter so viele Bürger mit tollen, kreativen, zukunftsorientierten Ideen und Engagement in verschiedensten Bereichen (siehe auch Frage 1) gibt. Und dass diese Ideen offen angehört, diskutiert und ggf. unterstützt werden.

Für uns alle wünsche ich mir, dass wir achtsamer und dankbarer mit Allem und Jedem umgehen. Dass wir die Menschen, deren erbrachte Leistung (auf welchem Gebiet auch immer) und die NAHRUNGSmittel wieder mehr WERTschätzen lernen.

Immer mehr und immer billiger, egal woher und zu welchen Bedingungen kann nicht die Zukunft sein. Das kann unsere Erde nicht mehr leisten. Allein in Deutschland haben wir die Ressourcen dieses Jahr am 04. Mai verbraucht.

Wenn jeder Mensch auf der Welt so leben würde wie wir in Deutschland, bräuchte es drei Erden.

Zur Person:

Stefanie Fath, verheiratet, 2 Kinder, Gründerin von "Steffi`s unverpackt Mönchberg" in 2021

Interesse an der Interessensgemeinschaft Lebendige Dorfmitte Mönchberg? Mitmachen oder kreative Ideen? Gerne ! Email: dorfmitte-moenchberg@web.de

Stefanie Fath, Gründerin des Ladens Steffi´s Unverpackt  | Foto: privat
Foto: Logo IG Lebendige Dorfmitte Mönchberg

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