63. Landes-Realschul-Elterntag in Bayern – Versöhnlicher Kultusminister unter Druck der Eltern
Zwischen neuen Erkenntnissen und Halbwahrheiten: Chancen nutzen, Herausforderungen meistern

Eine stramme Tagesordnung zur 63. Mitgliederversammlung des Landeselternverbandes der Realschulen in Bayern- mit dabei unter anderem Staatsminister für Unterricht und Kultus Prof.Dr. Michael Piazolo | Foto: LEV-RS Unterfranken
  • Eine stramme Tagesordnung zur 63. Mitgliederversammlung des Landeselternverbandes der Realschulen in Bayern- mit dabei unter anderem Staatsminister für Unterricht und Kultus Prof.Dr. Michael Piazolo
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Mit scharfen Worten in Richtung Politik eröffnete die Vorsitzende des Bayerischen Landeselternverbandes der Realschulen, Andrea Nüßlein, den diesjährigen 63. Landes-Realschul-Elterntag, heuer am 13.03.2021 als Online-Veranstaltung.

Ihr schneller Rückblick der letzten beiden Schuljahre war von der Corona-Krise und ihrer Auswirkung auf das Schulgeschehen vollkommen dominiert: Fast ein Jahr ist es her, als die ersten Schulschließungen stattfanden. In den ersten Erkenntnissen war klar, dass an den Schulen kein Infektionsgeschehen stattfindet. Später wurde dies revidiert und nun sei aktuell der Rückwärtsgang mal wieder eingelegt?!
Was früher zählte und propagiert wurde ist vom Tisch, oder doch nicht?

Zwischen Halbwahrheiten und wahren Lügen: der tatsächliche Zustand
Schonungslos beschrieb Andrea Nüßlein den tatsächlichen Zustand: SchülerInnen am Limit, Familien unter enormer Belastung, Lehrkräfte kurz vor einem Burn-Out und Schulleitungen, die nur noch am schnellen Reagieren sind. Dies war und teilweise ist der chaotische Schulalltag, welcher die Politik den Schulfamilien bescherte. Ständig neue Halbwahrheiten werden laut Nüßlein in den Medien verbreitet, das Herausfiltern von echten Informationen ist zunehmend schwieriger.

Positives wurde aber auch hervorgehoben: Dank der überwiegenden Mehrheit der Lehrkräfte konnte meist ein guter Distanzunterricht angeboten werden und zuletzt wurde auch eine gute Errungenschaft erreicht, die durch das große Engagement vom LEV-RS und von den Schülerräte ermöglicht worden ist- je Fach wird eine Schulaufgabe gestrichen (seit dem 04.03.2021), Ergänzungsnoten sind auf Wunsch möglich.

Chancen nutzen
Schule und Bildung müssen modern gestaltet werden, so die erste Vorsitzende in ihrem Plädoyer für die Realschule der Zukunft. Corona bietet nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen. Und sie hat einmal mehr gezeigt, so die Verbandsfunktionärin weiter, was der LEV-RS schon seit Jahren vehement bemängelt: Die Digitalisierungsinfrastruktur war und ist für viele Schulen ein Fremdwort; ob fehlende Glasfaserkabeln, Leihgeräte für bedürftige SchülerInnen , I-Pads und entsprechende Fortbildungen für Lehrkräfte oder W-Lan im gesamten Schulgebäude- die Schulen improvisieren zumeist meisterhaft, was die Politik seit Jahren mit vorbildlichem Bürokratismus versäumt hat.

Kultusminister versöhnlich und erklärend
Prof. Dr. Michael Piazolo, Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus, gab sich den Fragen der Moderatorin Ilona Kaup (LEV-Mittelfranken) versöhnlich und erklärend.
Frau Kaup befragte Minister Piazolo unter anderem wie es seiner Meinung nach mit dem Bürokratismus steht, wie die Digitalisierung effizienter ausgebaut werden kann und was man aus der Krise denn gelernt hat.

Der Staatsminister erklärte, der sogenannte Bürokratismus ist nicht nur Verhinderung einer schnellen Entscheidungsfindung, er ist vielmehr ein transparentes Zeichen der Demokratie: Mehrere Personen haben eine Entscheidungsgewalt inne, alles andere sei „Diktatur“- so Piazolo in seiner Darstellung. Es ist klar, dass Menschen gerade in einer Krisenzeit rasche Umsetzungen wünschen, dennoch sind die Verantwortungsbereiche im Rahmen der Beantragung, der Finanzierung, der Umsetzung und der Nachkontrolle im Föderalismus eben so gegeben.

Michael Piazolo hob das Realschulsystem hervor, mit all seinen Beweisen einer guten Schulart – dies sei entscheidend, heute und in der Zukunft.
Die Medienkompetenz, die Methodik und die Didaktik wird man sich anschauen müssen, um die Realschule von morgen weiter zu entwickeln – so der Minister abschließend.

Wahlen, Anträge aus der Basis
Die Wahl des Schatzmeisters, der zweiten Vorsitzenden sowie von zwei Mitgliedern des erweiterten Vorstandes standen noch auf dem Programm.
Im Amt bestätigt wurden Melanie Plevka, 2. Vorsitzende, sowie Toni Lenhart (Schatzmeister) und Peter Gschrei (erw. Vorstand). Neu in den erweiterten Vorstand gewählt wurde Ilona Kaup aus Mittelfranken.
Anträge aus der Basis fanden zumeist große Zustimmung, insbesondere der Antrag aus der Realschule Ismaning (Schutzkonzept an jeder bayerischen Realschule) sowie aus der Realschule Langenzenn (Fokussierung in der Lehrerausbildung auf Kommunikation und Motivation).

Informationen der Realschulabteilung des Kultusministeriums
Der Leitende Ministerialrat Dr. Konrad Huber sowie der Ministerialdirigent Adolf Schicker informierten die rund 70 TeilnehmerInnen über den Schulbetrieb während der Corona-Pandemie.

Ein wichtiger Hinweis betrifft die Anrechnung von Wiederholungen der Schuljahre 19/20 sowie 20/21 auf die Höchstausbildungsdauer: Diese werden auf jeden Fall nicht berücksichtigt, so Adolf Schicker in seinem Vortrag.

Weiter stellte er die Förderprogramme in der Digitalisierung vor: Über eine Milliarde € werden seitens der bayerischen Staatsregierung sowie des Bundes hierfür aufgewendet (316,25 Mio € durch den Freistaat und 893,88 Mio € durch den Bund). An der obersten Stelle mit über 800 Mio €: die Förderung der Infrastruktur (Schulvernetzung, digitales Klassenzimmer, Arbeitsgeräte).

Nicht nur das Anschaffen von Geräten ist wichtig. Als großer Durchbruch bezeichnete Schicker daher die Finanzierung der IT-Administration durch den Bund. Diese Frage wurde somit gelöst, der andauernde Streit zwischen Land und Sachaufwandsträgern beigelegt.

Ministerialrat Dr. Huber beantwortete anschließend Fragen aus der Elternschaft, die sich insgesamt besorgt zeigte hinsichtlich der „lahmen“ Digitalisierungsoffensive aber auch aufgrund von möglichen Änderungen infolge von Steigerungen der Infektionszahlen (Rückkehr zum Distanzunterricht?)

Eine gelungene Veranstaltung im ungewöhnlichen Corona-Format zeichnete die Mitgliederversammlung aus. Die nächste Jahrestagung des Landeselternverbandes der Realschulen in Bayern findet am 01.04.2022 in Beilngries (Festakt) und am 02.04.2022 in Kösching (LEV-Tag) statt - und hoffentlich als Präsenzveranstaltung!

Weitere Infos unter www.lev-rs.de
(Andrea Faggiano, LEV-RS Unterfranken)

Autor:

Andrea Faggiano aus Obernburg am Main

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