Buchempfehlung: Die Wahrheit der Anderen von Daniel Zipfel
Die hohe Kunst der Instrumentalisierung

Das Buch „Die Wahrheit der Anderen“ von Daniel Zipfel aus dem österreichischen Kremayr & Scheriau-Verlag ist ein gesellschaftskritischer Roman, der sich mit der vierten Macht im Staat – den Medien – beschäftigt. Dabei wird besonders das Verhältnis mancher Journalisten zur Wahrheit unter die Lupe genommen.

Gleich zu Beginn begleiten wir Uwe Tinnermanns, seines Zeichens mittelerfolgreicher Journalist, auf eine Kundgebung, die in Folge des Tods eines pakistanischen Flüchtlings in Wien abgehalten wird. Ein zufälliger Schnappschuss einer gestürzten Demonstrantin, gemeinsam mit einem Polizisten, bringt die ganze Geschichte ins Rollen. Tinnermanns‘ Bild ist der Hit und sein Mentor und Chefredakteur Konrad Brandt gewährt ihm eine regelmäßige Kolumne zu den Themen Polizeigewalt, Asyl und pakistanische Flüchtlinge.
Die gestürzte Demonstrantin ist von so viel Aufmerksamkeit erst einmal überfordert, steckt sie doch eigentlich gerade selbst in ihrem Asylverfahren. Dieses steht kurz vor dem Abschluss und ihre Anwältin, eine weitere Protagonistin, möchte sie dort als „Hascherl“, also zartes, schwaches Wesen, präsentieren. Der ganze Medienrummel kommt dem nicht gerade gelegen.

Tinnermanns allerdings sieht die Lage ganz anders, ihm kommt die Aufmerksamkeit gerade Recht. Die Besetzung einer Kirche und die damit einhergehende Abschottung nach außen ermöglicht ihm nahezu freie Hand in der Recherche, aber auch der Darstellung an die Öffentlichkeit. Inszenierte Dramen, bewegende Einzelschicksale und berührende Bilder erzeugen ein Szenario, das es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Tinnermanns spielt dabei mit dem Leid der hoffenden Flüchtlinge. Weder die Anwältin noch der Chefredakteur können den Prozess aufhalten, der sich längst in Gang gesetzt hat.

Für mich ist die Geschichte insgesamt zwar gut, aber etwas mehr Spannung darf es sein. Zu monoton ist ab einem gewissen Zeitpunkt der Aufenthalt in der Kirche und zu vorhersehbar der Plan von Tinnermanns. Dazu kommt noch die gesundheitliche Situation der Anwältin, die das Ganze verwirrt, wenn sie in Halluzinationen abschweift. Das Finale war leider nicht der erwartete Paukenschlag.

Der Roman wirft ein düsteres Licht auf den Journalismus. Zipfel zeigt wie einfach Meinungsmache funktioniert und wie schamlos manche dies ausnutzen. Wer weiß schon, was wirklich wahr ist. Die vierte Macht im Staat ist mächtig und dessen sollte man sich auch heute jederzeit bewusst sein.
Für mich ist – wie immer bei diesem Verlag – der österreichische Einschlag eine Wohltat. Die Bücher wirken dadurch sehr authentisch und ungestellt.

Insgesamt ein gelungenes Buch, das lediglich im Spannungsbogen einige Schwächen aufweist, aber tolle Einblicke in die Verzweiflung der Geflüchteten, die Passivität der Politik und in die Sensationslüsternheit mancher Journalisten gibt.

Das Buch ist im Kremayr & Scheriau-Verlag erschienen (ISBN: 978-3-218-01207-2) und kostet 19,90 Euro.

Autor:

Gustav Teschner aus Mönchberg

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