Digital und Technik
Partnerschaft, Sex und Pornosucht in Corona-Zeiten

Viele Leute mussten und müssen überprüfen, ob sie die Nähe zu einem Partner, der nicht zur Arbeit oder zum Sport oder sonst wohin verschwindet, aushalten. Das kann schiefgehen, muss es aber nicht: | Foto: Photo by Amir SeilSepour on Pexels.com
  • Viele Leute mussten und müssen überprüfen, ob sie die Nähe zu einem Partner, der nicht zur Arbeit oder zum Sport oder sonst wohin verschwindet, aushalten. Das kann schiefgehen, muss es aber nicht:
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(TRD) Warum haben Erwachsene oft Probleme damit, offen über die eigene Sexualität zu sprechen? Was sind die Themen, über die die Menschen lieber schweigen? Und wie lässt sich das ändern? Das sind neben vielen anderen die großen Fragen, die Hajo Schumacher und Katrin Hinrichs in einem neuen Podcast für Erwachsene in einer Hamburger Tageszeitung erörtern und beantworten wollen. „Ich frage für einen Freund“ heißt die neue Reihe, die dort zu hören ist. Hajo Schumacher kennen viele Leserinnen und -Leser als Politik-Journalisten, Talkshow-Gast und Kolumnisten. Katrin Hinrichs ist klinische Sexualtherapeutin mit Praxis in Hamburg-Eppendorf.

Die Menschen setzen sich vermehrt mit Sex auseinander
„Es ist eine harte Zeit für alle Beteiligten. Ich merke, dass die Leute sich bewusster mit ihren sexuellen Problemen auseinandersetzen, weil sie wegen Corona Zeit dafür haben“, sagt die Sexualtherapeutin Katrin Hinrichs. Bisher habe der Alltag dafür gesorgt, dass Probleme zwischen Paaren kaum zu erkennen waren, „jetzt ist es genau das Gegenteil: Viele Leute mussten und müssen überprüfen, ob sie die Nähe zu einem Partner, der nicht zur Arbeit oder zum Sport oder sonst wohin verschwindet, aushalten“. Das kann schiefgehen, muss es aber nicht: Ein Paar, das sich schon länger bei ihr in Behandlung befinde und vor Corona kurz vor der Trennung stand, habe durch das lange Zusammensein wieder zueinandergefunden.

Grundsätzlich lasse das sexuelle Begehren bei Menschen, die wochenlang gemeinsam daheim sind, aber nach. Daher glaubt Katrin Hinrichs nicht, dass es in neun Monaten jede Menge Corona-Babys geben wird: „Dafür sind die Zukunftsängste zu groß. Die Leute überlegen sich sehr genau, ob sie gerade jetzt ein Kind in die Welt setzen wollen“. Immer mehr Menschen suchen privates Glück im Internet. Und deshalb boomen Partnervermittlungs-Portale. Doch das zieht auch Liebesbetrüger an, sogenannte „Love-Scammer“ Diese Zeitgenossen schleichen sich in Dating-Portale und soziale Netzwerke ein. Sie treten mit partnersuchenden Singles in Kontakt, um diese schließlich finanziell auszubeuten.

Dabei spielen sie Gefühle von Liebe und Romantik vor, um so ihre Geldforderungen zu stellen. Eine psychologische Partnervermittlung beobachtet eine Zunahme an Professionalität und Raffinesse bei den Tätern. Dadurch versuchten die Täter, Abwehrmaßnahmen der Dating-Portale zu unterlaufen. Psychologe Guido F. Gebauer berichtet, dass früher Love Scammer bereits an ihren Profilen leicht zu erkennen gewesen waren. Angaben seien oftmals widersprüchlich gewesen. Aufgefallen sei auch eine merkwürdig wirkende Mischung aus Deutsch und Englisch. Zunehmend stoße man aber auf unauffällig wirkende Profile, die nicht sofort als Profile von Love-Scammern erkannt werden. Gebauer vermutet, dass hierzu wohl auch eine Verbesserung automatischer Übersetzungssysteme, wie etwa Google-Translation, dazu beigetragen habe. Spätestens mit dem Platzen der Zahlungsdaten werden die entsprechenden Profile automatisch blockiert.“

Für männliche Singles ist diese Zeit besonders schwer
Hajo Schumacher will – natürlich im Namen seines Freundes – nicht nur über Paare, sondern vor allem über Singles sprechen, für die die Corona-Zeit doch brutal gewesen sein muss. Oder? „Für die waren die vergangenen Monate sehr ernüchternd, weil sie vor allem Leere und Einsamkeit gespürt haben. Das Einzige, was den Singles geblieben ist, war das Smartphone“, sagt Hinrichs. Was rät die Therapeutin ihren meist männlichen alleinlebenden Single-Patienten in einer solchen Situation? Ganz einfach: Solosex! „Durch den kann man diese ganz harten Zeiten wenigstens überbrücken, und die Betroffenen hatten die Chance, ihre eigenen Bedürfnissen und ihren Körper besser kennenzulernen.“ Schumacher hat gelesen, dass der Konsum von Pornografie durch Corona stark zugenommen haben soll – was sagt die Expertin dazu? „Ich finde Pornografie als Zwischenlösung nicht schlecht, sie sorgt zusammen mit Selbstbefriedung für Frustabbau und Entspannung.“ Sie habe ihren Klienten sogar zum Gucken von Pornofilmen geraten: „Du kannst menschliche Berührungen natürlich nicht ersetzen. Aber wenn es die nun mal gerade nicht geben darf, müssen wir sehen, was wir ansonsten tun können. Und immer daran denken: Die Dosis macht das Gift“. Heißt was? Woran erkennt man, dass man süchtig nach Pornografie wird und auf dem falschen Weg ist? „Entscheidend ist, wie stark der Drang ist“, sagt Hinrichs. Je weiter die Sucht fortgeschritten sei, desto schwerer falle es den Männern – denn es geht vor allem um Männer –, in einer normalen sexuellen Situation mit einer Partnerin eine Erektion zu bekommen: „Ohne Porno geht nichts mehr.“ Und, noch schlimmer: Der Druck, den die Männer mit ihrer Hand auf den Penis ausüben, wird von Mal zu Mal größer.

Der Weg zurück könne lang und schwierig werden: „Üben, langsamer werden, Druck reduzieren.“ Gelinge das nicht, drohe auch Stress in der Beziehung, weil die Partnerin sich nicht mehr begehrt fühle und sich frage: Was haben die Porno-Frauen, was ich nicht habe? Hajo Schumacher hat noch etwas gelesen: nämlich, dass der Absatz von Sexspielzeug in der Corona-Krise „durch die Decke gegangen ist“. „Ich finde, das ist ein gutes Zeichen. Die Menschen, die so ein Spielzeug kaufen, haben sich mit ihrer Sexualität beschäftigt und nutzen die Corona-Krise, um mal etwas Neues auszuprobieren“, sagt Hinrichs.

Gefühle lassen sich durch Technik nicht ersetzen
Sie sei neulich in einer entsprechenden Boutique gewesen und habe dort viele Paare gesehen, die sich mit dem Thema beschäftigen: „Ich finde das großartig, wobei ich meinen Patienten immer sage: Ihr habt Hände, ihr habt Zungen, ihr habt Münder – eigentlich ist alles da.“ Die Gefühle, die man damit erzeugen kann, ließen sich durch Technik nicht ersetzen.

Noch ein Ergebnis der Corona-Krise: „Die Menschen sind monogamer geworden, sie sorgen sich um die anderen“, sagt Hinrichs. „Sie fragen sich: Mit wem lasse ich mich eigentlich ein, wen küsse ich, mit wem gehe ich ins Bett? Es ist doch schön, dass man mal wieder in dieses Bewusste kommt.“ „Man denkt durch Corona über Dinge nach, die vorher selbstverständlich waren“, sagt Schumacher. „Zum Beispiel, ob man wirklich von jedem, dem man begegnet, umarmt werden will.“ Wenn das die neue Normalität ist – warum eigentlich nicht?


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