Buchempfehlung: Die Mauer von John Lanchester
Gelungene Idee mit wenig Tiefgang

Klimawandel, Brexit und Flüchtlingskrise... Kaum eine Titelseite kommt aktuell ohne zumindest eines dieser Themen aus. John Lanchester hat nun all diese spannenden Ereignisse in einem Buch zusammengefasst.
Der Roman wird aus Sicht des jungen Joseph Kavanagh erzählt, der zum Pflichtwehrdienst auf der Mauer antreten muss. Die Mauer ist in einer nahen Zukunft die neue Küste Großbritanniens. Jede/r muss für zwei Jahre das Land gegen eine mögliche Invasion der "Anderen" verteidigen. Der eintönige und zeitgleich lebensgefährliche Dienst lässt ihm viel Zeit zum Nachdenken und nur die Freundschaft zu seinen Kameraden und der Beginn einer Beziehung zu Hifa machen die Zeit erträglich. Eigentlich möchte Kavanagh Teil der politischen Elite werden, auch wenn das sehr unwahrscheinlich zu sein scheint. Doch der nächste Angriff der "Anderen" kommt bestimmt...

Die Szenerie ist schnell und gut geschildert und auch für weniger Politikinteressierte erinnert die Handlung zumindest an Game of Thrones. Die Einblicke in die Gedankenwelt des Protagonisten sind sehr ausführlich, drehen sich aber für mein Empfinden zu sehr im Kreis. Klar, der Dienst auf der Mauer ist eintönig, aber das versteht man auch ohne die weiten Ausschweifungen. Viele Themen werden im Laufe des Buches angerissen und mehrfach habe ich mir eine Fortführung oder Entwicklung gewünscht. Kavanagh will Teil der Elite werden, den Anderen gelingt eine Invasion, eine politische Veränderung, Rebellion oder auch die Zeit nach der Mauer. Ich habe das meiste davon als halbgar empfunden. Mir fehlt die Geradlinigkeit und zum Ende auch die Sinnhaftigkeit. Um es kurz zu machen, am Ende des Buches war noch viel Handlung übrig. Gerade bei den spannenden Fragestellungen, die das Buch aufwirft, wäre eine Antwort super gewesen. Trotz alledem ist das Buch durchaus lesenswert, da es eine Dystopie darstellt, die nicht ganz so fern scheint. Das Buch vermittelt einen guten Eindruck der betonhimmelwindgraukalten Welt, die dem heutigen Streben nach Abschottung folgen könnte. Mir scheint nur, dass auch der Autor nicht so recht weiß, wo all diese traurigen Ereignisse hinführen sollen und sich daher am Ende im Nichts verliert.

Ich finde die Art des Buches aufgrund seiner Aktualität bemerkenswert und interessant und habe auch die aufgeworfenen Konflikte als spannend wahrgenommen. Der Konflikt mit den Eltern, der Verlust der Menschlichkeit, der tägliche, exzessive Umgang mit den "Kommunikativen" (neudeutsch für Smartphones) sind ebenso Teil der aktuellen Debatten und deutlich ausgereifter dargestellt als der Wandel und die Flüchtlingskrise.
Das Finale fand ich ziemlich amüsant und wie oben erwähnt ein wenig unbefriedigend.
Ihr merkt, mir fällt eine einheitliche Bewertung des Buches schwer, da ich manches sehr gut und manches enttäuschend fand. Ich bin gespannt, wie eure Erfahrungen mit dem Buch sind!

Das Buch ist im Klett Cotta Verlag erschienen (ISBN: 978-3-608-96391-5978-3-608-96391-5) und kostet 24 Euro.

Autor:

Gustav Teschner aus Mönchberg

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