Sachbuchempfehlung: Schluss mit der Ökomoral von Michael Kopatz
Ökoroutine statt Gewissensbisse?

Nach zahllosen Ratgebern für ein klimafreundlicheres Leben mit weniger Plastik, weniger Fleisch und weniger Autofahren appelliert das neue Buch von Michael Kopatz an die Politik. Kernbotschaft: Nicht der Bürger muss sein Verhalten ändern, sondern die Politik die Verhältnisse. Dann ändert sich das Verhalten so oder so. Die deutsche Bevölkerung ruft Kopatz dazu auf, sich vermehrt für das Klima zu engagieren - auf politischer Ebene. Die vorbildliche Mülltrennung des Einzelnen wird nicht zu einer Entmüllung der Ozeane führen. Aber ist das so?

Die aufgeführten Theorien und Vorschläge sind absolut schlüssig, das muss vorab gesagt werden. Es wird deutlich, dass der Autor viel Know-How rund um das Thema Nachhaltigkeit besitzt. Die Ausführungen zur Mobilität verglichen mit Essen und Konsum lassen mich auch vermuten, dass besonders in diesem Bereich sein Fokus liegt. Nicht nur einmal habe ich mir angesichts der wirklich dummen Argumentationen von Politik und Vertretern der Wirtschaft an den Kopf gelangt, wann wird endlich mal auf die Wissenschaft gehört, die nicht für die Lobbyisten irgendwelche Pseudostudien aufstellt?

Mich hat vielmehr die Grundidee gestört. Kopatz ist sicher der Kontroversität seiner Ökoroutine durchaus bewusst und führt die Kritik auch selbst im Buch an. Natürlich ist es an der Politik die Verhältnisse zu ändern, aber ich empfinde es als ebenso wichtig, sich erstmal mit dem Thema auseinanderzusetzen und dann auch im Rahmen der eigenen Möglichkeiten klimafreundlich zu handeln. Ich denke nicht, dass dreimal mehr Demonstrieren im Jahr den zweiwöchigen Urlaub in Thailand relativiert. Ich kann den Einwand eines Zuhörers von Kopatz also durchaus verstehen.

Ein Beispiel aus dem Buch ist das Anbringen von einem provokativen Aufkleber auf ein SUV. Kopatz spricht von dieser Person als "mutig". Letztens habe ich dazu einen interessanten Artikel in der SZ gelesen und stimme dem dortigen Autor eher zu. Solch Provokationen helfen nicht. Der Besitzer wird eher den Motor extra aufheulen lassen, wenn er den Sticker sieht. Außerdem ist das doch ein klarer Appell: Ändere dein Verhalten! Und genau das will Kopatz ja eigentlich nicht. Für mich an der Stelle widersprüchlich.

Schließlich gab es im Laufe des Buches zwei, drei komplett identische Passagen. Das sollte im Rahmen der Korrektur eigentlich behoben werden.

Da mir aber die wirklich innovativen Ideen für die Politik so gut gefallen haben und auch die blogähnliche Aufmachung mit kurzen Kapiteln zum Lesen einlädt (obwohl manch Themenwechsel sehr abrupt ist), kann ich das Buch jedem empfehlen, der in Klimadebatten mehr Hintergrundwissen haben möchte. Auch der ein oder andere Politiker sollte das Buch dringend mal lesen (Ja, Herr Verkehrsminister, Sie meine ich!).

Zu guter Letzt ein Lob an den oekom-Verlag (ISBN: 9783962381318, 20 Euro), die mit diesem Buch einen alternativen Ansatz zum Klimaschutz beleuchten!

Autor:

Gustav Teschner aus Mönchberg

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Aktuelle Angebote

Gesundheit & WellnessAnzeige
Albert Franz (langjähriger Verwaltungsratsvorsitzender der BKK a.D.), Landrat Jens Marco Scherf, Stefan Lang (Vorstand BKK Akzo Nobel), Judith Gerlach (bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention), Georg Ballmann (Vorsitzender des BKK Verwaltungsrats), Dr. Ralf Langejürgen (Vorstand BKK Landesverband Bayern) und Franz Knieps (Vorstand BKK Dachverband e.V.) (von links) | Foto: Andrea Kaller-Fichtmüller
16 Bilder

BKK Akzo Nobel
100 Jahre im Dienst der Gesundheit – Festakt

Ein äußerst fitter Jubilar und ein denkwürdiges Jubiläum: Ihren 100. Geburtstag konnte die Betriebskrankenkasse (BKK) Akzo Nobel am Sonntag, 14. April, dem Tag der Gründung, mit einem großen Festakt im Bürgerzentrum Elsenfeld feiern. Zahlreiche Gäste, darunter auch viele Mitarbeitende mit ihren Familien, waren der Einladung gefolgt und verbrachten einen kurzweiligen Nachmittag. Stefan Lang, Vorstand der BKK Akzo Nobel, und Georg Ballmann, Vorsitzender des BKK Verwaltungsrats, begrüßten die...

WirtschaftAnzeige
Spatenstich mit (von links): Tim Heising (LEANTIMA), Ulrich Steinle (Projektleiter Dreßler-Bau), Verena Queck-Glimm (Geschäftsführende Gesellschafterin Fripa), Michael Bölter (Niederlassungsleiter Industriebau Dreßler-Bau), Marco Heising (geschäftsführender Gesellschafter LEANTIMA), Klaus Wolf (Architekt), Sascha Richter (Kaufmännischer Leiter Dreßler-Bau, Niederlassung Darmstadt) und Jan Wohlbold (Geschäftsleiter Fripa) | Foto: Andrea Kaller-Fichtmüller
10 Bilder

Fripa Papierfabrik Albert Friedrich KG
Spatenstich für modernes Technikgebäude

Bei herrlichem Sonnenschein fand am vergangenen Donnerstag der Spatenstich zum Bau eines neuen Technikgebäudes der Papierfabrik Albert Friedrich KG in der Siemensstraße in Miltenberg statt. Jan Wohlbold, Geschäftsführer bei Fripa, konnte zahlreiche Gäste zu diesem Ereignis begrüßen. Darunter waren Günther Oettinger als Vertreter des Landrats, der Miltenberger Bürgermeister Bernd Kahlert, Mitglieder des Miltenberger Stadtrats und die unmittelbaren Nachbarn Johannes Oswald von der Firma Oswald...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.