Beitrag 15 zur Serie "Kirchenjubiläen Miltenberg"

Die „innerkatholische Ökumene“ - von der Einzelpfarrei Miltenberg zum Pastoralen Raum

Noch vor 40 Jahren schien in Miltenberg die „katholische Welt“ in Ordnung zu sein. In der kleinen Stadt wirkten zehn katholische Priester: der Stadtpfarrer und sein Kaplan, die Franziskanerpatres im Kloster, geistliche Religionslehrer, die Leiter des Internates „Kilianeum“, sowie Ruhestandsgeistliche.
Doch schon 1983 kam ein tiefer Einschnitt. Die Franziskaner gaben nach gut 350 Jahren ihre Niederlassung in Miltenberg auf und aus dem Internat wurde das „Jugendhaus St. Kilian“. Seitdem hat sich der Rückgang an geistlichen Berufungen immer mehr verstärkt.
Aber nicht nur die Zahl der Priester ist zurückgegangen. Auch die anderen Seelsorgeberufe haben mit Nachwuchsmangel zu kämpfen. Zudem werden die Gemeinden durch Überalterung und Kirchenaustritte kleiner. Als Reaktion darauf wurden vor gut zehn Jahren die Pfarreiengemeinschaften im Bistum Würzburg gegründet. Mehrere bis dahin selbstständige Gemeinden teilen sich nun einen Pfarrer und ein Seelsorgeteam.
Die 2009 gegründete Pfarreiengemeinschaft „St. Martin, Miltenberg - Bürgstadt“ besteht aus den Pfarrgemeinden St. Jakobus d.Ä., Miltenberg und St. Margareta, Bürgstadt, sowie aus den Miltenberger Filialgemeinden St. Josef, Breitendiel, St. Vitus, Wenschdorf und Monbrunn und St. Katharina, Mainbullau. Die Miltenberger Ortsteile Schippach und Berndiel wollten damals kirchlich bei Heppdiel bleiben. Die Zusammenarbeit der Gemeinden wurde durch einen „Pfarreiengemeinschaftsrat“ koordiniert.
Da sich die Personalsituation seit 2009 noch einmal verschärft hat, wurden 2021 im Bistum Würzburg die „Pastoralen Räume“ ins Leben gerufen. Der Pastorale Raum Miltenberg reicht von Altenbuch bis Neunkirchen und zählt knapp 17.000 Gläubige, für die derzeit vier Pfarrer, zwei Pfarrvikare, ein Pastoralreferent und eine Gemeindeassistentin zuständig sind. Die einzelnen Gemeinden behalten aber weiterhin ihre Eigenständigkeit.
Schon die Zusammenarbeit von fünf Gemeinden in der Pfarreiengemeinschaft war und ist eine Herausforderung. Ein so komplexes Gebilde wie den Pastoralen Raum sinnvoll zu gestalten, stellt Haupt- und Ehrenamtliche in den Gemeinden vor neue große Aufgaben.

Text: Jan Kölbel