Katze, Kater oder sind es doch Miauende

Ist das Rollenverhalten angeboren oder doch anerzogen? Wissenschaftliche Erkenntnisse sprechen dafür, dass beide Faktoren eine Rolle spielen.
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  • Ist das Rollenverhalten angeboren oder doch anerzogen? Wissenschaftliche Erkenntnisse sprechen dafür, dass beide Faktoren eine Rolle spielen.
  • hochgeladen von Sylvia Kester

Frauen kennen weder Punkt noch Komma, haben einen ganzen Schrank voll nix anzuziehen und werden zur Schlafenszeit ständig von Migräne heimgesucht. Das Grundnahrungsmittel der Männer ist Bier, sie lieben schnelle Autos und Fußball. Und dass er ihr nie richtig zuhört, gehört auch zum Geschlechterklischee. Denn wie wäre eine Kommunikation wie diese sonst zu interpretieren: Sagt sie „Ich hab´ keine Lust mehr, ständig hinter dir herzuräumen. Zieh dich gefälligst auch im Bad aus.“ Versteht er: „Ich hab´ Lust, zieh dich aus.“

Und um bei den Klischees zu bleiben: Sind allein Frauen multitaskingfähig und Männer die Shopping-Muffel? Haben nur Frauen ständig kalte Füße und sind sie wirklich die größeren Lästermäuler? Bei einem könnte man sich vielleicht einig sein: Frauen haben keinen Orientierungssinn und Männer fragen grundsätzlich nicht nach dem Weg!

Aber im Ernst, treffen all die „typisch Mann, typisch Frau-Klischees“ im Alltag wirklich zu oder sind wir uns vielleicht ähnlicher als gedacht? Ein großer Erfolg ist es für beide Geschlechter, dass Frauen heute als Fachinformatikerinnen, Ingenieurinnen oder Chemikerinnen arbeiten können, Männer als Sozialpädagogen, Erzieher und Altenpfleger, ohne dass sie sich rechtfertigen müssen.

Der Kölner Psychologe Jens Lönneker macht sich sogar Gedanken um seine Geschlechtsgenossen. Während Frauen darüber diskutieren, wie sich Privatleben und Arbeit vereinen ließen, hört man von den Männern kaum etwas zu diesem Thema. In einer Studie wollte er herausfinden, warum das so ist und interviewte jährlich bis zu 3000 Leute. Aufgrund seiner Auswertungen ist er überzeugt: „Wir müssen uns in Deutschland auch um die Männer kümmern. Denn während Frauen in den vergangenen Jahren immer mehr Terrain im Berufsleben eroberten, hätten die Männer noch keine Methode gefunden, damit umzugehen.“

Typisch Mann, typisch Frau – anerzogen oder angeboren?

In der heutigen Gesellschaft ist „Gender Mainstreaming" (GM) ein Grundprinzip, das Eingang in viele Diskussionen und Entscheidungsstrategien gefunden hat. Die Gender-Forschung folgt dabei der These, dass die geschlechtliche Rollenverteilung allein das Ergebnis von gesellschaftlichen Erwartungen sei, die vornehmlich durch Erziehung, Medien, Rollenprägungen und Normen vermittelt werden. Der Unterschied zwischen Männlein und Weiblein sei demnach anerzogen.

Durch GM sollen diese gesellschaftlichen Unterschiede abgebaut werden. Ob und wie sinnvoll dies ist, darüber wird diskutiert. Der Begriff findet sich jedoch längst in der Geschäftsordnung der Bundesministerien und etliche Gleichstellungsgesetze verpflichten Behörden bereits zum GM. Das Ziel von Behörden etwa ist, das sichergestellt werden soll, dass sich Geschlechterklischees nicht weiter festsetzen und die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen zu verwirklichen.

Dazu zählen auch geschlechtsneutrale Bezeichnungen, um die derzeit heiße Debatten geführt werden. So sollen aus Studenten Studierende werden. Und bis 2017 würden Studentenwerke in Studierendenwerke umbenannt werden. Es soll auch keine Teilnehmer mehr geben, sondern nur noch Teilnehmende. Und dem Doktor geht es auch an den Kragen, denn der – nein die, also es soll Doktorix heißen. Legen wir auf Titulierungen wirklich so großen Wert oder bringt das Ganze nur wieder einen unnötigen kostspieligen Rattenschwanz mit sich?

Bereits im Kindesalter fangen Mädchen-Jungenklischees an. Mädchen sind braver und können schöner schreiben, dafür rechnen Jungs besser und wilder sind sie auch. Für Erwachsene ist es oft auch befremdlich, wenn ein Mädchen mit Pistolen oder Schwertern spielt und sich rauft. Dabei können Mädchen eine genauso große Wut im Bauch haben wie Jungs. Noch im Kindergartenalter weinen beide gleichviel und gleichlaut. Nur wenn sie älter werden, heißt es dann, ein Junge macht so etwas nicht. Für ein Mädchen ist es typisch.
Zur Berufsorientierung werden seit Jahren "Girls Day" und „Boys Day“ angeboten. Mädchen sollen hier in typische Männerberufe hineinschnuppern, Jungs haben die Möglichkeit, „Frauenberufe“ näher kennenzulernen. Aber diesen Initiativen zum Trotz ändert sich auf dem Arbeitsmarkt in gewissen Branchen die Geschlechterrolle kaum. Denn noch immer sind Berufe wie Maurer oder Dachdecker fast ausschließlich männlich besetzt, was sicherlich nicht zuletzt auch damit zu tun hat, dass diese Berufe eine gewisse körperliche Stärke voraussetzen. Circa die Hälfte der Männer und über ein Drittel aller Frauen arbeiten in einem Beruf, der zu 80 % und mehr vom eigenen Geschlecht dominiert wird.

Eigentlich ist das Rollenmuster der Frau als liebevolle Mutter nicht verschwunden, es hat sich nur gewandelt und erweitert. Aber auch der Mann als Vater ist noch fest in seiner Rolle als starker Part verankert, der aber gern mal hinter dem Herd steht. Denn heutzutage möchten Papas zusehen wie ihr Kind seinen ersten Schritt macht.

Klischees sind lustig, aber auch verletzend, oft unwahr, aber sie halten sich doch beharrlich. Deshalb liebe Leserinnen und Leser: Ob nun er oder sie das größere Tratschweib´ ist sei deshalb mal dahingestellt.

Interviews:

Die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten gibt es seit 1987. Damals wurde diese Aufgabe noch ehrenamtlich ausgeübt. Seit dem 1. Oktober 1990 gibt es eine hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte im Landratsamt Miltenberg, Sabine Farrenkopf: „Ich selbst bin nun seit März 2015 in dieser Position tätig. Mein Aufgabengebiet als Gleichstellungsbeauftragte betrifft sowohl das Landratsamt als auch den Landkreis Miltenberg. Beschäftigte des Landratsamtes, sowie Bürgerinnen und Bürger des Landkreises können mit ihren gleichstellungsrelevanten Anliegen zu mir kommen. Des Weiteren organisiere und entwickle ich Maßnahmen und Initiativen, um die Gleichstellung von Frauen und Männern zu fördern.

So gibt es beispielsweise am 2. Dezember 2015 einen Informationsvortrag zum Thema „Frauen und Rente“. Aufgrund von Brüchen in der Erwerbsbiographie haben Frauen mit der sogenannten Altersarmut nach wie vor mehr zu kämpfen als Männer. Es sind immer noch mehrheitlich die Frauen, die sich um die Familie kümmern und nach der Geburt ihres Kindes beruflich kürzertreten. Mit allen Konsequenzen, die diese Entscheidung, auch für die Rente, mit sich bringt.
Durch die Arbeit von Gleichstellungsbeauftragten soll sichergestellt werden, dass die Umsetzung von gleichen Chancen für Frauen und Männer im Alltag gelingt und Art. 3 des Grundgesetzes nicht verletzt wird.

Selina Utz, Eichenbühl: „Emanzipation ist eine Notwendigkeit in unserer Zeit. Die Interessen der Frauen müssen ebenso gefördert werden wie die der Männer. Wenn also eine Frau sich für einen technischen Beruf interessiert - warum nicht? Sie kann ebenso talentiert sein und neue Ideen einbringen wie jeder andere auch. Die Veränderungen in den letzten Jahrzehnten sind daher sehr lobenswert. Die Einführung von Quoten zeigt, dass man seit langem bemüht ist, eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau herzustellen, was heute (wie ich finde) gut gelungen ist. Trotzdem muss man leider sagen, dass es auch heute noch Menschen gibt, die teils abwertend darauf reagieren, wenn eine Frau in einen sonst Männer-dominierten Beruf einsteigen möchte. Es wäre wünschenswert, wenn sich auch hier die Meinung ändern würden und man sich auf neue Ideen und Veränderungen durch die Frauenwelt einlassen könnte!" (Text und Foto: rsc)

Silvia Maria Frank:
Was die Partnersuche angeht, ergreifen heutzutage auch Frauen die Initiative, vor allem in Zeiten der Internet-Partnersuche. Da werden die Zügel gern mal selbst in die Hand genommen um den ersten Schritt zu tun. Silvia Maria Frank aus Mömlingen ist Flirtcoach: „Tendenziell erwarten Frauen aber, dass der Mann auf sie zugeht. Er findet es wiederum auch spannend, wenn sie es tut. Generell gibt es kein Konzept, weil jeder eine andere Vorstellungen hat. Flirten an sich beginnt bei der Frau – sie sendet nonverbale Flirtsignale aus. Denn ein Mann geht auf keine Frau zu wenn kein Signal von ihr kommt. Bei selbstbewussten Frauen sind Männer dann aber teilweise schon verunsichert und können mit der Situation nicht immer so gut umgehen. Die Resonanz auf meine Workshop Kurse ist schon sehr gut, wobei mancher Mann noch ein Problem damit hat sich zu outen, warum er Hilfe in Anspruch nimmt. Ich veranstalte die Kurse in gemischten Gruppen. Dabei können die Teilnehmer von den Erfahrungen des jeweils anderen Geschlechts profitieren und sich austauschen.

Carolin Staab vom Kindergarten Spatzennest in Sulzbach meint: „Im Kindergarten sind die Kleinen noch offener in ihrem Verhalten. Dazu gehört auch, dass mal ein Junge ein Prinzessinenkleid anzieht und das Mädchen den Ritter spielt. Eine große Rolle machen die Eltern als Vorbilder aus. Die Mama schminkt sich und der Papa geht mit dem Sohn in den Wald um Holz zu machen.“

Autor:

Sylvia Kester aus Miltenberg

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