Faschingskampagne 2022
Narren geben Hoffnung auf Kampagne noch nicht auf

Ein Bild aus vergangenen Tagen: 2020 fand der Kreisfaschingsumzug in Kleinheubach statt und begeisterte Tausende. | Foto: meine-news
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  • Ein Bild aus vergangenen Tagen: 2020 fand der Kreisfaschingsumzug in Kleinheubach statt und begeisterte Tausende.
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Viele Veranstaltungen bereits abgesagt – Faschingskampagne 2022 fällt erneut der Pandemie zum Opfer – Narren geben Hoffnung allerdings noch nicht auf

Spätestens, wenn der letzte Sektkorken geknallt hat und die Christbäume im hohen Bogen aus dem Wohnzimmer fliegen, hält die Narren nichts mehr. Dann beginnt normalerweise die Zeit der Prunksitzungen und Kappenabende, die Tanzbeine werden geschwungen, es wird gefeiert, geschunkelt und gelacht. Wie gesagt – normalerweise!

Dass nichts bleibt, wie es immer war, haben wir allerdings spätestens im März 2020 gelernt, als uns die Corona-Pandemie überrollt hat. Ein Jahr später – im Februar 2021 – ist dann die Faschingskampagne erstmals der Pandemie zum Opfer gefallen. Alles abgesagt! Keine Umzüge, keine Prunksitzungen, nichts! Die monatelangen Vorbereitungen der einzelnen Gruppen – Tanzgarden, Musikgruppen, Büttenredner – alles für die Katz!

Dann kam der Sommer 2021 und es keimte wieder Hoffnung auf. Der lang ersehnte Impfstoff eroberte Impfzentren und Arztpraxen, die Inzidenzzahlen sanken kontinuierlich. Auch die Faschingsaktiven wagten sich wieder an die Vorbereitungen. Man traf sich zu ersten Besprechungen für die neue Kampagne, die ja am 11. November 2021 hoffungsvoll starten sollte. Die Büttenredner überlegten sich bereits Themen für ihre Darbietungen, die Gardemädchen trafen sich zum Training für die neuen Tänze, alles schien gut. Doch leider zu früh gefreut!

Die mittlerweile vierte Welle hält uns in Schach und damit ist auch die Faschingskampagne 2021/2022 fast schon wieder beendet, bevor sie überhaupt so richtig begonnen hat.

Faschingswochenende erst Ende Februar

Othmar Morczinczyk, Präsident des Kreisnarrenrings Obernburg und 1. Vorsitzender des Niedernberger Carnevalvereins (NCV) | Foto: privat
  • Othmar Morczinczyk, Präsident des Kreisnarrenrings Obernburg und 1. Vorsitzender des Niedernberger Carnevalvereins (NCV)
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Zumindest die großen Umzüge und die Prunksitzungen sind bereits jetzt abgesagt worden. „Leider sprechen alle Argumente dagegen, eine planbare Session 2021/22 durchzuführen“, erklärt Othmar Morczinczyk. Er ist seit 2020 neuer Präsident des Kreisnarrenrings Obernburg mit insgesamt acht Vereinen und hat Günther Frieß an der Spitze abgelöst. Er ist auch 1. Vorsitzender des Niedernberger Carnevalvereins (NCV). „Immer mehr Vereine haben bereits den kompletten Fasching abgesagt. Eine Planungssicherheit ist – Stand heute – noch schwieriger geworden. Im Moment kann sich niemand vorstellen, dass die Zahlen in den nächsten Wochen signifikant stagnieren oder zurückgehen. Selbst wenn sich die Chance ergeben würde, Veranstaltungen mit den G-Regeln jetzt Anfang des Jahres durchführen zu können, stellt sich die Frage, ob solche Veranstaltungen in geschlossenen Räumen über mehrere Stunden sinnvoll und verantwortbar sind. Ebenso ist es für die Mitgliedsvereine fraglich, ob derzeit mehrstündige Veranstaltungen in geschlossenen Räumen moralisch vertretbar sind.“

Roland Schwab, Vorstand des Carneval Clubs Schludde-Bouhne Kirchzell | Foto: privat

„Schweren Herzens mussten wir die großen Umzüge, darunter den Kreisfaschingsumzug 2022, auf das nächste Jahr verschieben“, legt Roland Schwab, einer der Vorstände der Kirchzeller Schludde-Bouhne, dar. „Umzüge sind aufgrund der vielen Vorschriften und Regelungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nur äußerst schwierig durchführbar. Wir haben uns daher zu diesem Schritt entschlossen. Auch haben wir vereinbart, dass es keine Prunksitzungen geben wird. Es ist mit den ganzen Regelungen einfach nicht möglich, Sitzungen in geschlossenen Räumen sicher abzuhalten.“

Schweren Herzens abgesagt

„Wir“, das sind die Faschingsvereine aus dem südlichen Landkreis Miltenberg. Dazu zählen der Carneval-Club-Concordia Bürgstadt, der Carneval Club Kleinheubach (CCK) Hannjörche, die Kerscheknöidel Breitendiel, die Faschingsabteilung des Turn- und Sportvereins (TSV) Großheubach, der Carneval Club Rüdenauer „Klammhörnli“, die Carnevalsgesellschaft Weilbacher Frösch (CGW), der Carneval Club Amorbach (CCA), der Vielbrunner Carneval Club (VCC) „Rot-Weiß“, die Faschingsgesellschaft (FG) Schneeberger Krabbe und der Carneval Club (CC) Schludde-Bouhne Kirchzell. „Wir haben uns Anfang November getroffen und beraten, was wir tun sollen und hierzu auch den Kreisnarrenring Obernburg dazu eingeladen. Anfang Dezember haben wir uns nochmals verabredet und aus Sicherheitsgründen per Videokonferenz beraten“, so Roland Schwab weiter.

Keine leichte Entscheidung

Leicht haben sich auch die Verantwortlichen der einzelnen Vereine im nördlichen Landkreis Miltenberg die Entscheidung nicht gemacht. Die Mitgliedsvereine – Hausener Carnevalverein (HCV), Kleinwallstädter Carneval-Verein (KCV), Karnevalfreunde Elsenfeld (KFE), Mömlinger Carneval Verein (MCV), Niedernberger Carnevalverein (NCV), Röllfelder Carneval Club (RCC), Roßbacher Fasenacht Verein (RFV) und Trennfurter Türkenclub (TTC) – haben sich dazu bereits Ende Oktober kurzgeschlossen und gemeinsam mit den Faschingsverantwortlichen im südlichen Landkreis die Lage erörtert. „Die Dynamik der Pandemie ist trotz scharfer Maßnahmen ungebrochen stark. Wir alle sind uns unserer Verantwortung sehr wohl bewusst und reagieren schweren Herzens mit der Absage von Veranstaltungen“, so Othmar Morczinczyk weiter. „Wir in Niedernberg beispielsweise haben den Kreiskarnevalszug, der schon 2021 nicht bei uns stattfinden konnte, abgesagt und auf das Jahr 2023 verschoben. Die Lage ist momentan leider dramatisch. Da machen Singen und Schunkeln nah beieinander im Saal oder beim Umzug auf der Straße einfach keinen Sinn. Und die Tradition weitertragen müssen wir nicht um jeden Preis.“

Absage nichts Neues

Die Absage von Veranstaltungen ist zwar hart, für Othmar Morczinczyk aber nichts Neues. „Schon die Kampagne 2021 ist ins Wasser gefallen. Noch härter hat es uns bereits 1990 und 1991 getroffen, als der Golfkrieg und der Sturm Wiebke vieles unmöglich machten. Man lernt aus solchen Erfahrungen, möchte aber natürlich nicht, dass sie sich wiederholen. Jetzt sind wir doch wieder im gleichen Dilemma wie im letzten Jahr.“

Wieder kein Narrenberg

Und ebenfalls ein schwerer Schlag: „Auch der beliebte Narrenberg, der nach dem Ende der Kampagne das politische Geschehen des vergangenen Jahres scharfzüngig aufs Korn nimmt, wird wieder nicht stattfinden“, sagt Roland Schwab. „Das ist sehr schade, weil wir die Veranstaltung schon im ersten Corona-Jahr 2020 und auch 2021 absagen mussten.“

Karnevalswochenende Ende Februar noch offen

Das Faschingswochenende Ende Februar ist indes noch offen. „Alle Vereine überlegen, eventuell zum Straßenfasching etwas anzubieten“, fährt Roland Schwab fort. „Wir in Kirchzell wollen beispielsweise unseren Spezialitätenverkauf durchführen. Auch unser Schluddeblatt wird wie gewohnt erscheinen und über kurzfristige Veranstaltungen informieren. Wir geben die Hoffnung noch nicht ganz auf!“

„Franken Helau“ erst im nächsten Jahr aus Amorbach

Ulrich Etzel, Präsident des Carneval Clubs Amorbach | Foto: privat

Eine ganz besondere Ehre sollte in diesem Jahr der Stadt Amorbach zuteilwerden. „Der Bayerische Rundfunk (BR) hatte geplant, seine beliebte Sendung ´Franken Helau´ dieses Mal aus Amorbach zu senden und für Ende Januar die Aufzeichnung geplant“, erläutert Ulrich Etzel, Präsident des Carneval Clubs Amorbach. „Die Sendung, die jedes Jahr aus einem der drei fränkischen Regierungsbezirke gesendet wird, zeigt die Vielfalt des karnevalistischen Spektrums. Unser Amorbacher Klosterchor, der bereits in Veitshöchheim bei ´Fastnacht in Franken´ zu Gast war, hat den BR wohl neugierig auf unsere Gegend gemacht. Wir punkten unter anderem mit einer großen Dialektvielfalt und natürlich vielem mehr. Daher sollte die Sendung in diesem Jahr in unserer Region aufgezeichnet werden. Ein Casting für die Büttenreden hatte bereits stattgefunden. Auch die Tanzgarden hatten bereits Videos mit ihren Tänzen eingereicht. Hier war ein Casting mit den ganzen Auflagen nicht möglich. Doch noch vor Weihnachten ist die Entscheidung gefallen: Die Sendung muss wegen der Corona-Pandemie in das Jahr 2023 verschoben werden. Die Programm-Macher haben mit großer Sorge die aktuelle Entwicklung der pandemischen Situation im Land beobachtet und festgestellt, wie ernst die Corona-Lage aktuell ist. Daher war diese Entscheidung leider unabdingbar. Das ist natürlich sehr schade, gibt uns unterm Strich aber mehr Planungssicherheit für das nächste Jahr.“

Diverse Folgen

Die Veranstaltungsabsagen haben natürlich Folgen. „Gerade für unsere Jugendarbeit und die der anderen Vereine wird es schwierig werden“, ist Roland Schwab überzeugt. „Wir hatten uns Hygienekonzepte überlegt und das Tanztraining gerade erst wieder angeboten. Jetzt steht wieder alles still. Für die Garden wird es keine Auftritte geben. Das ist schon bitter. Wir befürchten, dass uns die Kinder und Jugendlichen abwandern, daher müssen wir etwas dagegen tun. Wir, die Vereine, denken beispielsweise an ein Treffen der Tanzgarden im Sommer, verbunden mit einem kleinen Fest, um die Mädchen mit Spielen, Essen und Getränken und vielleicht einem gemeinsam einstudierten Flashmob bei Laune zu halten.“ „Vor allem im Jugendbereich werden wir die Konsequenzen noch deutlich zu spüren bekommen“, glaubt Othmar Morczinczyk. „Unsere Kindergarde kann jetzt zum zweiten Mal hintereinander nicht auftreten. Da hat man doch Bedenken, ob die Kinder vielleicht die Lust verlieren und spekuliert mit dem Abwandern der einen oder anderen Tänzerin. Und das setzt sich dann ja in der Jugend- und Prinzengarde fort, die knallhart getroffen werden, weil ihnen der Nachwuchs fehlt. Aber wir geben die Hoffnung nicht so schnell auf!“

Rosenmontag erst am 28. Februar

Noch ist ja etwas Zeit, denn das Faschingswochenende vor dem Rosenmontag ist erst am letzten Wochenende im Februar. „Bis dahin kann noch viel passieren“, hofft Othmar Morczinzcyk. „Die Infektionszahlen können weiter steigen, sie können aber auch sinken und dann hätten wir die reelle Chance, doch noch etwas Karnevalsmäßiges zu veranstalten. Wobei das dann in erster Linie Veranstaltungen unter freiem Himmel wären. Wir denken jedenfalls darüber nach.“

Brauchtumsveranstaltungen eventuell möglich

Und selbst über das eigentliche Ende der Karnevalssaison am Aschermittwoch hinaus besteht die Möglichkeit, in Richtung Brauchtum etwas zu unternehmen. „Der Fastnachtsverband Franken, dem wir angehören, sieht es zwar kritisch, wenn über Aschermittwoch hinaus Karnevalsveranstaltungen laufen“, sagt Othmar Morzcinczyk, „Das ist ein schwieriges Thema, denn es gibt strenge Regularien. Aber wenn man dem Kind einen anderen Namen gibt und beispielsweise einen bunten Abend im Rahmen eines Sommerfestes veranstaltet, dann könnten wir zumindest für unsere Kinder und Jugendlichen, die sich voller Zuversicht auf die Saison vorbereitet und gefreut haben, doch noch etwas machen, damit ihr Aufwand nicht ganz umsonst war.“

Hoffnung stirbt zuletzt

„Wir alle werden jedenfalls trotzdem nicht den Mut verlieren und den Kopf in den Sand stecken“, so Othmar Morczinczyk, Ulrich Etzel und Roland Schwab abschließend. „Sobald die Corona-Lage und die Corona-Zahlen es zulassen, nehmen wir wieder Fahrt auf und werden alles versuchen, um 2022 noch das ein oder andere möglich zu machen. Und wir visieren jetzt schon die Fastnacht 2023 an, denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.“

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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