Weiter Bedarf nach Sprachvermittlern im Landkreis Miltenberg

Stefan Adams (hinten) erklärt im Kreis der Sprachvermittlerinnen und Sprachvermittler bei einer Weiterbildung die Aufgaben des Jugendamts.
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Menschen mit Migrationshintergrund stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Eine neutrale und wertfreie Unterstützung ist für die Integration deshalb eine wichtige Aufgabe. Dabei hat sich der Sprachvermittlerdienst des Erlenbacher Vereins „Frauen für Frauen“ als Erfolgsprojekt erwiesen. Dank Sprachvermittlerinnen und Sprachvermittler kann Eltern, die kaum Deutsch verstehen, der erzieherische, therapeutische oder pädagogische Bedarf ihrer Kinder verständlich gemacht werden.

Stefan Adams, im Landratsamt zuständig für Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit, erinnert sich an die Anfänge des Dienstes. „Wir haben gemerkt, dass wir im Bereich Schule/Jugendsozialarbeit an Schulen aufgrund der Sprachbarriere manche Eltern nicht erreicht haben“, blickt er vier Jahre zurück. Als eine türkischsprachige Praktikantin ein halbes Jahr lang im Haus gewesen sei und mit türkischen Eltern in deren Muttersprache geredet habe, seien „Eltern aufgetaucht, die nie zuvor an der Schule waren.“ Diese seien nach Kontakt mit der Praktikantin offen gewesen für Hilfsangebote.

2014 hatte sich der Jugendhilfeausschuss des Landkreises Miltenberg entschlossen, ein zweijähriges Pilotprojekt „Sprachvermittler“ zu starten. Mit dem Erlenbacher Verein „Frauen für Frauen“ konnte ein Kooperationspartner gefunden werden, der bereits Erfahrung in der Integrationsarbeit hatte. Zunächst wurde das Projekt im Raum Erlenbach gestartet. Aktiv warb der Verein in Gemeindeblättern, Schulen, Kindergärten und Zeitung Werbung für den Sprachvermittlerdienst. Erste Verbindungen zu Muttersprachlern seien geknüpft worden, blickt Adams zurück, erste Vermittler seien losgeschickt worden – auf ehrenamtlicher Basis, lediglich eine Aufwandsentschädigung wurde bezahlt.
Das Modell hat sich Adams zufolge bewährt, die Nachfrage ist groß. „Allerdings können nur Bildungsinstitutionen Sprachvermittler anfordern“, weist Stefan Adams auf den Unterschied zu dem in Aschaffenburg praktizierten Modell hin. Darunter fallen etwa Einrichtungen wie Schulen, Kindertageseinrichtungen, Beratungsstellen im erzieherisch-pädagogischen Bereich und das Jugendamt im Landkreis Miltenberg. In diesen Institutionen habe man den Dienst vorgestellt, blickt er zurück, „er wurde daraufhin schnell und gut nachgefragt.“ Vor allem durch die Ankunft von Flüchtlingen habe man die Sprachvermittler oft gebraucht. Nach dem Ende der erfolgreichen Pilotphase im Jahr 2016 wurde der Dienst durch einen Beschluss des Jugendhilfeausschusses dauerhaft eingerichtet und das Einsatzgebiet der zurzeit 72 Sprachvermittler (Frauen und Männer) auf den gesamten Landkreis ausgeweitet.

Der Dienst funktioniert nach folgendem Muster: Eine Institution wie eine Schule fordert beim Verein „Frauen für Frauen“ – verantwortlich sind hier Silke Buhleier und Sabina Fuchs – einen Sprachvermittler an. Der Verein vermittelt, sofern möglich, eine Sprachvermittlerin oder einen Sprachvermittler. Das Angebot ist für die Institutionen kostenfrei.
Idealerweise haben Sprachvermittlerinnen und Sprachvermittler eine pädagogische Ausbildung, zumindest aber Erfahrungen in ehrenamtlicher sozialer Arbeit. Sie sollten mindestens 18 Jahre alt sein und gut deutsch (Grad B2) sowie eine oder mehrere Fremdsprachen fließend sprechen. Während ihrer Tätigkeit unterliegen sie der Schweigepflicht und dem Sozialdatenschutz. Ihre Aufgabe ist es, Beratungsgespräche in die Muttersprache der Eltern zu übersetzen. Sie sind neutral, kennen die verschiedenen Kulturen, vermitteln deutsche „Spielregeln“, Erwartungen der deutschen Gesellschaft sowie pädagogische und therapeutische Denk- und Handlungsmuster. Sie erhalten eine Aufwandsentschädigung von 15 Euro pro Stunde (Fahrtzeit zählt als Arbeitszeit) und müssen mit dem Verein „Frauen für Frauen“ einen Übungsleitervertrag abschließen.

Um auch in Zukunft einen zuverlässigen und reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können werden weiterhin Sprachvermittler für den Landkreis Miltenberg gesucht. Benötigt werden alle Sprachen, insbesondere aus dem afrikanischen Raum (Fula, Paschtu, Somali...), Arabisch, Farsi, Dari, Russisch, Bulgarisch, Polnisch, Ungarisch, Italienisch, Griechisch und Albanisch.
Ansprechpartner sind Silke Buhleier und Sabina Fuchs, Telefon 0176/31799241, E-Mail: sprachvermittler@fff-erlenbach.de , Internet: www.fff-erlenbach.de.

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