Jazzige Klänge in St. Jakobus

Die „Ibsensangene“ von Komponist Magnus Murphy Joelson forderte alle Akteure auf der Bühne, aber auch das Publikum in St. Jakobus.
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Ungewöhnliche Töne in der Pfarrkirche St. Jakobus in Miltenberg am Samstagabend: Statt geistlicher Choräle erfüllten jazzige Big-Band-Klänge den Kirchenraum, dazu erklangen rund 30 Chorstimmen. Über 200 Zuschauerinnen und Zuschauer wurden bei der Veranstaltung im Rahmen des Kulturwochenherbstes des Landkreises Miltenberg auch Zeuge einer Uraufführung.

Die Musik Norwegens, Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, stehe im Mittelpunkt des Konzertabends, kündigte Gerhard Jenemann an. Dabei komme auch zum Ausdruck, dass der Jazz in diesem Land eine große Rolle spielt – zurückzuführen auf die späte Loslösung von der dort lange dominierenden schwedischen Kultur. Mit der musikalischen Emanzipation zu Anfang des 20. Jahrhunderts habe sich Norwegen auch dem Jazz geöffnet, wusste Jenemann.

Kulturell ist Norwegen aber vor allem durch Lyriker wie Henrik Ibsen und Komponisten wie Edvard Grieg bekannt, aus dessen Feder die berühmte „Peer-Gynt-Suite“ stammt. Vor allem das populäre „In The Hall Of The Mountain King” hat Künstlerinnen und Künstler vieler Musikgenres auf der ganzen Welt inspiriert. Egal ob in der Rockmusik (Electric Light Orchestra, The Who) oder dem Hardrock (Savatage, Rainbow) – dieses Stück hat Spuren hinterlassen. Und wer erinnert sich nicht an die herausragende Bedeutung dieses Musikstücks in Fritz Langs Film „M“?

Die Peer-Gynt-Suite, im Jahr 1875 komponiert, hat auch den bekannten Jazzmusiker Duke Ellington inspiriert, der fünf Teile der Suite aufnahm und in ein jazziges Gewand kleidete. Heute kaum zu verstehen, führte dies damals – man schrieb das Jahr 1960 – zu vehementen Protesten der Grieg-Gesellschaft, die lange die Veröffentlichung der Platte und die Aufführung der Werke verhinderte. Begründung: Ellingtons Versionen würden Griegs Ruf beschädigen. In der jazzigen Big-Band-Version des Jazz-Ensembles des Musik Campus Frankfurt RheinMain zeigte sich am Samstagabend aber, dass Ellingtons Idee keine schlechte war. Die etwa 20-minütige Zusammenstellung mehrere Suiten-Teile, darunter natürlich „In The Hall Of The Mountain King“, „Ase’s Death“ und „Anitra’s Dance“, ließ erkennen, dass auch ein 16-köpfiges Ensemble mit Jazz-Instrumentierung Griegs Figur, den Bauernsohn Peer Gynt, zum Leben erwecken kann. In Magnus Murphy Joelsons Arrangement kamen die Lieder zudem etwas melodiöser daher als in Ellingtons Version. Bandleader Joelson zeigte, dass auch eine Big Band mit vielen Blechbläsern die „Morgenstimmung“ zu Beginn der Suite einfühlsam spielen kann, um nahezu übergangslos in ein zunächst sanft swingendes, dann lautes und pulsierendes „In der Halle des Bergkönigs“ zu münden.

Als „nichts, das Sie schon einmal im Radio gehört haben“, hatte Gerhard Jenemann den zweiten Teil des Abends angekündigt, die Uraufführung von Joelsons Suite für zwei Solisten, Chor und Big-Band nach Motiven aus Griegs Liedern auf Gedichte von Henrik Ibsen und weiterer Komponisten. Und genau so sollte es auch kommen. Zu poetischen Texten wie „Fiedler“, „Ein Schwan“ und “Mit einer Wasserlilie“ baute die Big-Band gewaltige Klanggebäude auf, in denen schmetternde Trompeten laut bis in die letzten Reihen vordrangen. Häufige Tempowechsel, komplexe Melodien und gesangliche Höchstleistungen des Kammerchors (einstudiert von Regina Wahl) sowie von Marie Seidler (Alt) und Jóhann Kristinsson (Bariton) forderten die ganze Aufmerksamkeit des Publikums. Die Suite erwies sich als Crossover-Version von Klassik, Jazz und Swing – nicht immer eingängig, musikalisch dennoch herausragend dargeboten.

Das Publikum spendete den Künstlerinnen und Künstlern sowie Bandleiter und Komponist Magnus Murphy Joelson nach rund 80 Minuten Konzertdauer stehend Applaus und man darf schon jetzt gespannt sein, ob Joelson diesem musikalischen Weg treu bleiben wird.

Die „Ibsensangene“ von Komponist Magnus Murphy Joelson forderte alle Akteure auf der Bühne, aber auch das Publikum in St. Jakobus.
Die zahlreichen Gäste in der Pfarrkirche St. Jakobus erlebten am Samstagabend ungewöhnliche Klänge, als die Jazz Big-Band des Musik Campus Frankfurt RheinMain Teile der „Peer-Gynt-Suite“ in ein jazziges Gewand kleidete.

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