Nachbericht zum Lesertelefon vom 15. Oktober 2020
Ein Knochenbruch ist oft das erste Symptom für Osteoporose

Ein Knochenbruch ist oft das erste Symptom für Osteoporose.
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Expert*innen informierten über Vorsorge und Behandlung - Lesertelefon vom 15. Oktober 2020 - Krankheitssymptom Knochenbruch:Was hilft, wenn Osteoporose die Knochen mürbe macht?


Dass ein Sturz mit einem Knochenbruch endet, ist für sich genommen nichts Ungewöhnliches. Doch in bestimmten Fällen sollte eine Fraktur als Warnsignal registriert und behandelt werden: Bei Frauen über 50 und Männern über 60 Jahren sollte immer überprüft werden, ob der Knochenbruch Folge einer Osteoporose ist. Der Abbau von Knochendichte und Knochensubstanz erstreckt sich über Jahre, ohne Schmerzen oder andere Symptome. Sind die Knochen zu sehr geschwächt, können Wirbelkörper brechen, und schon ein Stolpern oder eine ruckartige Bewegung können einen Bruch von Hüftknochen, Handgelenk oder Rippen verursachen. In diesen Fällen kommt es darauf an, den Bruch als durch Osteoporose bedingte Knochenschwundfraktur zu erkennen und eine Behandlung einzuleiten, die den Knochenabbau bremst und weitere Brüche verhindern kann. Was Betroffene über Osteoporose wissen sollten, dazu informierten Expertinnen und Experten am Lesertelefon. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Nachlesen.

Osteoporose-Risiko und Vorbeugung

Welche Risikogruppen für eine Osteoporose gibt es?
Dr. med. Friederike Thomasius: Die Leitlinien des Dachverbandes Osteologie nennen 44 verschiedene Risikokonstellationen, die sich grob wie folgt einteilen lassen: Die Gruppe der Patientinnen mit Knochenbrüchen nach der Menopause oder beim Mann ab dem Alter von 50; die Gruppe der Patient*innen mit Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, mit entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, mit entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen wie Colitis ulcerosa und mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Schlaganfall. Hinzu kommt die Gruppe der Menschen mit familiärer Belastung, etwa wenn Vater oder Mutter einen Oberschenkelbruch erlitten haben, sowie Menschen, die Medikamente wie zum Beispiel Cortison oder Protonenpumpenhemmer einnehmen. Und zu guter Letzt alle, die rauchen. Patient*innen mit diesen Risikofaktoren sollte eine Knochendichtemessung zur Risikoabklärung angeboten werden.

Kann man eine Osteoporose frühzeitig erkennen?
Dr. med. Ortrun Stenglein-Gröschel: Eine Osteoporose macht sich zunächst nicht durch eindeutige Symptome bemerkbar, sie verursacht oft über Jahre keinerlei Beschwerden. Frühzeitig, also vor dem ersten Knochenbruch, lässt sich eine Osteoporose nur anhand einer Knochendichtemessung sicher erkennen. Genau deshalb ist eine hohe Aufmerksamkeit notwendig, wenn eine der genannten Risikokonstellationen auf Sie zutrifft.

Was passiert bei einer Knochendichtemessung?
Dr. med. Ortrun Stenglein-Gröschel: Auf einem speziellen Messgerät liegend fährt ein Röntgensensor über die Lendenwirbelsäule und beide Hüften. Dabei misst der Röntgenstrahl die Dichte der Knochen, die dann mit einem Normwert verglichen wird, der auf das Alter der Patientin/des Patienten zutrifft. Die Abweichung von der Norm nach unten wird mit dem so genannten T-Wert berechnet. Ab einem T-Wert -2,5 spricht man von Osteoporose. Die Messung ist schmerzlos, die Röntgenstrahlenbelastung ist sehr gering und deshalb zu vernachlässigen.

Wie kann ich einer Osteoporose vorbeugen?
Dr. med. Christiane Karrenberg: Unser Leben ist gekennzeichnet von Mobilität und Bewegung. Genau das ist auch für einen gesunden Knochen extrem wichtig. Wir können unsere Knochen stärken, indem wir durch Training für Muskelkraft sorgen und uns gleichzeitig gesund und ausgewogen ernähren. Dazu gehört auch die Zufuhr von ausreichend Kalzium (1.000 mg pro Tag) und Vitamin D3 (1000 Einheiten pro Tag).

Osteoporose-Therapie

Wie sieht die Therapie bei Osteoporose aus, wenn sie frühzeitig entdeckt wird?
Dr. med. Friederike Thomasius: Es gibt eine Reihe medikamentöser Therapien, die verhindern, dass der Knochen weiter abgebaut wird. Welche Wirkstoffe im Einzelfall zum Einsatz kommen, legt der behandelnde Arzt in enger Abstimmung mit dem Patienten fest. Diese Medikamente sollen mit einer Kalziumzufuhr von circa 1.000 mg pro Tag, idealerweise durch die Ernährung, sowie einer täglichen Zufuhr von 800-1000 Einheiten Vitamin D3 und einem Muskeltraining kombiniert werden.

Und wenn es bereits zu einer Knochenschwundfraktur gekommen ist?
Dr. med. Friederike Thomasius: In diesem Falle stellt sich die Frage, ob eine erhaltende Therapie ausreicht. Gerade bei mehreren Knochenbrüchen fehlt dem Knochen häufig Substanz – sprich: Masse. In einem solchen Fall muss zum einen die Osteoporose genau abgeklärt werden, zum anderen kann eine Therapie in Betracht gezogen werden, die verlorene Knochensubstanz aufbauen kann. Dazu stehen derzeit zwei Wirkstoffe zur Verfügung.

Lässt sich Knochensubstanz vollständig wieder aufbauen oder nur der weitere Abbau aufhalten?
Dr. med. Christiane Karrenberg: Bisher ist es nicht möglich, einmal verlorene Knochensubstanz vollständig wieder aufzubauen und den ursprünglichen Gipfel der Knochenmasse, der um das 30. Lebensjahr besteht, wieder herzustellen. Studien belegen eine höhere Knochendichte bei Menschen, die regelmäßig trainieren. Daneben gibt es für Osteoporosepatient*innen Medikamente, die den Abbau der Knochensubstanz hemmen und solche, die den Aufbau der Knochensubstanz fördern. Letztere sind Patient*innen mit einer manifesten Osteoporose vorbehalten, also wenn es bereits zu osteoporotischen Brüchen gekommen ist.

Wie reduziere ich das Risiko für Stürze und weitere Knochenbrüche?
Dr. med. Ortrun Stenglein-Gröschel: Frühzeitiges und konsequentes Fitnesstraining sowie gezieltes Balancetraining helfen, Muskulatur aufzubauen und das Gleichgewicht zu halten. Das gilt für Menschen in jedem Alter! Dazu eine knochengesunde Ernährung mit viel Kalzium und eine ausreichende Vitamin D-Versorgung, um die Knochen zu stärken. Und: Sorgen Sie für gutes Licht – auch nachts auf dem Weg zu Toilette – und entfernen Sie Stolperfallen wie dicke Fußmatten oder Schwellen.

Information und Unterstützung

Wo finde ich einen Spezialisten für Osteoporose?
Dr. Thorsten Freikamp: Der Dachverband Osteologie e. V. listet unter www.dv-osteologie.org DVO – Osteologen in ganz Deutschland auf. Dabei handelt es sich zumeist um Orthopäden, die eine spezielle osteologische Fortbildung absolviert haben und damit besondere Kenntnisse in der Behandlung von Osteoporose-Patienten erworben haben. Auch über die jeweiligen Ansprechpartner in den Selbsthilfegruppen des Bundesselbsthilfeverbandes für Osteoporose e. V. (BfO) erhalten Sie Auskünfte, mit welchen Behandlern die Patienten vor Ort gute Erfahrungen gemacht haben.

Wie kann ich Kontakt zu anderen Betroffenen aufbauen?
Dr. Thorsten Freikamp: Im BfO sind rund 15.000 Osteoporose-Patienten organisiert, die bundesweit in rund 300 Selbsthilfegruppen aktiv sind. Dort haben Betroffene die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zu treffen und auszutauschen, um die Krankheit gemeinsam besser zu bewältigen. Sie erhalten zudem weiterführende schriftliche Informationen zum Krankheitsbild und können an einem speziellen Osteoporose-Funktionstraining teilnehmen. Eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe finden Sie unter www.osteoporose-deutschland.de.

Gibt es spezielle Bewegungs- und Sportangebote für Menschen mit Osteoporose?
Dr. Thorsten Freikamp: Das Funktionstraining beim BfO wird als Maßnahme der Rehabilitation als Trocken- oder Wassergymnastik durchgeführt und von erfahrenen Übungsleitern mit einer Zusatzausbildung zum Osteoporose-Trainer geleitet. Nach ärztlicher Verordnung unterstützen die gesetzlichen Krankenkassen dieses Bewegungsangebot für einen Zeitraum von in der Regel mindestens 24 Monaten. Nähere Informationen zum Funktionstraining finden Sie ebenfalls auf der Internetseite des BfO.

Wo finde ich Informationen über eine knochengesunde Ernährung?
Dr. Thorsten Freikamp: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) stellt auf ihrer Website unabhängige, wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zu Ernährungsthemen bereit und veröffentlicht neueste ernährungswissenschaftliche Forschungsergebnisse. Spezifische Informationen zur knochengesunden Ernährung bei Osteoporose finden Sie in der vom BfO herausgegebenen Schrift „Osteoporose und Ernährung“. Sie kann über die Verbandsgeschäftsstelle in Düsseldorf angefordert werden oder kostenlos unter www.osteoporose-deutschland.de heruntergeladen werden.

Osteoporose – Infos im Netz

www.osteoporose-deutschland.de
Informationsangebot des Bundeselbsthilfeverbands für Osteoporose e.V. (BfO)

www.warnsignal-knochenbruch.de
Informationen zum Themenschwerpunkt „Knochenschwundfrakturen“ des pharmazeutischen Herstellers UCB

www.awmf.org
Aktuelle Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose

Die Expertinnen und Experten am Lesertelefon waren:
Dr. med. Christiane Karrenberg; Niedergelassene Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie; Osteologin DVO; Sportmedizin, Chirotherapie, Akupunktur; Osteologisches Schwerpunktzentrum DVO; Rösrath
Dr. med. Friederike Thomasius; Osteologin DVO, Innere Medizin, Koordinatorin der Leitlinienkommission Osteoporose des DVO (Dachverband Osteologie e.V.); Frankfurter Hormon- und Osteoporosezentrum; Frankfurt/Main
Dr. med. Ortrun Stenglein-Gröschel; Fachärztin für Orthopädie, Chirotherapie, Sportmedizin; Osteologin DVO; Orthopädie im Reichsgraf, Ambulantes osteologisches Schwerpunktzentrum DVO; Coburg
Dr. Thorsten Freikamp; Geschäftsführer des Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e. V.; Düsseldorf

Autor:

meine-news.de Redaktion aus Miltenberg

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