Beitrag 7 zur Serie "Kirchenjubiläen Miltenberg"
Hintergrund der Miltenberger Ereignisse um 1522/23

Papst Leo X (1475 - 1521) | Foto: Aus einem Gemälde von Raffael
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  • Papst Leo X (1475 - 1521)
  • Foto: Aus einem Gemälde von Raffael
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Um die Geschehnisse von vor 500 Jahren leichter zu verstehen, richten wir den Blick auf einige wichtige Persönlichkeiten:

Mit 7 Jahren erhält Giovanni eine Tonsur, mit 14 wird er Kardinal und mit 37 zu Papst Leo X „gewählt“. Diesen fulminanten Aufstieg erlebt Giovanni, der 2. Sohn des Lorenzo di Medici, zu Beginn der Neuzeit. Lorenzo bereitet seinem Sohn systematisch den Weg zur Macht, denn zeit seines Wirkens hatte er immer
wieder Ärger mit dem Stuhl Petri. So entschied er: Besser selber Papst sein, als ständig diese Auseinandersetzungen.
Der junge Giovanni fühlt sich wohl in seiner Rolle. Nur wenige Jahre später lautet einer seiner charakteristischen Sprüche: „Gott hat uns das Papsttum gegeben, so lasst es uns genießen“. Sein bester Geldeintreiber ist Johannes Tetzel, der mit dem sogenannten Ablasshandel - besonders erfolgreich im Bistum Mainz - Seelenheil gegen bare Münze verkauft: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“ Tetzels Praktiken sind Anlass für Luthers heiligen Zorn und seinen Thesenanschlag 1517, der am Anfang der Reformationsgeschichte steht.
Doch nicht nur Dr. Martin Luther ist empört über die Praktiken der Kirche. Auch der Miltenberger Amtmann Friedrich Weygandt sehnt sich nach Erneuerung der Kirche und des Glaubens. Er sorgt dafür, dass sein Neffe Johannes Drach nach Miltenberg kommt, um das Evangelium „im neuen Gewand“ zu verkünden.
Friedrich hat jedoch nicht mit dem Humanisten und Theologen Johannes Cochlaeus gerechnet. Dieser hatte Luther in Worms zweimal zum theologischen Disput aufgefordert, wurde von Luther aber rüde abgewiesen. Seither bekämpfen sich Cochlaeus und Luther fernmündlich mit Flugschriften.
1522/23 ist Cochlaeus in Frankfurt tätig und erfährt von seinem Freund Conrad Rucker von dem lutherischen Prediger in Miltenberg. Ein gefundenes Fressen, seinem Erzfeind Luther eins auszuwischen. Mitte 1523 gerät der Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg unter Entscheidungsdruck und bezieht zugunsten des eigenen Machterhalts Position und bekennt sich zum alten Glauben. . Er befiehlt oder erlaubt gegen ,die Lutherischen‘ vorzugehen. Rucker und Cochlaeus schreiten umgehend gemeinsam zur Tat. Unterdessen predigen Drach und auch sein Kaplan weiterhin mit markigen Sprüchen in Miltenberg. Hier der Auszug einer Predigt von Kaplan Anton Scherpfer.
„Ihr Schmerschneider, Ihr Kelchdiebe, ihr Seelenfresser, ihr Seelenmörder, ihr Kirchenschänder, ihr Jungfrauenschwängerer, ihr Blutvergießer, ihr ratet dazu, ein Testament zu machen, ihr stehlt den Armen mit eurem Kirchenwucher ihr Blut und ihre Seele, ihr Seelenschinder! Die heiligen Märtyrer sind nichts [wert], auch ihr Werk nicht. Zu keiner Zeit hat es solchen Kirchenwucher und [solche] Schinderei gegeben, wie [zu der Zeit] als St. Laurentius ein Austeiler des Kirchenschatzes gewesen ist; um desselbigen Übels willen ist er gebraten worden und nicht um des Glaubens Christi [Willen]. Denn alle Werke der Heiligen, alle Märtyrer bringen keinen Verdienst vor Gott, vor allem dann nicht, wenn sie bei ihrem Verhalten bleiben - und selbst wenn einer [dazu] einen Buchstaben des Testaments zeigen könnte, will ich [ihm] hunderte entgegenhalten. Es ist eine Schinderei und alles erlogen.“
Auch Scherpfers Predigten wurden mitgeschrieben um einen Prozess vorzubereiten.

Johannes Oswald

Autor:

Cornelius Faust aus Miltenberg

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