Verantwortung für Jagd und Forst wahrgenommen

Hegeschau_nord: Vor Beginn der Hegeschau warfen (von links) BJV-Kreisgruppenvorsitzender Klaus Peter Gerhart, Regina Goll (Leiterin des Sachgebiets Naturschutz, Jagd- und Fischereiwesen), Landrat Jens Marco Scherf, Jagdberater Roland Dotterweich und Bürgermeister Dietmar Fieger einen Blick auf die Trophäen.
  • Hegeschau_nord: Vor Beginn der Hegeschau warfen (von links) BJV-Kreisgruppenvorsitzender Klaus Peter Gerhart, Regina Goll (Leiterin des Sachgebiets Naturschutz, Jagd- und Fischereiwesen), Landrat Jens Marco Scherf, Jagdberater Roland Dotterweich und Bürgermeister Dietmar Fieger einen Blick auf die Trophäen.
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Rund 100 Gäste haben sich bei der öffentlichen Hegeschau für den Altlandkreis Obernburg ein Bild von der Arbeit der Jäger gemacht. An den Schauwänden konnten sie die Trophäen aus den drei Hegegemeinschaften bewundern, anschließend erfuhren sie viel Wissenswertes über Jagd und Forst.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der BJV-Kreisgruppe Obernburg, Klaus Peter Gerhart, rief Landrat Jens Marco Scherf den Reviereigentümern und Jägern in Erinnerung, dass die Abschusspläne im Einvernehmen mit den Reviereigentümern aufzustellen sind. Hier gelte es, miteinander zu reden und ein gemeinsames Ziel festzulegen, ehe die Planzahlen an den Hegeringleiter und die Jagdbehörde gegeben werden. Für Scherf ist eine sachliche Auseinandersetzung notwendig und „sehr wichtig im Sinne der gemeinsamen Verantwortung.“ Der tragbare Wildbestand und eine einvernehmliche Abschussplanung mache sich auch in der Höhe der Bescheidgebühren bemerkbar, erläuterte Scherf. Leider sei im Vegetationsgutachten festgestellt worden, dass in vier von acht Hegegemeinschaften der Verbiss zu hoch sei. Sorgenkind sei nach wie vor die Hegegemeinschaft Klingenberg. Aus München kämen für Gebiete mit zu hoher Verbissbelastung sehr deutliche Vorgaben, sagte Scherf.
Der Landrat appellierte an alle Jägerinnen und Jäger, mit den bewährten Jagdmethoden und Bejagungsstrategien die Waldsituation nachhaltig zu verbessern. Er rief zur revierübergreifenden Zusammenarbeit und zum gegenseitigen Austausch auf, zum Gespräch mit den Reviereigentümern über eine gute Wildlebensraumgestaltung und zum konsequenten Festhalten an den Vorgaben zur Wildfütterung. „Setzen Sie die festgesetzten Abschusspläne in dem beginnenden Dreijahres-Zeitraum um“, bat er. Scherf wies zudem auf die finanzielle Unterstützung der Bejagung hin und lobte die Einrichtung der Konfiskatsammelstellen in Obernburg und Miltenberg. Er dankte den Jägerinnen und Jägern für ihr Engagement und hob die Aktion „Action for Kitz“ hervor, bei der Jäger und Landwirte mit Ehrenamtlichen vorbildlich zusammenarbeiten. Wichtig sei es, die Öffentlichkeit für die Belange des Waldes und des Wildes gerade angesichts des zunehmenden Freizeitdrucks zu sensibilisieren. „Wald und Wild brauchen auch ihre Ruhezeiten“, betonte Landrat Scherf.

Amtstierärztin Inka Klein ging auf die Afrikanische Schweinepest (ASP) ein, die glücklicherweise in Deutschland noch nicht eingeschleppt worden sei. Länder wie Frankreich und Dänemark schätzten die Bedrohung so hoch ein, dass sie trotz fraglicher Wirkung wegen der Verschleppung durch den Menschen z.B. durch weggeworfene Essensreste lange Zäune bauen. Vor allem in China seien die wirtschaftlichen Auswirkungen der ASP stark zu spüren, verwies sie auf eine drastisch hohe Zahl von Keulungen. So sei dort der Schweinefleischpreis um 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, aber auch in Deutschland rechnet sie mit deutlichen Preissteigerungen für Schweine-, Rind- und Geflügelfleisch. Der Landkreis Miltenberg habe sich auf die drohende ASP sehr gut vorbereitet, belegte sie mit einer langen Liste von Maßnahmen – etwa eine Übung im Dreiländereck, die Einrichtung eines Arbeitskreises, das Monitoring erlegter und verendeter Wildschweine und die Konfiskatsammelstellen. Weitere Vorbereitungen seien weit gediehen, wies sie etwa auf die Anschaffung eines Bergungsanhängers mit Bergeset hin. „Hoffen wir, dass uns die Schweinepest erspart bleibt“, kommentierte Klaus Peter Gerhart. In der Konfiskatsammelstelle Obernburg seien seit Juli 2017 fast 20 Tonnen Wildabfall angeliefert und entsorgt worden, wusste er. Diese Stelle sei nötig – nicht nur wegen der ASP, sondern auch wegen der Aujeszkyschen Krankheit, betonte er und danke Jägern und Landratsamt für die gute Kooperation.

Laut Josef Fischer, Forstrevierleiter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sei die Verbissbelastung für die Hegegemeinschaften Obernburg und Kleinwallstadt als tragbar eingeschätzt worden, die für Klingenberg als zu hoch. Fischer glaubt aber, dass das Problem in Klingenberg alleine über geregelte Jagd nicht in den Griff zu bekommen ist. Dort sei zu beobachten, dass zunehmend Rotwild aus dem Spessart auftaucht. Der Waldzustand habe sich durch den trockenen, heißen Sommer sowie den Sturm im September stark verschlechtert, sagte Fischer und sprach gar von einer Katastrophe. Der Borkenkäfer habe ideale Bedingungen für die Vermehrung gefunden und gleich drei Generationen produziert, wusste der Forstexperte. Die Kiefer werde im Bestand abnehmen, die Fichte werde wohl langfristig nicht zu halten sein, prognostizierte er. Chancen sah er in den vielen kleinen Kahlflächen, die im Wald entstanden seien. Hier gingen dank der Eichenvollmast massenhaft junge Eichen auf.
Jagdberater Roland Dotterweich zufolge sind in den vergangenen drei Jahren im gesamten Landkreis 9711 Rehe entnommen worden: 7672 erlegte, 573 Stück Fallwild und 1466 Straßenverkehrsopfer. Davon seien auf den Altlandkreis Obernburg 3807 Stück entfallen – 2797 erlegte, 284 Fallwild und 726 überfahrene Tiere. Der Abschussplan sei im Hegering 8 zu 105 Prozent erfüllt worden, im Hegering 7 zu 102 Prozent und im Hegering 6 zu 99,3 Prozent. In diesem Zusammenhang appellierte er eindringlich an Hundehalter, ihre Tiere anzuleinen und Wiesen nicht zu betreten. Er zeigte schreckliche Bilder einer Geiß, die von einem Hund aufgescheucht wurde und sich in einem Zaun verfing und erlöst werden musste. Die Schwarzwildstrecke sei im Landkreis von 3.674 Stück im vorletzten Jagdjahr auf 2.559 im letzten Jahr zurückgegangen. Zahlen legte er auch zum Rotwild, zum Niederwild, zum Wasserwild, zum Muffelwild, zum Damwild und zu Kormoranen vor. Bei 677 Wildunfällen seien 466 Stück Reh- und Rotwild überfahren worden, dazu 73 Schwarzkittel und 52 Füchse.

Volker Neppl (Polizei) bat die Jägerinnen und Jäger, die von der Polizei bereitgestellten Wildunfallzeichen nach dem Einsatz zeitnah zurück zu geben. Mit diesen Zeichen werden Wildunfallstellen am Straßenrand markiert, so dass die Nachsuche schneller erfolgen kann. Unter Beifall der Jägerinnen und Jäger gab Klaus-Peter Gerhart bekannt, dass die BJV-Kreisgruppe der Polizei 20 neue Wildunfallzeichen spendieren werde.

In einem Grußwort gab Obernburgs Bürgermeister Dietmar Fieger Informationen zum 1058 Hektar umfassenden Stadtwald. So seien die zwei Eigenjagdreviere neu an die bisherigen Pächter verpachtet worden, um die Kontinuität und Qualität sicherzustellen. Der Borkenkäfer habe stark gewütet, beklagte er, so dass 4500 Festmeter Käferholz angefallen seien. Der Landtagsabgeordnete Berthold Rüth bezeichnete die Hegeschau als „eindrucksvollen Beleg für die geleistete Arbeit der Jäger.“ Dass die Kulturlandschaft in der Region in Ordnung sei, sei Landwirten und Jägern zu verdanken, so Rüth.

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