Die Eintrittskarte in unser Bildungssystem
Die Berufsschule Miltenberg-Obernburg unterrichtet seit 2015 Flüchtlinge und Asylbewerber in Berufsintegrationsklassen.

Hier und auf den nächsten beiden Bildern sind Schüler und Schülerinnen der BIK Klasse bei den verschiedenen Praktika bzw. beim „sozialen Lernen“ zusehen.
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  • Hier und auf den nächsten beiden Bildern sind Schüler und Schülerinnen der BIK Klasse bei den verschiedenen Praktika bzw. beim „sozialen Lernen“ zusehen.
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Sinn der Berufsintegrationsklassen (BIK) ist es, die jungen Menschen beruflich zu integrieren und sie in die Ausbildungsfähigkeit bzw. Erwerbsfähigkeit zu führen. Die Maßnahme ist auf zwei Jahre angelegt. Im ersten Jahr lernen die Schüler vor allem die deutsche Sprache. Im zweiten Jahr sollen sie die berufliche Wirklichkeit in Deutschland kennen lernen.
Dazu hat das bayrische Kultusministerium ein schulisches Praktikum installiert. Ziel des Praktikums ist, dass die Jugendlichen Betriebe und verschiedene Arbeitsplätze in den Betrieben kennen lernen. Dabei sollen sie auch einen Einblick in die jeweilige Fachsprache der Branche gewinnen.

OStRin Monika Oswald, die am Schulort Miltenberg zusammen mit Dr. Albert Brendle den Fachbereich Berufsintegration koordiniert (am Standort Obernburg ist dafür Petra Vetter zuständig), erklärt: „Neben dem Erlernen der Fachsprache sollen die Schüler im Praktikum auch lernen, Aufträge zu verstehen und umzusetzen. Sie sollen ferner den Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten erlernen (vor allem, wenn z.B. der Chef eine Frau ist), außerdem werden Konfliktlösungen und ausdauerndes Arbeiten trainiert. Das ist nicht immer einfach, zumal die Schüler aus unterschiedlichen Herkunftsländern stammen und eine unterschiedliche soziale, emotionale und kognitive Konstellation aufweisen.“

In der Berufsschule am Schulort Miltenberg soll jeder Schüler insgesamt vier Praktika absolvieren. Ein Praktikumsturnus besteht aus 3 bzw. 4 Praktikumswochen, die im Wechsel mit je einer Schulwoche durchgeführt werden. Die Sozialpädagogin Katharina Peuker betreut die Schüler während des Praktikums und ist gleichzeitig Ansprechpartnerin für alle Anliegen des Praktikumsbetriebes. Die Schüler müssen sich für diese Praktika bewerben. Am Ende des Praktikums erhält jeder Schüler eine Bewertung seines Verhaltens als Mitarbeiter und als Kollege und eine Beurteilung des Praktikumsbetriebes über seine Eignung und seine sozialen Kompetenzen.

Berufe hautnah kennen lernen

„Berufliche Integration ist eng verknüpft mit dem Kennenlernen verschiedener Berufsbilder in Deutschland, wofür das Kultusministerium ein schulisches Praktikum installiert hat. Dazu brauchen wir aber die Hilfe der Firmen, die sich bereit erklären, diesen Weg zu ermöglichen und zu begleiten. Viele unserer Schüler haben es geschafft, nach Beendigung der Klasse aktiv ins Berufsleben einzusteigen. Mit einem guten Praktikumszeugnis haben die Schüler eine echte Chance sich später erfolgreich zu bewerben. Die Besten haben durch einen extern erworbenen Qualifizierenden Mittelschulabschluss ihren Willen bewiesen, hier in Deutschland vorwärts zu kommen, erläutert OStRin Monika Oswald.

Für das kommende Schuljahr können sich interessierte Schüler noch bewerben. Mit einem Aufnahmeantrag, Ausweis und einem aktuellen Lichtbild im Sekretariat der Berufsschule Miltenberg oder am Montag 09.09.19, dem ersten Schultag für alle neuen Berufsschüler.

Hier eine zusammenfassende Information zu den BIK-Klassen:

Ziel:
- Integration durch Spracherwerb
- berufliche Integration, d.h. Vorbereitung der Schüler/innen auf eine Berufsausbildung, einen anderen anschließenden Ausbildungsweg oder eine sozialversicherungspflichtige Arbeit.
- Vermittlung des Wertes einer fundierten Berufsausbildung innerhalb unseres Bildungssystems

Herausforderung:
Bereits vorhandene berufliche Erfahrungen aus den Herkunftsländern sind in vielen Fällen nicht einfach auf das hiesige Ausbildungssystem und die hiesige Arbeitswelt übertragbar.

Die Schülerinnen und Schüler ...

... unterscheiden sich sehr stark in Bezug auf Fleiß, Vorbildung, Intelligenz, Motivation, Herkunft, Bleibeperspektive, Familiensituation und Traumatisierungen durch Fluchterlebnisse.
... müssen Fähigkeiten entwickeln, die man zum Leben in Deutschland braucht (die jeder Jugendliche in der Pubertät lernen muss): Umgang mit Konflikten, Frustrationstoleranz, Kritikfähigkeit, Verantwortung übernehmen
... müssen eine Vorstellung von verschiedenen Berufszweigen entwickeln
... müssen allgemeingültige Arbeitstugenden verinnerlichen, die in Deutschland für eine Anstellung unerlässlich sind (Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Arbeitsbereitschaft, Arbeitsinteresse, Ordnung, Sorgfalt, Geschicklichkeit, Arbeitstempo, Teamfähigkeit, Höflichkeit).

Organisation:
Vorklasse
1-2 Jahre intensiver Deutschunterricht und Wertebildung im Sinne unseres freiheitlich-demokratischen Grundverständnisses. -> Mit Erreichen des Sprachniveaus A2 (= verständigungsfähiges Deutsch) können die Schüler die BIK-Klasse besuchen.

BIK (= kooperative Berufsintegrationsklasse)
1 Jahr Unterricht in Deutsch im Sprachniveau B1 mit berufsrelevanten Themen und Fächern,
verbunden mit schulbegleitenden Praktika bei Firmen der Region

Praktika:
Die Vermittlung von 4 verschiedenen Praktika im Schuljahr à 4 Wochen bewirkt eine Kontinuität und ein Durchhaltetraining, d.h. durch mehrere Wochen Praktikum in der gleichen Firma, erleben die Schüler die Probleme/ Schwierigkeiten, wie sie auch am Anfang einer Berufsausbildung vorkommen werden. D.h. die Schüler lernen und üben, Schwierigkeiten auszuhalten, zu klären und nicht zu leicht aufzugeben

Inhalte:
Fachsprache
Bewerbungen
Berichte schreiben
Mit Kollegen und Vorgesetzten (Frauen!) umgehen
Aufträge verstehen und umsetzen
Konfliktlösung

Eine Sozialpädagogin hilft hierbei:
Suche nach geeigneten Praktikumsstellen (Bewerbungen, Telefonat und durch Begleitung bei der Vorstellung)
Lösung bei Problemen während des Praktikums
Hilfestellungen für die Zeit nach dem Schulbesuch

Chancen
-> Möglichkeit des Mittelschulabschlusses (= „Eintrittskarte in das dt. Bildungssystem“)
-> Unterricht auf B1-Niveau (= sprachliche Basis für eine Berufsausbildung)
-> für gute und ehrgeizige Schüler: Teilnahme an der Qualiprüfung der Mittelschulen Miltenberg durch eine Kooperation mit der Mittelschule Miltenberg und der Mittelschule Obernburg
(im Jahr 2019 haben 5 von 24 Absolventen den qualifizierenden Mittelschulabschluss erworben)

Autor:

Liane Schwab aus Miltenberg

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