Alles Spinner oder was?

Foto: Dominik Stapf
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Der neue Hype im Klassenzimmer, um den sich alles dreht …

Wer jagt noch Pokemon®? Der neue Trend bei Kindern und Jugendlichen macht auch vor den Klassenzimmern nicht Halt: der Fidget Spinner, kurz auch nur „Spinner“ genannt. Um die kleinen Gebilde herrscht ein ähnlicher Hype wie damals beim Zauberwürfel (die älteren werden sich erinnern), dem Tamagotchi oder den bunten Loom Bändern vor einigen Jahren.

Fidget Spinner oder Fingerspinner sind kleine Handkreisel mit einem Kugellager. Optisch sehen sie ein bisschen aus wie die illegitimen Kinder eines Propellers und eines Ninja-Wurfsterns. Einmal in Fahrt, geben sie ein leises Summen von sich. Allein dieses Geräusch soll schon seinen Teil zum Stressabbau beitragen.

Fidget Spinner gibt es in verschiedensten Farben, Formen und Materialien. Manche der kleinen „Brummkreisel“ leuchten dank LED-Ausstattung sogar, wenn sie sich drehen. Auch preislich gibt es sie von relativ günstig bis unglaublich teuer. Richtig edle Modelle können bis zu 300 Euro kosten.

Der Trend kommt aus den USA

Wie viele Trends sind auch die kleinen „Brummkreisel“ über den großen Teich direkt in unsere Pausenhöfe getrudelt. In den USA werden die Spinner schon seit längerer Zeit zu therapeutischen Zwecken eingesetzt, zum Beispiel bei Kindern, die unter ADHS oder Autismus leiden, also unter einer sogenannten neurobiologischen Störung. Das kleine Spielzeug soll helfen, die Aufmerksamkeit zu bündeln beziehungsweise sich zu fokussieren. Wissenschaftlich bewiesen ist seine Wirksamkeit bis jetzt aber nicht.

Erfunden hat den Fidget Spinner vor über 20 Jahren Catherine Hettinger aus einem sehr traurigen Grund. Sie litt unter einer Autoimmunerkrankung, bei der eines der Symptome unter anderem Muskelschwäche ist. Teilweise war sie so schwach, dass sie das „normale“ Spielzeug ihrer Tochter, die damals im Kleinkindalter war, noch nicht einmal heben konnte. Also begann sie zu basteln.

Sie benutzte leichte Materialien. So entstand auch der Prototyp des Fidget Spinners. Zunächst meldete Hettinger ein Patent auf ihre Erfindung an, das aber 2005 auslief. Leider hatte sie nicht die finanziellen Möglichkeiten, das Patent zu verlängern. Hettinger verdient also keinen Cent an „ihrer“ Erfindung. Trotzdem empfindet sie darüber keinen Groll, wie man in Interviews mit ihr nachlesen kann.

Aufpassen beim Kauf

So beliebt die Spielzeuge auch sind, beim Kauf sollte man auf Qualität achten und nicht gleich im Internet beim nächstbesten Anbieter das billigste Modell bestellen. Denn von den kleinen Brummkreiseln kann durchaus auch eine Gefahr ausgehen. Gerade bei minderwertiger Qualität können sich Kleinteile lösen und unter Umständen versehentlich verschluckt werden. Erstickungsgefahr droht!
Nicht umsonst sind vor einigen Wochen Millionen von minderwertigen Fidget Spinnern beim hessischen Zoll beschlagnahmt worden. Für erste Modelle gibt es sogar schon Rückrufaktionen. Kauft man den Spinner im Geschäft, kann man direkt vor Ort ausprobieren, ob der kleine Kreisel richtig funktioniert und dass auch alle Teile da bleiben, wo sie hingehören. Zudem kann man gleich nachkontrollieren, ob das Spielzeug eine CE-Kennzeichnung besitzt.

Auf robuste Modelle achten

Der Fidget Spinner sollte gut in der Hand liegen und sich stabil drehen. Daran kann man auch die Qualität des Kugellagers messen, das in dem kleinen Kreisel verbaut ist. Ein gutes Kugellager sorgt dafür, dass der Spinner perfekt austariert ist. Außerdem sollte man darauf achten, dass der Kreisel nicht komplett aus Plastik besteht. Denn gerade am Anfang wird er öfter einmal runterfallen. Hier besteht die Gefahr, dass Teile abplatzen oder das Spielzeug gleich ganz zerbricht. Es kann sich durchaus lohnen, ein paar Euro mehr zu investieren. Die etwas teureren Spinner drehen sich übrigens auch meist etwas länger.

Tricks für Fortgeschrittene

Mit etwas Übung kann man sogar richtige Tricks mit den Fidget Spinnern vollführen. Man kann den Minikreisel zum Beispiel von einem Finger zum anderen „hüpfen“ lassen oder ihn im Flug mit dem Handrücken auffangen, wo er sich dann weiter dreht.

Anregungen, wie so etwas aussehen kann, gibt’s unter www.meinenews.tv

Eines unterscheidet die kleinen Gadgets vom Sommerspiel des letzten Jahres Pokémon Go definitiv. Fidget Spinner ist ein Spielzeug, das komplett „offline“ gespielt wird. Vielleicht hilft es ja, dass nun der Nachwuchs öfter mal das Smartphone aus der Hand legt.

Matti Becker (8) aus Eichelsbach findet die Fidgets auch super. Vor allem gibt es sie in so vielen verschiedenen Farben und Variationen. Es macht auch richtig Spaß, sie zu sammeln: „Man muss sich aber schon ganz schön konzentrieren, damit es nicht vom Finger fällt.“

Für Samantha Thoma (11) aus Großheubach ist das Kreiseln manchmal mehr als nur Spielen: „Wenn man in der Schule mal Streit hatte, dann baut der Spinner auch Stress ab. Oder man kann mit mehreren Leuten Wettbewerbe machen, wer länger drehen kann. Mein Spinner ist mir schon ins Wasser gefallen und ich hab ihn auch aus Versehen auf die Wohnzimmerlampe befördert.“

Petra Balonier von Schreibwaren Schnarr in Elsenfeld: „Der Run auf die Fidget Spinner lässt schon wieder etwas nach. Zu Beginn sind wir mit den Nachbestellungen fast nicht nachgekommen. Das Problem war, es konnte nicht schnell genug geliefert werden, weil alles auf dem Seeweg von China nach Deutschland kam. Einer unserer Vertreter bekam die Teile über Luftfracht geliefert, deshalb waren wir eine Zeitlang die Einzigen hier, die die Kids versorgen konnten. Weiter gab es noch Probleme beim Zoll, wo die Fidget Spinner nicht durchkamen, da teilweise keine Beschriftungen auf den Verpackungen bezüglich Herkunft und Hersteller angebracht waren.“

Claudia Radczun, Lehrerin aus Miltenberg: „Zum Thema Fidget Spinner kann ich nur sagen, dass das ein Hype ist, wie letztes Jahr Pokémon Go oder die Loom-Bänder. Jeder will es haben, und beinahe jeder hat es auch schon, sodass der Markt dafür wahrscheinlich bald wieder gesättigt sein wird. Im Unterricht lasse ich die Spinner nicht zu, denn es lenkt die Schülerinnen und Schüler vom Unterricht ab. Ich sehe auch keinen speziellen Nutzen durch die Spinner. Grundsätzlich ist es gut, die Finger zu beschäftigen, wenn sich jemand fokussieren will. Das muss aber nicht mit einem speziellen Gerät sein, da hilft auch ein Knetball oder ein Handschmeichler. Früher haben wir Fadenspiele gemacht oder mit Münzen und Stiften auf den Fingern balanciert, das hat den gleichen Effekt. Ich sehe diesen Trend als einträgliches Geschäft, bei dem eine Art Gesundheitswirkung als Verkaufsargument vorgeschoben wird.“

Elke Kolesnicenko, Spielwaren Hegmann in Großheubach: „Angefangen hat es mit dem Boom Mitte bis Ende Mai. Dann kam nochmals eine große Nachfrage nach den Pfingstferien, da es dann auf dem Pausenhof wieder aktuell wurde. Vom Kindergartenkind bis zum Erwachsenen, selbst Oma und Opa waren begeistert. Es kam öfters zur Aussage ´das hält die Kinder von ihren Handys fern´. Die Hauptkäufergruppe war zwischen 6 und 12 Jahren. Im Moment wird nach außergewöhnlichen Modellen nachgefragt, wie ´Glow in the dark´, LED oder ´Aluspinner´.
Die Spinner sind etwas völlig Neues. Vor zwei Jahren gab es den Boom mit den Loom-Bändern. Durch ein Infoschreiben unseres Einkaufsverbandes wurden wir auf den Artikel aufmerksam gemacht und der Fidget Spinner wurde von uns vorgeordert, aber mit einer solch großen Nachfrage haben wir nicht gerechnet.
Es gibt schon ein Nachfolgemodell. Das ist der Fidget Cube, ein Würfel von 3 bis 4 cm mit diversen Schalterfunktionen. Von anderen wird der Swingy Thingy favorisiert, eine Edelstahlspirale, die man den Arm hoch und runter laufen lassen kann.“

Autor:

meine-news.de Redaktion aus Miltenberg

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