Essay und Bildergalerie.
Lichter, Lyrik, Lebenslust – Mein Weg zum Weihnachtsgedicht.

Was bleibt, wenn das Jahr sich neigt und wir wieder „Markt und Straßen steh’n verlassen“ lesen?
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  • Was bleibt, wenn das Jahr sich neigt und wir wieder „Markt und Straßen steh’n verlassen“ lesen?
  • hochgeladen von Roland Schönmüller

Wie Eichendorffs „Markt und Straßen steh’n verlassen …“ mein Herz zur Adventszeit berührt.

Kindheit, Klassenzimmer, Klang der Verse. 

Wenn das Jahr sich dem Ende neigt und die ersten Schneeflocken vor dem Fenster tanzen, erwacht in mir eine Sehnsucht nach Poesie, die zurückreicht bis in die Kindheit.

Erinnern Sie sich noch an jene Schulstunden, in denen wir Gedichte auswendig lernen mussten?

Für die einen ein Graus, für die anderen eine große Freude.
Ich gehörte zu Letzteren. Schon damals war ich fasziniert davon, wie Worte in Reim und Rhythmus zusammenklingen und im Kopf eine ganz eigene Melodie entstehen lassen.

Das erste Mal, als ich ein Gedicht aufsagen durfte – es war Rilke, aber auch Eichendorff tauchte bald auf – spürte ich, dass Lyrik mehr ist als Pflicht: Sie ist ein Fenster zur eigenen Gefühlswelt.

Vom Schulheft zum Seelenbuch: Die Entwicklung einer Vorliebe. 

Mit den Jahren wuchs meine Begeisterung für Gedichte. Die Schulzeit wurde zum Nährboden für diese Leidenschaft: Interpretationen, Gedichtanalysen, das Tauziehen um die „richtige Deutung“.
Oft wurde mir gesagt, es gäbe nur eine korrekte Interpretation – doch gerade das Spiel mit Bedeutungen, das Suchen nach eigenen Zugängen machte mir Spaß.

Ich lernte, dass Gedichte Türen öffnen: zu Erinnerungen, Emotionen und manchmal sogar zu neuen Sichtweisen. Aus dieser Beschäftigung wurde eine Vorliebe, die mich bis heute begleitet – und die, ganz nebenbei, mein Schreiben als Journalist geprägt hat.

Denn wer Gedichte versteht, liest auch zwischen den Zeilen des Lebens und der Nachrichten.

Gedichtinterpretation und Journalismus: Zwei Seiten derselben Medaille.
 

Gedichte zu deuten ist wie journalistisches Arbeiten: Man taucht ein, sucht nach Bedeutung, stellt Fragen, recherchiert Hintergründe. Die Fähigkeit, Sprache in all ihren Facetten zu erfassen und ihre Zwischentöne zu hören, hilft mir bis heute beim Schreiben von Reportagen, Rezensionen und Kommentaren. Gerade zur Weihnachtszeit, wenn die Welt langsamer wird und Raum für Reflexion entsteht, kehre ich besonders gern zu Gedichten zurück.

Das Lieblingsgedicht: Eichendorff und der Zauber der Weihnachtsnacht.
 

Mein Herzstück der Weihnachtslyrik ist und bleibt Johann von Eichendorffs Gedicht „Markt und Straßen steh’n verlassen …“.

Es ist, als würde Eichendorff mit seinen Versen eine Schneekugel erschaffen, in der Ruhe und Magie Einzug halten. Die Straßen sind leer, der Himmel voller Licht, und über allem liegt ein Geheimnis, das sich nur in stillen Stunden offenbart. Eichendorff malt mit Worten eine Szenerie, die zum Innehalten einlädt – und gerade im hektischen Advent schätze ich diese Einladung sehr.

Die Verse sprechen von Verwandlung: Die Welt wird still, die Menschen kehren heim, und das Weihnachtswunder rückt näher. Jedes Jahr lese ich diese Zeilen aufs Neue, und jedes Mal entdecke ich darin etwas anderes – eine Erinnerung, ein Wunsch, ein Gefühl von Geborgenheit. Die Magie dieses Gedichts liegt darin, dass es nicht nur beschreibt, sondern Stimmungen einfängt und erlebbar macht.

Persönliche Verbindung: Auf den Spuren Eichendorffs in Lubowitz.
 

Vor einigen Jahren hatte ich das Privileg, Eichendorffs Heimat Lubowitz – heute in Polen gelegen – zu besuchen. Die Studienreise war wie ein literarischer Pilgerweg: Zwischen alten Mauern und weiten Feldern spürte ich die Atmosphäre, die Eichendorffs Gedichte durchweht.

Es war, als würde das Gedicht lebendig werden – die Ruhe der Landschaft, die Bescheidenheit der Dörfer und der Zauber des nahenden Winters. Ich fühlte mich verbunden mit dem Dichter, dessen Sehnsucht nach Heimat und Geborgenheit auch meine eigene ist. So wurde aus der Lektüre ein Erlebnis, das mein Verhältnis zu Eichendorff und seiner Weihnachtslyrik für immer geprägt hat.

Fazit: Die Magie der Weihnachtslyrik – und ein augenzwinkernder Ausklang.
 

Was bleibt, wenn das Jahr sich neigt und wir wieder „Markt und Straßen steh’n verlassen“ lesen? Für mich ist es die Erkenntnis, dass Lyrik wie Sternenstaub über den Alltag rieselt, uns innehalten und träumen lässt.
Eichendorffs Gedicht ist mein Begleiter durch die Adventszeit, mein Fenster zu stillen Wundern und leisen Freuden. Und wer weiß – vielleicht wird das Auswendiglernen von Gedichten ja irgendwann wieder zum Trend, zwischen Glühwein, Geschenkebergen und Zeitungsschlagzeilen. Jedenfalls: Sollte Ihnen auf dem Weihnachtsmarkt ein verträumter Journalist begegnen, der Verse vor sich hinmurmelt – lächeln Sie ruhig. Er genießt nur die Magie der Wörter, in doppelter Dosis!

Roland Schönmüller

Kurzcharakteristik: Joseph von Eichendorff.
 

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff wurde am 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz in Oberschlesien geboren und starb am 26. November 1857 in Neiße.
Er entstammt einer katholischen Adelsfamilie und wuchs mit seinem Bruder Wilhelm in einer naturverbundenen Umgebung auf.
Seine Schulbildung begann mit Privatunterricht, später besuchte er das katholische Gymnasium in Breslau.
Eichendorff studierte Jura in Halle und Heidelberg, unternahm Bildungsreisen und knüpfte Kontakte zu bedeutenden Schriftstellern der Romantik wie Brentano und Arnim.
Er nahm an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teil und trat danach in den preußischen Staatsdienst ein.
Ab 1831 lebte er mit seiner Familie in Berlin, wurde 1841 zum Geheimen Regierungsrat ernannt und ging 1844 krankheitsbedingt in den Ruhestand.
Eichendorff gilt als einer der bedeutendsten Dichter und Schriftsteller der deutschen Romantik. Seine Werke zeichnen sich durch Naturverbundenheit, Sehnsucht und eine romantische Verklärung des Wanderns aus.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen das Gedicht „Mondnacht“ und der Roman „Aus dem Leben eines Taugenichts

Das bekannteste Weihnachtsgedicht von Joseph von Eichendorff.
 

Das Gedicht „Weihnachten“ mit dem berühmten Anfang „Markt und Straßen steh‘n verlassen …“ gilt als das bekannteste und meistrezitierte Weihnachtsgedicht von Eichendorff. Es wird in Schulen, Literaturkreisen und bei Weihnachtsfeiern häufig vorgetragen und ist ein Klassiker der deutschen Weihnachtslyrik.

Textauszug:
„Markt und Straßen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
sinnend geh ich durch die Gassen,
alles sieht so friedlich aus.

O du gnadenreiche Zeit!“

Kurzer Überblick:

Das Gedicht stammt aus der Romantik und beschreibt die festliche Stimmung zur Weihnachtszeit.
Typische Motive sind Markt, Schnee, heimelige Wärme, Kirchenglocken und die Sehnsucht nach Geborgenheit.
Eichendorff verbindet äußere Eindrücke (Winterlandschaft, geschäftiges Treiben) mit innerer Besinnung und religiöser Stimmung.

Kurze Interpretation zu „Weihnachten“ von Joseph von Eichendorff.
 

Das Gedicht „Weihnachten“ beginnt mit der berühmten Zeile „Markt und Straßen steh‘n verlassen …“ und fängt die besondere Stimmung der Weihnachtsnacht ein. Eichendorff beschreibt eine friedliche, fast magische Atmosphäre: Die Welt wird still, die Menschen kehren heim, und über allem liegt ein Geheimnis. Die äußere Ruhe spiegelt eine innere Besinnung wider – das Gedicht lädt dazu ein, innezuhalten und die leisen Wunder der Adventszeit wahrzunehmen.

Die Verse verbinden Naturbilder (leere Straßen, erleuchtete Häuser, winterliche Stille) mit Gefühlen von Geborgenheit und Sehnsucht. Das Weihnachtswunder rückt näher, und die lyrische Stimmung öffnet einen Raum für Erinnerungen und Wünsche. Eichendorff gelingt es, mit wenigen Worten eine Szenerie zu erschaffen, die zum Nachdenken und Träumen anregt – und die Magie der Weihnachtszeit spürbar macht.

Roland Schönmüller

Symbolik im Gedicht „Weihnachten“ .

Das Gedicht ist reich an Symbolen, die die besondere Stimmung der Weihnachtszeit einfangen:

Markt und Straßen: Sie stehen für das geschäftige Treiben des Alltags, das zur Weihnachtszeit zur Ruhe kommt. Die Leere symbolisiert einen Moment des Innehaltens und der Besinnung.

Erleuchtete Häuser: Das Licht in den Häusern steht für Wärme, Geborgenheit und familiäre Nähe. Es ist ein Symbol für das Heimkommen und die Gemeinschaft.

Schnee und Winterlandschaft: Der Schnee verwandelt die Welt, macht sie still und friedlich. Er steht für Reinheit, Neubeginn und die Magie der Weihnachtsnacht.

Kirchenglocken: Sie rufen zur inneren Einkehr und symbolisieren die religiöse Dimension des Festes.

Sehnsucht nach Geborgenheit: Das Gedicht verbindet äußere Eindrücke mit inneren Gefühlen. Die Sehnsucht nach Heimat und Geborgenheit ist ein zentrales Motiv der Romantik und spiegelt sich in der Stimmung des Gedichts wider.

Stille und Geheimnis: Die ruhige Szenerie und das „Geheimnis“ der Weihnachtsnacht laden dazu ein, sich auf das Wesentliche zu besinnen und die Wunder des Lebens wahrzunehmen.

Diese Symbole machen das Gedicht zu einem Klassiker der deutschen Weihnachtslyrik und lassen die Leserinnen und Leser die Magie und Tiefe der Adventszeit spüren.

Roland Schönmüller

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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