Zustimmung zur Umsetzung neuer ÖPNV-Formen

Keine Sitzung des Kreisausschusses ohne das Thema Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV): Am Donnerstag, 9. Mai 2019 informierte der Nahverkehrsbeauftragte Karl-Heinz Betz das Gremium über aktuelle Entwicklungen und warf einen Blick auf die künftige strategische Ausrichtung des ÖPNV im Landkreis Miltenberg.

Betz ging zunächst auf die Zukunftsuntersuchung der Madonnenlandbahn ein, für die zunächst ein Betrag von 70.000 Euro im Raum stand – finanziert zur Hälfte vom Land Baden-Württemberg und jeweils hälftig von den Landkreisen Neckar-Odenwald und Miltenberg. Die Untersuchung sei nun vom Land Baden-Württemberg erweitert worden im Hinblick auf eine Durchbindung bis Osterburken und die Untersuchung einer Ringzug-Variante. Die Kosten hätten sich dadurch auf 102.000 Euro erhöht. Das Land übernehme 51.000 Euro, der Rest müsse von den beiden Landkreisen finanziert werden. Der Kreisausschuss gab grünes Licht für eine Erhöhung des Landkreisanteils von 17.500 auf 25.500 Euro, da er die Erweiterung der Untersuchung für sinnvoll hielt.

Der ÖPNV am gesamten Bayerischen Untermain sei auch durch den Landkreis Miltenberg in den letzten Jahren stetig verbessert worden, sagte Betz. Das habe die Taktung erhöht, aber auch die Zahl der Fahrgäste: Die sei von 17 Millionen im Jahr 1994 auf zuletzt 30 Millionen im Jahr 2017 gestiegen. Höhere Fahrgelderlöse hätten lange dazu geführt, dass viele Linien eigenwirtschaftlich von Busunternehmen gefahren werden konnten. Nach Kündigung der VAB-Verträge durch die DB Regio hätten die Busunternehmen deutliche Erlösverlust erlitten, wusste Betz. Das führe dazu, dass es immer schwieriger werde, Buslinien eigenwirtschaftlich zu betreiben mit der Folge, dass das finanzielle Risiko betroffener Buslinien nun beim Landkreis liege. In einem Fall habe das zu einer Notvergabe während der Laufzeit einer Linie geführt. „Wir müssen mit zunehmender Gemeinwirtschaftlichkeit beim ÖPNV rechnen“, gab sich Betz keinen Illusionen hin, der Kreis werde zunehmend in der finanziellen Verantwortung stehen. Dennoch wolle man den ÖPNV weiter ausbauen, kündigte er an und hoffte auf die Umsetzung möglichst vieler direkter, umsteigefreier und schneller Verbindungen.

Betz ging zudem auf alternative ÖPNV-Bedienungsformen in nachfrageschwachen Teilräumen und in Schwachlastzeiten ein. Einen Rufbus gebe es bereits, als interessant stufte er das Angebot ioki des DB-Konzerns ein. Dabei handele es sich um eine Plattform für digitale Mobilitätslösungen, die bereits erprobt worden sei. Diese koordiniere mehrere Fahrtwünsche im Hintergrund und gebe dem Fahrgast Rückmeldung, wann er wo mitgenommen wird. Interessant wäre ein Versuch auch im Landkreis Miltenberg – etwa für das Linienbündel Amorbach mit den vielen kleinen Ortsteilen, einer dünnen Besiedlung und einer eher geringen Nachfrage außerhalb der Schülerbeförderung. Für die Abendverkehre böte sich der Raum Miltenberg an, so Betz. In Frage käme zudem die Zuführung und Verteilung von Pendlerinnen und Pendlern an die Bahnhöfe Miltenberg und Kleinheubach oder zu den Firmen im Raum Miltenberg. Hierzu liefen bereits Gespräche mit Unternehmen des Arbeitskreises Wirtschaft & Politik. Für Landrat Jens Marco Scherf wäre dieses Projekt eine Qualitätssteigerung gegenüber dem standardisierten Busverkehr, da es flexibleres Fahren jenseits der Fahrpläne ermöglicht. „Ich rufe an bzw. melde meinen Fahrtwunsch auf der App an und bekomme ein verlässliches Fahrangebot“, beschrieb er den digitalen Ansatz eines MIL Shuttle. Auch mehrere Redner signalisierten Zustimmung, dieses System auszuprobieren. „Unbedingt mitmachen“, formulierte ein Kreisrat.

Weiter informierte der Nahverkehrsbeauftragte über zwei Vergaben: Zum einen werde die wettbewerbliche Vergabe des Linienbündels „Regiobus Miltenberg“ vorbereitet, nachdem dieses per Notvergabe bis Ende 2020 vergeben wurde. Man hoffe, das Fahrangebot durch optimiertes Fahrtvolumen zu erhalten, so Betz. Gleiches gelte für das Linienbündel „Elsavatal“.

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