Ein Einsatz, den niemand vergessen wird

Zahlreiche wichtige Themen wurden bei der Fortbildungsveranstaltung für die Führungskräfte von Polizei, Hilfsorganisationen, THW und Feuerwehr in der Collenberger Südspessarthalle behandelt.
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Kommandant der Feuerwehr Bad Aibling spricht über Zugunglück vom Februar

Zur Fortbildungsveranstaltung für die Führungskräfte von Polizei, Hilfsorganisationen, THW und Feuerwehr begrüßte Kreisbrandrat Meinrad Lebold am Samstag in der Südspessarthalle Collenberg neben Teilnehmern der lokalen Hilfsorganisationen besonders den Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Bad Aibling, Wolfram Höfler. Er schilderte in beeindruckender und bewegender Weise den Einsatz beim verheerenden Zugunglück in Bad Aibling.

Gebannt verfolgten die Anwesenden seine Ausführungen vom Beginn des Einsatzes mit dem Videofilm seiner Anfahrt zum Einsatzort und der Feststellung der besonderen Lage am unübersichtlichen, schwer zugänglichen Einsatzort. Beim Zugunglück waren zwei Züge der Oberlandbahn frontal zusammengeprallt, elf Tote und viele Schwerverletzte waren zu beklagen. Höfler berichtete aus Sicht der Feuerwehr von der Ordnung des Raumes mit Bereitstellung der eingesetzten Kräfte und dem Einsatzablauf vor Ort. Kopfschütteln erntete er vor allem mit seinen Ausführungen über die Schwierigkeiten seiner Feuerwehr mit den eigenen Lokalpolitikern und der Presse. Er berichtete von der schweren physischen und vor allem psychischen Belastung seiner Kameraden, von denen viele traumatisiert und teilweise immer noch krankgeschrieben sind. Am Ende seiner Ausführungen erhoben sich alle Anwesenden und spendeten minutenlang Beifall, was Höfler sichtlich gerührt und dankbar entgegennahm.

Nach der Begrüßung durch Meinrad Lebold und dem Grußwort von Bürgermeister Karl-Josef Ulrich hatte zunächst Tierärztin Inka Eilbacher vom Veterinäramt des Landratsamtes über Allgemeines im Umgang mit Tieren – Rinder, Pferde, Schwei-ne, Schafe, Ziegen, Schlangen, Hunde und Katzen – bei einem Feuerwehreinsatz gesprochen. Sie informierte über Grundsätze jeder Tierbegegnung bei fremden Tieren und Tieren in Stresssituationen, deren Verhalten nicht vorhersehbar ist. Dabei seien die eigene Körpersprache und die Reaktion des Tieres zu beachten, so Eilbacher. Wenn möglich, sollte auf Martinshorn, Blaulicht, Helme und auffällige Schutzkleidung verzichtet werden. Sie gab Tipps zum Einfangen entlaufener Tiere und zu Maßnahmen bei Verkehrsunfällen, Stallbränden und zur Tierrettung – wenn etwa ein Rind in eine Grube gefallen ist.

Anschließend informierte Kreisbrandrat Lebold über das vom Freistaat Bayern be-schaffte Wasserfördersystem Hytrans, das zusammen mit einem Flood-Modul und einem Verstärkerpumpensatz noch in diesem Jahr bei der Feuerwehr Großwallstadt stationiert werden wird. Kreisbrandinspektor Johannes Becker stellte dazu den Entwurf einer Broschüre vor, die das System und die Einsatzmöglichkeiten im Landkreis und überregional beschreibt. Dabei ist auch die Zuarbeit der Feuerwehren gefragt, um mögliche Einsatzbereiche zusammen mit der Kreisbrandinspektion auszuarbeiten.

In seiner Präsentation über das Be- und Entlüften von Einsatzstellen spannte Kreisbrandinspektor Hauke Muders einen Bogen über die historische Entwicklung bis hin zu den heutigen Anforderungen, die Einsatztaktik bei Flach- und Satteldächern sowie die Einsatzmöglichkeiten, Fehler und Nutzen der taktischen Belüftung. Er gab einen Überblick über die Thermodynamik und erläuterte die Rauchschichtexplosion, die Rauchexplosion und die Druck- und Überdruckentrauchung anhand von ausgewählten Beispielen.

Landrat Jens-Marco Scherf dankte in seinem Grußwort allen Teilnehmern für die geleistete Zeit für die Teilnahme an der Fortbildung. „Es reicht ein Anruf und die Hilfe kommt – 24 Stunden jeden Tag“, stellte er fest und berichtete über die finanzi-ellen Mittel von einer Million Euro, die der Landkreis für den Brand- und Katastro-phenschutz im letzten Jahr ausgegeben habe. Scherf sprach über die Verantwortung der Führungskräfte für die zu rettenden Mitbürger sowie die eigenen Einsatzkräfte, die in wenigen Momenten die richtigen Entscheidungen treffen müssen.

Nachdem Kreisbrandmeister Martin Spilger die Planspiele im Jahr 2015 Revue passieren ließ und über die in diesem Jahr geplanten Planspiele sprach, informierte Meinrad Lebold über eine im März geplante Schulung über Kettenrettung an Unfallfahrzeugen am Rüstwagenstandort in Wörth. Diese sei als Option zu sehen, aber angesichts von Vor- und Nachteilen allerdings kein Allheilmittel darstelle. Interessierte Feuerwehren sollen sich melden, wobei auch an den anderen beiden Standorten in Großheubach und Collenberg die gleichen Schulungen zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen sind. Lebold berichtete zudem über Probleme mit Flüsterasphalt bei der Bildung von Blitzeis. Der oft verwendete Split-Mastik-Belag – etwa zwischen Eichelsbach und Sommerau – zeige ähnliche Effekte. Er nehme zwar besser Geräusche und Wasser auf, brauche aber bei Frost mehr Tausalz zur Beseitigung der Eisglätte.

Die Hilfeleistungskontingente würden zurzeit überprüft und neu beplant, da sich in der Technik, bei den Fahrzeugen und den Mannschaften Änderungen ergeben hätten. So werde als Anhang zum Standard-Hilfeleistungskontingent auch ein Kontingent für Waldbrände aufgestellt. Dazu werde es Lebold zufolge vom 10. bis 11. September zusammen mit dem Landkreis Aschaffenburg eine Kontingentübung im Rhein-Hunsrück-Kreis geben, an der rund 250 Einsatzkräfte vom Untermain teilnehmen werden.

Als weiteres wichtiges Thema sprach er Flüssig- oder Autogasmotoren an, die als alternativer Antrieb in diversen Fahrzeugen verbaut sind. Der Kreisbrandrat berich-tete von einem Unfall mit einem gasangetriebenen Fahrzeug, bei dem durch die Explosion des Gastanks infolge eines defekten Sicherheitsventils mehrere Feuer-wehrleute verletzt worden seien. Er wies darauf hin, dass bei einem derartigen Fahrzeugbrand nach dem Ansprechen des Sicherheitsventils des Gastanks, der oft in der Reserveradmulde eingebaut ist, eine Stichflamme am Heck austritt und Einsatzkräfte verletzen kann.

Als letzten Punkt informierte er die Teilnehmer über eine Arbeitsgruppe, die zurzeit ein Stufenkonzept zum Einsatz von Schaum als Löschmittel ausarbeitet. Am Ende der Fortbildung dankte er allen Teilnehmern, den Referenten für ihre interessanten Vorträge, der Gemeinde Collenberg für die Nutzung der Halle sowie der Feuerwehr Collenberg für die Organisation und die Bewirtung.

Zahlreiche wichtige Themen wurden bei der Fortbildungsveranstaltung für die Führungskräfte von Polizei, Hilfsorganisationen, THW und Feuerwehr in der Collenberger Südspessarthalle behandelt.
Über die Herausforderungen der Feuerwehren beim Zugunglück in Bad Aibling berichtete der Kommandant der Bad Aiblinger Feuerwehr, Wolfram Höfler

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