Mehr Kapazitäten für den Rettungsdienst geplant

Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Bayerischer Untermain erwartet bis Juli die Vorschläge des Instituts für Notfallmedizin (INM) zur Optimierung der Rettungsdiensteinsätze im Grenzgebiet Bayern/Hessen. Das hat der Geschäftsführer des Zweckverbands, Meinrad Gruber, in der Verbandsversammlung am Mittwoch im Landratsamt Miltenberg mitgeteilt.

Diese Vorschläge gehen auf die vorgeschriebene regelmäßige Überprüfung der rettungsdienstlichen Strukturen im Verbandsgebiet zurück. Wegen der Besonderheiten des Rettungsdienstes im Miltenberger Raum habe man das INM gebeten, auch die Einsatzstrukturen im grenzüberschreitenden Rettungsdienst unter die Lupe zu nehmen, so Gruber. Er führte aus, dass rund 1400 Einsätze pro Jahr von hessischen Rettungskräften geleistet würden. Hessen habe daraufhin den Wunsch nach höheren Rettungsdienstmittel-Vorhaltungen in Bayern geäußert. Gruber erklärte, dass die hessischen Rettungsdienststrukturen anders organisiert seien als in Bayern. Aufgrund der dort vorgeschriebenen Zehn-Minuten-Frist von der Alarmierung bis zu Ankunft beim Patienten – in Bayern sind es zwölf Minuten – befänden sich mehr Rettungswachen in grenznahen Bereichen. Da die Leitstellen bei Notfällen das nächstverfügbare Rettungsfahrzeug alarmieren, seien beispielsweise in Kirchzell die Hessen häufig im Einsatz. Ähnliche Verhältnisse zählte Gruber auch für die Bereiche Alzenau und Großostheim auf. Die vom INM ermittelten Einsatzzahlen habe man zusammen mit den Kollegen aus Hessen diskutiert, sagte Gruber. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen in das abschließende Gutachten des INM einfließen. „Wir werden vor der Sommerpause noch eine Sitzung des Verbands haben, in der wir die Ergebnisse diskutieren“, kündigte der Geschäftsführer an. „Es wird zu einer Ausweitung der rettungsdienstlichen Vorhaltung kommen“, glaubt er.

Die Ausweitung der Vorhaltezeiten des Rettungsdienstes am Standort Amorbach habe bereits zu Verbesserungen geführt, belegte Gruber mit Zahlen. So sei im Gemeindegebiet von Amorbach die Zwölf-Minuten-Frist seither in 97 Prozent der Fälle eingehalten worden, in Schneeberg liege der Wert bei 80 Prozent. „Noch nicht optimal“ sei die Situation in Kirchzell, so Landrat Jens Marco Scherf und Meinrad Gruber unisono angesichts einer Zahl von 70 Prozent – allerdings hat sich der Wert auch in Kirchzell verbessert. Kirchzells Bürgermeister Stefan Schwab bat um Prüfung, ob man im Raum Kirchzell nicht weniger Kapazität für Krankentransporte zugunsten der rettungsdienstlichen Vorhaltung bereitstellen könnte.

Auf Unverständnis im Gremium stieß die Tatsache, dass auf Zweckverbandsebene vom 31. Juli 2016 an nur noch eine halbe Stelle für den Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes von den Krankenkassen bezahlt wird. Bislang haben sich im Bereich des Zweckverbands die Ärzte Rolf Kirchner und Dr. Dr. Jürgen Luxem eine ganze Stelle geteilt. Neu sei laut Meinrad Gruber zudem, dass diese Stelle komplett neu ausgeschrieben werden müsse. Da es für die Neufassung des fraglichen Artikels im bayerischen Rettungsdienstgesetz noch keine Ausführungsbestimmungen gibt, sei es ungewiss, ob es vom 31. Juli an einen Ärztlichen Leiter geben wird, so Meinrad Gruber. Es sei schade, dass der Gesetzgeber auf Gedeih und Verderb auf die Krankenkassen angewiesen sei, bedauerte der Geschäftsführer.

Dr. Rolf Kirchner, einer der beiden Ärztlichen Leiter des Rettungsdiensts, berichtete vom großen ehrenamtlichen Engagement der sogenannten First Responder (Feuerwehr) und der BRK-Helfer. Aus den Rückflüssen einer von ihm erfolgten Umfrage ergebe sich, dass die Helfergruppen zwischen sechs und 29 Personen stark seien und dass es über 500 solcher Helfer im Bereich des Zweckverbands gibt. Der Frauenanteil betrage rund 25 Prozent, insgesamt sei die Truppe jung und größtenteils im Alter zwischen18 und 39 Jahren. Die Helferinnen und Helfer seien „richtig gut qualifiziert“ und rund um die Uhr verfügbar. Kirchners Dank an alle Helferinnen und Helfer schloss sich auch Landrat Jens Marco Scherf an. Er lobte den ehrenamtlichen Einsatz und kommentierte die Erkenntnisse mit den Worten: „Es gilt, dieses sehr gute bürgerschaftliche Engagement wertzuschätzen“.

Ebenso einstimmig wurde die Zusammenlegung der drei Dienstbereiche der Leitenden Notärzte zu einem Dienstbereich beschlossen. Das sei angesichts der relativ kleinen Truppe und der niedrigen Zahl der Einsätze sinnvoll, so Meinrad Gruber, der sich davon auch Vorteile etwa in Sachen Weiterbildung und Übungen verspricht. Leitende Notärzte werden immer dann eingesetzt, wenn es zu größeren Einsätzen kommt, bei denen ein erhöhter Koordinierungsaufwand erforderlich ist.

Der Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) berichtete, dass die ILS im vergangenen Jahr stark mit der Ertüchtigung des Digitalfunks beschäftigt gewesen sei. Seit dem 1. Juli 2015 sei die Leitstelle digitalisiert, auch die Hilfsorganisationen seien kommunikationstechnisch in absehbarer Zeit komplett digital eingerichtet. Lediglich einige Feuerwehren in den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg müssten noch umgerüstet werden. Zudem nehme die ILS seit 1. Oktober 2015 am länderübergreifenden System IVENA teil, mit dem Patienten in den Krankenhäusern vorangemeldet werden. Der Wegfall der Vorwahlfreiheit bei der Notrufnummer 19222 sei problemlos gemeistert worden, blickte Weigandt zurück. In der Leitstelle seien im vergangenen Jahr insgesamt 135.065 Telefonanrufe eingegangen, davon rund 68.000 Notrufe. Rechne man 40.000 abgehende Telefonate hinzu, würden die Mitarbeiter rund 14.600 Mal im Monat den Telefonhörer abnehmen. Die Zahl der Brandeinsätze sei gegenüber dem Vorjahr von 1246 auf 1270 gestiegen, die Zahl der Technischen Hilfeleistungen von 2918 auf 2820 gesunken. Insgesamt seien im Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes 4192 Einsätze angefallen, im Jahr zuvor waren es noch 4243. Für den Bereich des Rettungsdienstes sprach Weigandt laut den Zahlen des INM von 35.824 Notfalleinsätzen (Vorjahr: 35.290), 20.162 Krankentransporten (19.701), 734 arztbegleitenden Patiententransporten (741) und 1.994 sonstigen Einsätzen (1.852). Insgesamt entspreche dies einer Zunahme von 1,96 Prozent, so Weigandt.

Optimistisch ist Geschäftsführer Meinrad Gruber, dass der Notarztdienst im Raum Miltenberg zum 1. Juli 2016 an in Zusammenarbeit mit der Helios-Klinik Erlenbach tagsüber an den Werktagen beginnen kann. Die Helios-Klinik befinde sich laut Informationen von Heiko Keller (Kassenärztliche Vereinigung) zurzeit in Verhandlungen mit drei Ärzten, die an drei Tagen pro Woche diesen Dienst leisten sollen. An zwei weiteren Tagen sollen Ärzte der Region Notdienst leisten. Nachts soll der Notdienst wie gewohnt erfolgen.

Einstimmig sagte der Zweckverband auch Ja zum Haushalt 2016. Dieser sieht im Verwaltungshaushalt Einnahmen und Ausgaben von 2.882.500 Euro vor. 2,4 Millionen hierfür sind für die Leitstelle eingeplant, 150.000 Euro für den laufenden Betrieb und 300.000 Euro werden als Schuldenumlage eingehoben. Gegenüber der ersten Version des Haushalts seien zudem noch 70.000 Euro für Planungsleistungen im Zusammenhang mit dem vorgeschriebenen Austausch der Hardware sowie 20.000 Euro für Leitungsveränderungen im Zusammenhang mit der Vertretungsleitstelle Würzburg dazugekommen. Dieses Geld wolle man aus der mit rund 164.000 Euro gut gefüllten Rücklage entnehmen, erklärte Meinrad Gruber. Ja sagte der Zweckverband zudem zum Finanzplan für die nächsten drei Jahre. Einstimmig stellte die Versammlung die Jahresrechnung 2014 fest. Im vergangenen Jahr sei Gruber zufolge der Haushalt wie geplant abgewickelt worden, auch die Verschuldung habe man von 2,1 auf 1,8 Millionen Euro zurückgeführt. Daraufhin wurden sowohl der Vorsitzende wie auch die Geschäftsleitung des Zweckverbands einstimmig entlastet.

Einstimmig sagten die Verbandsrätinnen und –räte Ja zum Antrag des Zweckverbands an den Malteser Hilfsdienst, den Rettungswagen an der Rettungswache Weibersbrunn zum nächstmöglichen Zeitpunkt durch ein Fahrzeug mit Allradantrieb zu ersetzen.

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