Neues Firmkonzept – "glaubensnetz"

Foto: kja Regionalstelle Miltenberg
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Vielen wird es noch gar nicht aufgefallen sein. Im letzten Jahr gab es im Dekanat Miltenberg keine Firmung. Auch in diesem Jahr wird das so sein. Eine Ausnahme bilden hier nur die Kreisstadt und der Markt Bürgstadt. Was ist passiert? Hat der Würzburger Bischof den Untermain etwa vergessen? Mitnichten! Im Dekanat Miltenberg arbeiten einige Hauptamtliche und eine ganze Reihe engagierter Ehrenamtlicher in den verschiedenen Pfarreiengemeinschaften seit gut einem Jahr an einem neuen Firmkonzept. Das „glaubensnetz“, so heißt das neue Konzept, startet im September. Dann bekommen die Jugendlichen der 8. Klasse eine Einladung zur Firmvorbereitung.

Glauben anders leben

Warum gibt es nun aber ein neues Firmkonzept? Was steckt dahinter? „Es gab und gibt gute Gründe, das Firmkonzept zu ändern“, führt Marcus Schuck, Pastoralreferent in Amorbach, Kirchzell, Schneeberg und Weilbach und einer der Verantwortlichen, hierzu aus. „Wir haben festgestellt, dass die bisherige Form der Firmvorbereitung in Zukunft in den Pfarreien nicht mehr passen wird. Glaube wird heute anders gelebt. Viele Menschen setzen sich viel kritischer mit dem Thema Glauben auseinander als dies früher der Fall war. Vor allem Erwachsene und ältere Jugendliche hinterfragen. Wir brauchen eine größere Bandbreite, um Kirche auch künftig attraktiv zu machen. Hier setzt das ´glaubensnetz´ an.“
Der Name ist dabei Programm. „Ich denke, ´glaubensnetz´ ist ein schönes Bild, um zu verdeutlichen, dass Menschen miteinander in Kontakt kommen, Gleichgesinnte suchen und sich gewissermaßen vernetzen“, bekräftigt Marcus Schuck. „Das Netz ist gleichsam ein Bild dafür, Teil eines Ganzen zu sein, Anregungen zu erhalten und gleichzeitig aufgefangen zu werden.“

Skepsis und viele Fragen

Dabei war die Skepsis am Anfang groß, denn es galt, Beschlüsse in allen beteiligten Pfarrgemeinderäten zu fassen. Viele Fragen tauchten auf: Werden wir alle erreichen? Ist das neue Konzept nicht zu offen, zu frei? Wird Glaube bei diesem Konzept richtig vermittelt? Entscheidungen sind dennoch gefallen. Im Dekanat Miltenberg haben sich fast alle Pfarreien dem neuen Firmkonzept „glaubensnetz“ angeschlossen. So arbeiten die Pfarreiengemeinschaften „Am Engelberg“ mit Groß- und Kleinheubach, Laudenbach und Rüdenau, „Faulbachtal“ mit Faulbach, Breitenbrunn und Altenbuch, „Herz Jesu Kirchzell“ mit Kirchzell und Ortsteilen, „St. Antonius Erftal und Höhen“ mit Eichenbühl, Heppdiel, Neunkirchen und Riedern, „St. Nikolaus Südspessart“ mit Dorfprozelten, Fechenbach, Reistenhausen und Stadtprozelten und „Um den Gotthard“ mit Amorbach, Schneeberg und Weilbach am gemeinsamen Konzept. Einzige Ausnahme bildet die Pfarreiengemeinschaft „St. Martin Miltenberg-Bürgstadt“, die die bisherige Form der Firmvorbereitung in der 6. Klasse beibehält. Mittlerweile haben sich in den beteiligten Pfarreiengemeinschaften viele Ehrenamtliche engagiert, um das „glaubensnetz“ mit Leben zu füllen.

Feste Knotenpunkte

Beim „glaubensnetz“ gibt es verschiedene Bestandteile. Dies sind zum einen Pflichtelemente oder so genannte Knotenpunkte, bei denen die Firmlinge auf jeden Fall teilnehmen sollen. Es gibt insgesamt vier Knotenpunkte. Da ist zunächst das Auftakttreffen der Firmlinge, das im September oder Oktober mit den Jugendlichen in der jeweiligen Pfarreiengemeinschaft stattfinden wird. „Pray and Stay“ heißt ein weiterer Knotenpunkt. Hier wird gemeinsam ein Gottesdienst gefeiert („Pray“) und anschließend treffen sich die Jugendlichen zum Gedankenaustausch („Stay“). Das Reflexionsgespräch wenige Wochen vor der Firmung und schließlich die Firmung im Juli 2015 selbst vervollständigen die Knotenpunkte.

Frei wählbare Fäden

Weitere Bestandteile sind die Wahlelemente oder frei wählbare Fäden, die sich der Firmling aussuchen kann. Hier gibt es eine ganze Reihe von Angeboten, die in vier Gruppen aufgeteilt sind. „Jede Gruppe ist dabei mit einer Farbe gekennzeichnet“, erklärt Marcus Schuck dazu. „Beim roten Wahlelement ´Steh zu Deinem Glauben!´ können sich die Jugendlichen mit engagierten Menschen treffen oder Gruppenstunden der örtlichen Jugendarbeit besuchen. Grün steht für ´Feiere Deinen Gott!´ und beinhaltet Gottesdienste verschiedenster Art. Das gelbe Wahlelement ´Tu etwas Gutes!´ umfasst beispielsweise Besuche im Altenheim, Hilfe beim Pfarrfest oder im Kindergarten. Blau schließlich bedeutet ´Gemeinschaft tut gut!´. Hier können die Jugendlichen Plätzchen backen, im Hochseilgarten Zeit miteinander verbringen oder einen Grillabend erleben. Der Fantasie sind bei den Wahlelementen kaum Grenzen gesetzt. Es geht in erster Linie darum, Menschen kennenzulernen, die ihren Glauben leben und von ihnen etwas darüber zu erfahren."

Dringend gesucht: Paten

„Eine ganz zentrale Rolle – und das möchte ich besonders hervorheben – kommt im ´glaubensnetz´ den Paten zu“; erläutert Marcus Schuck. „Ohne die Paten ist die Firmung nicht durchführbar. Paten zu finden, das könnte der Knackpunkt für die Jugendlichen sein, denn es stellt sich zwangsläufig die Frage, wer dafür in Frage kommen könnte. Die Paten gestalten mit ihren Firmlingen gemeinsam die Firmvorbereitung. Sie übernehmen Verantwortung, bringen sich mit ein und begleiten. Das bedeutet aber nicht, dass sie bei allen Aktivitäten der Firmlinge dabei sein müssen.“ Im Prinzip kann jeder und jede Pate oder Patin werden. Es sind dafür keine perfekten Christen gefragt, sondern Menschen, die selbst auf der Suche und offen für religiöse Fragen sind. Die Patenschaft ist auch nicht konfessionsgebunden. Zunächst erhalten die möglichen Paten ein Anschreiben. Anschließend finden Patenabende statt, bei denen offene Fragen geklärt werden können. Bei einer Infoveranstaltung für angefragte Paten im November erhalten diese dann das Rüstzeug für ihre Patenschaft. „Es wäre schön, wenn sich ausreichend Paten und Patinnen finden, die die Jugendlichen auf ihrem Weg zur Firmung begleiten“, wünscht sich Marcus Schuck. „Wenn Sie also angesprochen werden sollten, dann winken Sie bitte nicht gleich ab, sondern treffen Sie Ihre Entscheidung, wenn Sie ausreichend informiert worden sind. Die Jugendlichen werden es Ihnen danken.“

Wagnis eingehen, gewinnen

„Es ist klar: ´glaubensnetz´ ist ein Wagnis.“ Das weiß auch Marcus Schuck. „Aber wir müssen Neues wagen, wenn wir junge Menschen für den Glauben an Gott begeistern wollen. ´glaubensnetz´ wagt Individualismus statt Gleichmacherei. So unterschiedlich junge Menschen sind, so unterschiedliche Wege der Firmvorbereitung bietet das ´glaubensnetz´. Denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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