Der „Altweibersommer“ ist nicht frauenfeindlich

Freuen wir uns - wie dieses Damen-Duo - über eine Wiederauflage des Sommers im September und genießen die sonnigen Tage mit ihrem blauseidenen Himmel.
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  • Freuen wir uns - wie dieses Damen-Duo - über eine Wiederauflage des Sommers im September und genießen die sonnigen Tage mit ihrem blauseidenen Himmel.
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Verheißungsvoller Altweibersommer

Wenn der Sommer warm ausklingt und die Witterung stabil und einigermaßen trocken ist, klopft der Altweibersommer mit Laubfall und -Verfärbung sowie wunderbaren Fernsichten an die Tür.

Klangvolle, poetische Wortherkunft

Poetisch klingen andere Bezeichnungen für den Altweibersommer:
Ähnlsummer, Frauensommer, Mädchensommer, Mettensommer, Mettkensommer, Metjensommer, Nachsommer, Witwensommer, Michaelssommer, Martinssommer, Allerheiligensommer oder fliegender Sommer vorkommen.

Die sprachgeschichtliche Deutung ist dennoch nicht ganz einfach.

Glitzernde Spinnennetze im Altweibersommer

Experten erklären den Namen „Altweibersommer“ von besonderen Spinnfäden her, mit denen junge Baldachin-Spinnen im Herbst durch die Luft segeln.

Mit ihren produzierter Flugfäden schweben die besagten Spinnen durch die Luft: der Glitzer-Effekt erinnert die Menschen an das graue Haar alter Frauen.

Mit „weiben“ bezeichneten unsere Altvorderen im Althochdeutschen das Knüpfen der Spinnweben.

Etwas einleuchtender scheint eine zweite Erklärung zu sein. Dem Wort „Altweibersommer“ liegt das Motiv der zweiten Jugend bei Frauen zugrunde, die als unzeitig und nur für kurze Zeit dauernd angesehen wird.

Mit dieser letztere Deutung könnten das schweizerische Witwesömmerli und der bairische Ähnlsummer (‚Großvatersommer‘)in Verbindung stehen, vielleicht liegt aber auch das Bild des alten, schwachen Sommers vor.

Andere Begriffe für die meteorologische Erscheinung der milden Herbsttage lassen sich leichter und einfacher deuten.

Norddeutsche Dialekte kennen den Altweibersommer als Mettkensommer und ähnlich, die Altweibersommerfäden heißen Metten, Mettken oder Mettjen.

Die skurril anmutenden Namen umschreiben das Raupengespinst oder die Made in einer Verkleinerungsform.

Von den Lauten her weisen diese Namen im Volksmund Ähnlichkeiten mit dem Begriff „Mädchen“ auf.

Auf besondere Herbst-Tage wiederum beziehen sich die Wörter (St.) Michaelssommer (29. September), Allerheiligensommer (1. November) und (St.) Martinssommer (11. November).

1989 hat das Landgericht Darmstadt amtlich vermerkt, dass die Verwendung des Ausdrucks „Altweibersommer“ durch die Medien keinen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von älteren Damen darstellt.

Altweibersommer in anderen Ländern

In Ungarn, Polen, Tschechien, der Slowakei und Russland kennt man diese Zeit ähnlich wie im Deutschen als Altweibersommer (ung. vénasszonyok nyara, poln. babie lato, tschech. babí léto, slowak. babie léto. russ. babje leto).

In Nordamerika, insbesondere in den Neuenglandstaaten, wird diese Wetterlage als „Indian Summer“ (Québec: été indien) bezeichnet . Im Deutschen ist der Name „Indian Summer“ oft mit der herbstlichen Laubfärbung assoziativ verbunden, umschreibt aber nur einen Teilbereich.

Ähnlich bezeichnet man in Finnland „Ruska-Aika" die Zeit der Braunfärbung und die Schweden sprechen von „brittsommar“, dem Birgitta-Sommer.

In Skandinavien insgesamt kommen Phänomene der aufkommenden Polarnacht hinzu. In dieser Übergangsphase von der Mitternachtssonne zur Polarnacht macht der Spätsommer mit seiner prachtvollen Laubfärbung Ausflüge in die Natur besonders verlockend.

Die Ruska-Saison gilt vielen einheimischen Naturfreunde als der Höhepunkt des Jahres und als Auslöser für einen ausgeprägten Tourismus ins nördliche Lappland, den nördlichsten Teil Europas am Polarkreis.

In den Mittelmeerländern kennt man die späte Warmperiode, dort im November, als St.-Martins-Sommer.

In Japan ist ein warmer später Sommer der „kleine Frühling“ (koharu).

Das darauf folgende Momijigari beschreibt den Brauch, bei angenehmem Herbstwetter Landschaften und Parks mit schöner herbstlicher Laubfärbung, insbesondere von Ahornbäumen und -wäldern, zu besuchen.

Volksglauben und Wetterregeln

Im Volksglauben deuteten unsere Vorfahren die Spinnweben der Baldachinspinnen auch für Gespinste von Elfen, Zwergen, der Nornen oder der Jungfrau Maria („Marienfäden“, „Mariengarn“, „Marienseide“, „Marienhaar“ oder „Unserer Lieben Frauen Gespinst“, „Mutter Gottes Gespinst“).

Unsere Altvorderen nahmen auch an, dass es baldige Hochzeit verheiße, wenn sich fliegende Spinnfäden im Haar eines jungen Mädchens verfangen.

Auch Bauernregeln nehmen Bezug zum Altweibersommer:

1. November: „Ist’s zu Allerheiligen rein, tritt Altweibersommer ein“

15. November: „Der heilige Leopold ist oft noch dem Altweibersommer hold“.

Oder allgemein, aber verheißungsvoll:

„Altweibersommer, dann bleibt der Herbst trocken.“

Fazit:

Freuen wir uns über eine Wiederauflage des Sommers
im September
und genießen die sonnigen Tage
mit ihrem
blauseidenen Himmel.

Weitere Bilder sind in Vorbereitung!

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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