Wenn Pfarrer auf Reisen gehen...

Pater Richard (Bildmitte) aus dem indischen Tamilnadu inmitten der Ministranten der Pfarreiengemeinschaft „Christus Salvator“ Elsenfeld. | Foto: Andrea Kaller-Fichtmüller
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...dann wissen sie ihre Schäfchen in den Pfarreien in guten Händen bei ihrer Urlaubsvertretung.

Jeder hat ein Recht auf Urlaub und Erholung. Und das ist auch bei Priestern nicht anders. Immer wieder sind daher auch viele Pfarreien im Dekanat Obernburg vom Urlaub des Gemeindeleiters betroffen.

Anspruch auf Urlaub

De facto sind Priester Beamte, die nach dem Beamtenstatus eingruppiert sind und eine Besoldung erhalten. Darunter fällt dann auch, dass sie ein Anrecht auf drei Wochen Urlaub am Stück haben. Zudem erhalten sie für jeden Sonn- und Feiertag einen freien Tag in der Woche. In der Wirklichkeit sieht das oft ganz anders aus. Während ein normaler Angestellter seinen Urlaub beantragt und sofern keine betrieblichen Gründe dagegen sprechen in der Regel auch genehmigt bekommt, hat ein Pfarrer zwar den gleichen Anspruch, muss aber im Vorfeld alles für seine Abwesenheit organisieren.
Aufgrund seines Amtes steht es dem Priester zu, der Eucharistiefeier vorzustehen, zu taufen, die Krankensalbung zu spenden und die Feier der Trauung vorzunehmen. Hauptamtliche und Laientheologen, die eine Beauftragung besitzen, können Taufen und Trauungen ebenfalls übernehmen. „Es ist ein erheblicher organisatorischer Aufwand im Vorfeld“, erläutert Pfarrer Markus Lang, der seit September 2005 Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft „Christi Himmelfahrt“ Kleinwallstadt und Hausen ist. „Ein Pfarrer muss immer erreichbar sein. Zudem stehen Pfarrer in Deutschland sehr stark im Fokus und übernehmen auch viele repräsentative Aufgaben. Es funktioniert nicht, wenn für die Abwesenheit durch Urlaub nicht vorgesorgt wird.“

Bistum sammelt Bewerbungen

Um personelle Engpässe zu vermeiden, können sich die Pfarreien an das Bistum wenden. Pfarrer Markus Lang: „Dort liegen Bewerbungen von Pfarrern, zumeist aus dem Ausland, vor, die schon einmal in Deutschland waren und während einer Urlaubszeitvertretung ihre Deutschkenntnisse aufrechterhalten und sich etwas dazuverdienen möchten. Auch wir haben auf diese Art im Jahr 2008 jemanden für Kleinwallstadt gesucht.“

Professor aus Kamerun in Kleinwallstadt

„Zu unserem großen Glück kam Professor Emmanuel Lemana aus Kamerun in unsere Gemeinde“, fährt Pfarrer Lang fort. „Er hatte in Deutschland studiert und wollte für seine Studien am Priesterseminar in seiner Heimat die Urlaubszeitvertretung mit der Suche nach geeigneter Literatur verbinden.“ Welcher Glücksfall Emmanuel Lemana war, zeigte sich in den Folgejahren. „Insgesamt fünfmal, von 2008 bis 2012, kam er in unsere Pfarreiengemeinschaft.“ Es gefiel ihm hier sehr gut, er wohnte bei einer Familie und hatte sich schnell eingelebt. Leider ist der Kontakt dann Anfang 2013 abgebrochen, weil Emmanuel Lemana neue Aufgaben in Kamerun übernommen hatte.

2014 gegenseitige Vertretung

„Im letzten Jahr war Kaplan Johannes Werst, den ich bereits als Praktikant vor seiner Priesterweihe bei mir hatte, während meines Urlaubs in Kleinwallstadt“, erinnert sich Pfarrer Lang. „In diesem Jahr haben wir uns mit unserer Nachbarpfarreiengemeinschaft ´Christus Salvator´ Elsenfeld die Urlaubszeitvertretung aufgeteilt und uns gegenseitig vertreten.“

Pater aus Indien in Elsenfeld

Dort ist Mitte Juli Pater Richard aus Tamilnadu in Südindien eingetroffen, der die Urlaubsvertretung für Pfarrer Dr. Heinrich Skolucki angetreten hatte. Der Ordenspriester der Salesianer Don Boscos gehört seit 22 Jahren dem Orden an und wurde vor 11 Jahren zum Priester geweiht. „Zur Zeit arbeite ich in Jerusalem an meiner Doktorarbeit“, erzählt Pater Richard. „Ich habe bereits 2004 einen ersten Deutsch-Sprachkurs über zwei Monate in Bonn gemacht, weil für mein Lizenziat in Bibelwissenschaften die deutsche Sprache obligatorisch ist.“ Weitere Sprachkurse hat er 2010 und 2011 ebenfalls in Bonn besucht. „Da ich 2012 meine Sprachkenntnisse auffrischen wollte, suchte ich nach einer Möglichkeit und fand sie hier in Elsenfeld als Urlaubsvertretung von Pfarrer Dr. Skolucki. Ein Mitbruder von mir, Pater John Britto, war bereits 2010 und 2011 hier. Er hat mir davon berichtet und so geschwärmt, dass ich es selbst erfahren wollte. Jetzt bin ich bereits zum dritten Mal in Folge hier.“

Einblicke gewinnen

Pastoralreferent Holger Oberle-Wiesli, der in der Pfarreiengemeinschaft tätig ist, schätzt die Anwesenheit von Pater Richard sehr. „Pater Richard nimmt Anteil am Gemeindeleben und bringt sich aktiv ein. Dabei übernimmt er nicht nur die Gottesdienste, sondern spendet auch Krankensalbungen und hält das Requiem bei Beerdigungen. Am meisten bewundere ich an ihm, dass er sich persönlich so in unserer Pfarrei engagiert und sie mit Leben füllt.“ Auch Pater Richard freut sich über seine Zeit in Elsenfeld: „Ich bin jeden Tag in einer anderen Familie und lerne dabei deutsches Familienleben kennen. Die Menschen erzählen mir von ihren Freuden und Sorgen, von schönen und weniger schönen Erlebnissen. Das bereichert mich sehr. Ich lerne deutsche Kultur kennen und erfahre, wie Glauben hier gelebt wird. Das wiederum kann ich in meine Arbeit einbringen. Für mich ist das kein Stress, denn ich genieße hier in Elsenfeld eine Auszeit von meiner Doktorarbeit, die mich sehr fordert.“

Ein Geben und Nehmen

Über die Jahre, die Pater Richard nun nach Elsenfeld kommt, sind auch Freundschaften entstanden. „Pater Richard hat ein hervorragendes Namensgedächtnis“, weiß Holger Oberle-Wiesli. „Darüber staunen wir immer sehr. Die Ministranten beispielsweise, die er vor einem Jahr das letzte Mal gesehen hat, kennt er trotzdem persönlich mit Namen.“ Pater Richard ist in Elsenfeld direkt eingebunden: „Ich spiele gerne Fußball, fahre Fahrrad oder gehe spazieren. Alles ist gut organisiert und ich erhalte Hilfe, wenn ich sie benötige. Ich gebe viel, aber ich bekomme noch viel mehr zurück. Das ist eine schöne Erfahrung.“

Gut für beide Seiten

„Ich habe von Emmanuel Lemana sehr profitiert“, berichtet auch Pfarrer Lang zurückblickend. „Ich konnte zunächst einmal beruhigt in Urlaub fahren, denn ich wusste, er spricht und versteht die deutsche Sprache und kann sich mit den Menschen unterhalten. Zudem war er sehr beliebt und ist häufig eingeladen worden. In den wenigen Tagen, die wir gemeinsam verbrachten, haben wir zusammen Gottesdienste gefeiert und er wohnte bei mir im Pfarrhaus. Wir hatten auch privat einen guten Kontakt zueinander.“

Zukunftswünsche

Für die Zukunft wünscht sich Pfarrer Markus Lang, dass sich einmal ein Ruhestandspfarrer in der näheren Umgebung niederlässt. „Damit wäre mir und meinen Kollegen schon sehr geholfen.“ Ruhestandspfarrer haben ohne Zweifel ihren Ruhestand verdient, freuen sich aber wie jeder andere Rentner über das gute Gefühl, hin und wieder noch gebraucht zu werden. „So könnte ich vielleicht doch einmal ein Bildungswochenende mit jungen Familien gestalten. Das schwebt mir schon länger vor. Für viele Dinge bleibt im Alltag keine Zeit und vieles ist einfach auch schon zu sehr Routine. Da würde Abwechslung guttun.“ Ähnlich sieht es auch Pastoralreferent Holger Oberle-Wiesli aus Elsenfeld: „Die Zeit, in der wir eine Urlaubsvertretung haben, ist für unsere Gemeinde immer eine ganz besondere Zeit. Den Austausch und die Gespräche mit Pater Richard empfinde ich als sehr schön. Pater Richard ist so authentisch. Er strahlt eine Fröhlichkeit aus, die uns immer wieder begeistert. Es ist toll, dass er bei uns ist.“

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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