Am Aschermittwoch ist alles vorbei ...

Am Aschermittwoch beginnt sie, die  vierzigtägige Vorbereitungszeit  auf Ostern.
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  • Am Aschermittwoch beginnt sie, die vierzigtägige Vorbereitungszeit auf Ostern.
  • hochgeladen von Roland Schönmüller

Vom Fasching zur Fastenzeit: Szenenwechsel in der Region

Es ist kurz vor acht Uhr am Aschermittwoch. Am vollgeparkten Kirchhofplatz vorbei zieht es die Gläubigen zur heiligen Messe in die altehrwürdige Wallfahrtsbasilika St. Georg.

Rund 50 Besucher haben sich schließlich im noch dunklen Walldürner Gotteshaus eingefunden. Einige wenige Kerzen brennen im Chorraum und vor dem Gnadenaltar. Ein älterer Herr stiftet eine Opferkerze an der Pietà-Andachtsecke.

Das Orgelspiel entfällt heute, denn am Aschermittwoch setzt die Kirche mit der beginnenden vierzigtägigen Fastenzeit besondere Zeichen.

Der monochrom anmutende Gesang und das fromme Gebet der Gläubigen im Wechsel mit dem Pfarrer bestätigen den Ausnahmecharakter des besonderen Fast- und Abstinenztages.

Pater Josef Bregula OFM Conv. hält den traditionellen Gottesdienst und vollzieht die Segensauflegung der Asche bei den Gläubigen. In seiner Predigt charakterisiert der Geistliche die Fastenzeit als Chance der inneren Einkehr und Besinnung.

Nicht beengend und einschränkend solle man - so Pfarrer Bregula, die kommenden Tage und Wochen ansehen. Die Fastenzeit sei Befreiung vom Alltag und Startschuss zugleich für ein besseres Verhältnis zu den Mitmenschen, zu sich selbst und zu Gott.

Nach der einstündigen Messe zieht es viele Gläubige bald nach Hause. Das triste Wetter mit Graupelschauer und kleine Windböen reduziert manche Kommunikation zu einem Small-Talk, obwohl es noch reichlich Gesprächsstoff zu den vergangenen närrischen Tagen gäbe.

„Die schlimmste Zeit des Winters ist wohl vorbei!“, betont ein Walldürner Stadtwerke-Mitarbeiter im einsetzenden Schneetreiben. Er ist wie seine Kollegen seit sieben Uhr im Dienst.

In der Tat gibt es viel zu tun. Die letzten Faschingsumzugs-Spuren auf den Straßen und in der Höhe (aufgehängte Lumpen- und Kleidungsstücke) werden beseitigt. Lästig ist das überall verteilte, inzwischen nass gewordene Stroh. Doch flinke Arbeiter-Hände und unermüdliche Kehrmaschinen schaffen Ordnung in der Walldürner Altstadt.

Das Feuer am Schloss, wo die Faschenaachts-Verbrennung nach dem „Groußen Dürmer Umzuuch“ am Faschingsdienstag-Abend stattfand, ist längst erloschen.

Vereinzelt liegen noch Relikte vom Tag zuvor überall: ausgemusterte Regenschirme, Glasscherben, Likörfläschchen, Plastikbecher, Konfetti und Luftschlangen.

Aus einem Modegeschäft räumt eine Verkäuferin zügig die närrische Dekoration und die Faschings-Kostüme beiseite. Die neue Frühlings-Kollektion wartet.

Im Bäckerladen nebenan gibt es noch frische Faschingskrapfen für einige unverzagte Gourmet-Liebhaber. Doch mehr gewünscht werden Brezeln und anderes Fasten-Gebäck.

Fazit:

Ein Szenenwechsel ist überall spürbar. Denn am Aschermittwoch ist alles vorbei ...und eine neue Zeit beginnt!

Hintergrund:

Das Besondere am Aschermittwoch
Bedeutung und Brauchtum des Tages zwischen Fasching und Fastenzeit

„Am Aschermittwoch ist alles vorbei!“ – so singt man im Fasching, vor allem im rheinischen Karneval. Irrtum ! Am Aschermittwoch beginnt sie, die vierzigtägige Vorbereitungszeit auf Ostern. Karneval, Fasching und Fastnacht sind vorüber – das Fasten kann nun beginnen. Der Aschermittwoch markiert somit zugleich den Beginn der christlichen Bußzeit. Diese österliche Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet mit der Karwoche. Sie umfasst 40 Tage und soll an die 40 Tage erinnern, die Jesus in der Wüste verbracht hat.

40 Tage fastete Jesus in der Wüste (Matthäus 4,2). 40 Tage sollen auch die feiern, die nach ihm benannt sind. Im Kalender liegen übrigens zwischen Aschermittwoch und Ostern mehr als 40 Tage, aber die Sonntage dazwischen sind nach Auffassung der Kirche Gedenktage der Auferstehung Jesu und gelten nicht als Fasttage.

Der Name „Aschermittwoch“ leitet sich von einer Tradition der alten Kirche her: Damals zogen Büßende zu Beginn der Fastenzeit ein Bußgewand an und wurden mit Asche bestreut. Die Tradition der Aschebestreuung ist seit dem elften Jahrhundert auf die ganze Gemeinde übergegangen und gehört heute zur Liturgie der katholischen Aschermittwoch-Gottesdienste.

Der Priester besprengt die Asche, die aus verbrannten Palmzweigen des Vorjahres gewonnen wurde, mit Weihwasser und zeichnet den Christinnen und Christen ein Aschekreuz auf die Stirn. Dazu spricht der Priester die Worte: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ oder „Bekehrt Euch und glaubt an das Evangelium!“

Etwa seit dem siebten Jahrhundert begann am Aschermittwoch die vierzigtägige Bußzeit für öffentliche Sünder. Sie liefen in „Sack und Asche“ umher und waren bis zum Gründonnerstag aus der Abendmahlsgemeinschaft ausgeschlossen. Ihnen wurde Asche auf das Haupt gestreut. Damit waren sie für alle sichtbar als Sünder gekennzeichnet. Die Asche stammte aus den Palmzweigen des Vorjahres, die am Palmsonntag des Vorjahres bei der Prozession getragen wurden. Damit sollte an die Bedeutung des Leidens und Sterbens Jesu Christus erinnert werden.

Asche, von der der Aschermittwoch also seinen Namen hat, galt seit alter Zeit als ein Zeichen der Wertlosigkeit, der Vergänglichkeit und des Todes. Schon Abraham sagte von sich: „Ich habe mich überwunden, zu reden mit dem Herrn, wiewohl ich Erde und Asche bin.“ ( 1 Mose 18, 28) Auch Hiob saß zum Zeichen der Trauer in der Asche (Hiob 2, 8). Selbst zur Zeit Jesu war es üblich, in Sack und Asche Buße zu tun (Mattäaus 11, 21).

Die Asche erinnert zum einen an die Vergänglichkeit des Menschen und versinnbildlicht zum anderen, dass Altes vergehen muss, damit Neues entstehen kann. Mit dem Aschekreuz auf der Stirn zeigen Christen, dass sie bereit sind zu Buße und Umkehr. Sie bekennen sich gleichzeitig dazu, dass für Christen das Kreuz und der Tod nicht das Ende sind, sondern Anfang eines ewigen Lebens bei Gott. In der Symbolik hängt Asche auch mit Feuer zusammen.

Feuer aber verwandelt, reinigt und schafft Neues. So soll durch die Buße in der Asche ein verwandelter, neuer Mensch entstehen, gereinigt von seinen Sünden. Der Brauch der öffentlichen Buße ging später immer mehr zurück. Stattdessen entstand Ende des elften Jahrhunderts die Sitte, dass der Priester im Gottesdienst den Gläubigen ein Kreuz aus gesegneter Asche auf de Stirn zeichnete. Damit sollten sie zur Buße ermahnt werden.

In der römisch-katholischen Kirche gilt der Aschermittwoch als strenger Fast- und Abstinenztag. An ihm sollen alle Erwachsenen auf Fleisch verzichten und nur eine sättigende Mahlzeit zu sich nehmen. Außerdem gilt für die Gläubigen die Teilnahme an einem Gottesdienst am Aschermittwoch als verpflichtend.

Neben der kirchlichen Bedeutung gibt es am Aschermittwoch eine Fülle von weltlichen Bräuchen. So wird seit dem 19. Jahrhundert mancherorts das Geldbeutelwaschen geübt. Dabei ziehen vorwiegend Jugendliche zu einem Brunnen, um dort ihren Geldbeutel auszuwaschen und zum Trocknen auf die Leine zu hängen. Auch damit sollte ein Neuanfang symbolisch zum Ausdruck gebracht werden.

Bekannt ist der „politische Aschermittwoch“, der besonders in Bayern seit 1953 eine Tradition hat. Die politischen Parteien legen über das vergangene Jahr Rechenschaft ab und besinnen sich neu.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg regte der französische Dichter Paul Claudel einen „Aschermittwoch für Künstler“ an, um damit Künstlern die Möglichkeit zur Besinnung zu schaffen. Inzwischen wird dieser Brauch Jahr für Jahr in mehr als 100 Städten der Welt begangen. Diese Treffen sind auch häufig mit gemeinsamen Gottesdiensten verbunden.

Ein leitender Gedanke dabei ist das Thema „Der Mensch als Bild Gottes“. Bekanntlich ist es unter anderem auch Aufgabe christlicher Kunstwerke, zur Verherrlichung Gottes beizutragen. Aber es ist gewiss nicht Aufgabe der Kunst, die Religion zu ersetzen. Eines verbindet Kunst und Kirche dennoch: die Frage nach dem Sinn des Lebens und des Todes, die Frage nach Schuld und Sühne, nach Heil und Unheil, zutiefst die Frage nach Gott und Mensch.

Die Symbolik des Aschermittwochs hat auch Eingang in unseren Alltag gefunden. So leiten sich bekannte Redensarten wie „in Sack und Asche gehen“ oder „Asche auf mein Haupt“ von der Tradition des Aschermittwochs ab.

Früher war für die gesamte Fastenzeit mit nur einer täglichen Mahlzeit ein strenges Fasten vorgesehen. Mittlerweile gilt dieses nur noch für den Aschermittwoch und Karfreitag. Allerdings gibt es heute viele Formen des Fastens und des Verzichtes. Neben dem Verzicht auf Alkohol, übermäßiges Essen und Konsumgüter gibt es Initiativen wie SMS-Fasten oder Autofasten.

Fazit:

Nach dem weltlichen Treiben zum Karneval setzt mit dem Aschermittwoch eine neue Zeit an, die durch Besinnung und Umkehr geprägt ist. Dieser plötzliche Abbruch des Faschings war offenbar nicht immer leicht in der Praxis zu verwirklichen, wie eine Fülle obrigkeitlicher Verbote des 15. bis 17. Jahrhunderts belegt. Viele Bräuche zu Aschermittwoch zeigen die Abkehr vom Karneval mit seinem fröhlichen und ausgelassenen Treiben und die Hinwendung zu einem Leben in Buße.

Autor:

Roland Schönmüller aus Miltenberg

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